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Sprossenwand - Magazin im DTB
Olympische Spiele Tokio 2020/21 | Foto: Tom Weller

 

Alle Geräte in Olympischer Reihenfolge

Die Geräte der Frauen

Immer mutiger, immer höher - Turnen war schon immer eine Sportart, die sich mit neuen Bewegungen und größeren Schwierigkeiten in den Fokus bringt. Neben Medaillen und Rekorden besteht die höchste Ehre für eine Turnerin oder einen Turner darin, ein Element einzuführen, das deren Namen im Code de Pointage trägt und es ermöglicht, Spuren in der Geschichte zu hinterlassen.

 

Der Sprung

 

Infos zum Gerät

  • Die maximale Anlauflänge beträgt 25 Meter, gemessen von der Vorderkante des Tisches bis zur Innenseite des Blocks, der am Ende der Sprunganlaufmatte angebracht ist.
  • Die Sprungtischhöhe beträgt 1,25 Meter.
  • Ein Sprung dauert weniger als 10 Sekunden.

Besonderheiten und Wissenswertes zum Gerät

  • Abhängig von den Anforderungen des Wettkampfes muss die Turnerin ein oder zwei Sprünge ausführen.
  • Der Sprung beginnt mit einem Lauf, einem Ansprung und beidbeinigen Absprung vom Sprungbrett - entweder aus einer Vorwärtsposition oder einer Rückwärtsposition.
  • Es darf kein Sprung mit seitlicher Landung abgegeben werden.
  • Jeder Sprung muss mit Abdruck beider Hände vom Sprungtisch ausgeführt werden.
  • Es werden zwei Sprungphasen ausgewertet:
    • Erste Flugphase vom Absprung zum Sprungtisch
    • Zweite Flugphase vom Sprungtisch zur Landung
  • Ein sauberer Stand innerhalb der Landezone ist wichtig.

Der Stufenbarren

 

Infos zum Gerät

Mit dem Absprung vom Sprungbrett oder der Matte beginnt die Übung.

  • Der untere Holm hat eine Höhe von 1,70 Meter.
  • Die Höhe des oberen Holmes beträgt 2,50 Meter.

Besonderheiten und Wissenswertes zum Gerät

  • Ein Flugelement mit und ohne Holmwechsel, Umschwünge sowie mindestens zwei unterschiedliche Griffe müssen mit sauberer Technik und ohne Pause gezeigt werden.
  • Der Schwierigkeitsgrad ergibt sich aus den acht höchsten Elementen und dem Abgang.

Der Schwebebalken

Infos zum Gerät

  • Die Turnerin balanciert auf einem 10 Zentimeter schmalen Balken, der eine Länge von 5 Meter hat.
  • Die Höhe des Balkens beträgt 1,25 Meter.
  • Eine Übung darf maximal 90 Sekunden dauern, bei Überschreitung der Zeit gibt es Abzüge (0,10 Punkte pro Element, die nach dem 90-Sekunden-Zeitlimit ausgeführt werden. Ein Signal (Gong) wird zehn (10) Sekunden vor dem maximalen Zeitlimit und erneut zum maximalen Zeitlimit (1:30) gesendet, um anzuzeigen, dass die Übung beendet werden soll.

 


    Besonderheiten und Wissenswertes zum Gerät

    Die allgemeine Wertung beginnt mit dem Absprung vom Brett oder der Matte. Die Turnerin muss acht Elemente zeigen, davon drei Akrobatikelemente, drei Tanzelemente und zwei optionale Elemente (Sprüngen und Drehungen). Es zählt vor allem Eleganz, Kreativität und Präzision.

    Komposition und Choreografie

    Eine gut strukturierte Zusammenstellung der Übung beinhaltet:

    • eine abwechslungsreiche Auswahl an Elementen aus verschiedenen Strukturgruppen in der Elementtabelle
    • Levelwechsel (auf und ab)
    • Richtungswechsel (vorwärts, rückwärts, seitwärts)
    • Rhythmuswechsel und Tempo
    • kreative Bewegungen und Übergänge

    Das ist „was“ sie vorführt.


    Rhythmus und Tempo

    Rhythmus und Tempo müssen abwechslungsreich sein, mal lebhaft, mal langsam, aber überwiegend dynamisch und vor allem ununterbrochen. Der Übergang zwischen den Bewegungen und Elementen sollte fließend sein: ohne unnötige Pausen oder längere vorbereitende Bewegungen vor den Elementen. Die Übung sollte keine Aneinanderreihung von getrennten Elementen sein.

    Künstlerische Darbietung

    Wenn eine Turnerin Kreativität, Leistungssicherheit, persönlichen Stil, perfekte Technik und abwechslungsreichen Rhythmus und Tempo beweist, verwandelt sie eine gut strukturierte Komposition in eine künstlerische Darbietung.

    Dies ist nicht „was“ die Turnerin macht, sondern „wie“ sie es tut.


    Der Boden

    Infos zum Gerät

    • Die Choreografie darf maximal 90 Sekunden lang sein.
    • Die Wertung der Übung startet mit dem Einsatz der Musik.
    • Die Bodenfläche beträgt 12x12 Meter.
    • Die komplette Bodenfläche wird für akrobatische Bahnen, Sprünge und Drehungen ausgenutzt.
    • Ein Verlassen der Bodenfläche wird mit einem Abzug bestraft.
    • Zur Choreografie muss eine möglichst perfekt abgestimmte Musik laufen.

     


    Besonderheiten und Wissenswertes zum Gerät 

    Das Hauptziel besteht darin, eine einzigartige und ausgewogene künstlerische Gymnastikkomposition zu schaffen und zu präsentieren, indem die Körperbewegungen und der Ausdruck der Turnerin harmonisch mit dem Thema und dem Charakter der Musik kombiniert werden.

    Struktur und Aufbau der Übung beinhalten:

    • eine reiche und abwechslungsreiche Auswahl an Elementen
    • Levelwechsel (auf und ab)
    • Richtungswechsel (vorwärts, rückwärts, seitwärts und Kurven)
    • kreative oder originelle Bewegungen, Verbindungen und Übergänge in akrobatische Bahnen

    Dies ist „was“ die Turnerin macht.

    Die Musik

    Die gewählte Musik muss dazu beitragen, die einzigartigen Eigenschaften und den Stil der Turnerin hervorzuheben. Der Charakter der Musik sollte die Leitidee bzw. Thematik der Komposition vorgeben. Es muss ein direkter Zusammenhang zwischen den Bewegungen und der Musik bestehen.


    Der Ausdruck

    Ausdruck kann allgemein als die Haltung und die Bandbreite der Emotionen definiert werden, die die Turnerin sowohl mit ihrem Gesicht als auch durch ihren Körper zeigt. Dazu gehört, wie sich eine Turnerin im Allgemeinen präsentiert und mit den Kampfgericht und dem Publikum in Kontakt tritt, sowie ihre Fähigkeit, ihren Ausdruck während der Ausführung der schwierigsten und komplexesten Bewegungen zu kontrollieren bzw. zu steuern. Neben der technischen Ausführung sind auch künstlerische Harmonie und weibliche Anmut zu berücksichtigen.

    Es ist nicht nur „was“ die Turnerin macht, sondern auch „wie“ sie ihre Übung ausführt.


    Die Geräte der Männer

    Kraft, Stärke und Wagemut zeichnet das Gerätturnen aus, eine der körperlich anspruchsvollsten Sportarten der Welt.

    Die Turner treten an sechs verschiedenen Geräten gegeneinander an – Boden, Pauschenpferd, Ringe, Sprungtisch, Barren und Reck – wobei das Ziel darin besteht, nicht nur hochfliegende akrobatische Fähigkeiten und Kraftbewegungen, sondern auch Eleganz und Finesse zu demonstrieren. Eine gesunde Portion Furchtlosigkeit schadet ebenfalls nicht.

    Der Boden

    Infos zum Gerät

    • Die Bodenfläche misst 12x12 Meter mit einer zusätzlichen Sicherheitskante von einem Meter am Rand.
    • Der Start der Übung ist im Stand mit geschlossenen Beinen.
    • Die Übung sollte maximal 70 Sekunden dauern.
    • Der Turner muss mindestens 10 Schwierigkeiten aus akrobatischen, Kraft-, Gleichgewichts- und Beweglichkeitselementen sowie Handständen zeigen.
    • Die Elemente müssen harmonisch und choreographiert miteinander verbunden werden.
    • Jede Ecke der Fläche muss beturnt werden.
    • Ein Verlassen der Bodenfläche wird mit einem Abzug bestraft.
    • Das Ende der Übung muss ein akrobatisches Element sein, welches auf den Füßen gelandet wird.

    Besonderheiten und Wissenswertes zum Gerät 

    Die Bodenübung kombiniert die dynamischen Sprung- und nicht-akrobatischen Elemente, die die Kraft, das Gleichgewicht und die Flexibilität des Turners mit Stil zeigen. Sprünge müssen sowohl nach hinten als auch nach vorne gerichtet sein und müssen aus Flippelementen und Drehelementen bestehen. Während der Übung sollte die gesamte Bodenfläche genutzt werden.

    Das Pauschenpferd

     

    Infos zum Gerät

    • Die Übung beginnt im Stand mit geschlossenen Füßen.
    • Die Bewertung beginnt, sobald die Füße den Boden verlassen.
    • Die Länge des Pauschenpferdes beträgt 1,60 Meter und ist 1,15 Meter hoch.
    • Die Fläche des Pauschenpferdes beträgt 35 Zentimeter.

    Besonderheiten und Wissenswertes zum Gerät

    • Das komplette Pauschenpferd muss beturnt werden.
    • Nur die Hände dürfen das Pauschenpferd berühren.
    • Es werden Elemente wie Kreis-, Einbeinschwünge, Scheren und Schwünge durch den Handstand geturnt.
    • Nach einem Fehler im Abgang darf dieser innerhalb von 30 Sekunden wiederholt werden.
    • Die Turner müssen immer gestreckte Beine und voll gestreckte Körper zeigen, wobei die Hüften so hoch wie möglich über dem Gerät angehoben sind.

    Die Ringe

    Infos zum Gerät

    • Zwei Ringe mit einem Durchmesser von 18 Zentimetern und einem Abstand von 50 Zentimetern sind 2,8 Meter über dem Boden aufgehängt.
    • Die Startposition ist der ruhige Hang.
    • Die Übung muss einen gleichen Anteil von Schwung-, Kraft- und Halteelementen enthalten.
    • Die Handgelenke dürfen nicht abknicken.
    • Mit Hang, Stütz und Handständen werden die Elemente miteinander verbunden.
    • Eine Übung enthält mindestens zehn Elemente.
    • Das Ende ist ein sicherer Abgang von den Ringen.

    Besonderheiten und Wissenswertes zum Gerät 

    Die Kraft ist der Schlüssel zu einer guten Übung an den Ringen, bei denen ein Turner an zwei Ringen fast drei Meter über der Matte hängt. Ringe-Übungen bestehen aus einer Reihe von Kraftgriffen und Handständen - die beide mindestens zwei Sekunden lang gehalten werden müssen - und schwingenden Elementen zwischen den Ringen, wobei sich die Turnerin vor einem hochfliegenden Abstieg sanft von einem Element zum nächsten bewegt. Die Ringe sind das einzige Gerät, bei dem ein Turner vor dem Absteigen nie den Kontakt zum Gerät verliert.

    Der Sprung

    Infos zum Gerät

    Abhängig von den Anforderungen des Wettkampfes muss der Turner ein oder zwei Sprünge ausführen.

    • Die Anlaufdistanz beträgt 25 Meter, gemessen von der Vorderkante des Tisches bis zur Innenseite des Blocks, der am Ende der Sprunganlaufmatte angebracht ist.
    • Die Sprungtischhöhe beträgt 1,35 Meter.
    • Ein Sprung dauert weniger als zehn Sekunden.

    Besonderheiten und Wissenswertes zum Gerät 

    • Der Sprung beginnt mit einem Lauf, einem Ansprung und beidbeinigen Absprung vom Sprungbrett - entweder aus einer Vorwärtsposition oder einer Rückwärtsposition.
    • Es darf kein Sprung mit seitlicher Landung abgegeben werden.
    • Jeder Sprung muss mit Abdruck beider Hände vom Sprungtisch ausgeführt werden.
    • Es werden zwei Sprungphasen ausgewertet:
      • Erste Flugphase vom Absprung zum Sprungtisch
      • Zweite Flugphase vom Sprungtisch zur Landung
    • Ein sauberer Stand innerhalb der Landezone ist wichtig.

    Der Barren

    Infos zum Gerät

    • Der Barren ist 2,0 Meter hoch und 3,50 Meter lang, die Holmen haben einen Abstand von etwa 0,5 Metern und können in der Breite dem Turner angepasst werden.
    • Schwung- und Flugelemente sind gefordert.
    • Ausgangs- und Endposition der Elemente entscheidet über den Schwierigkeitswert.
    • Das Ende der Übung ist der Abgang vom Gerät durch ein akrobatisches Element.

    Besonderheiten und Wissenswertes zum Gerät 

    Timing und Balance sind entscheidend für eine gute Übung am Barren, wobei ein Turner eine Vielzahl von Schwungelementen und Flugelementen aus einer Stütz-, Hang- und Oberarmposition zeigt. Die Übung sollte reibungslos von einem Element zum nächsten fließen und die Turner sollten einen perfekt geraden Handstand zeigen. Die schwierigsten Übungen beinhalten Elemente wie einen Doppelsalto zwischen den Stangen und Abstiege mit halben und vollen Drehungen.

    Das Reck

    Infos zum Gerät

    • Die Reckstange ist 2,8 Meter hoch, 2,4 Meter breit und die Stange hat einen Durchmesser von 2,8 Zentimeter.
    • Timing, Flughöhe und Drehgeschwindigkeit müssen perfekt getroffen werden.
    • Griffwechsel, Felg- und Umschwungbewegungen müssen fließend mit Flugelementen kombiniert werden.
    • Ein sauberer Abgang ist entscheidend.
    • Es wird als das Königsgerät bezeichnet.

    Besonderheiten und Wissenswertes zum Gerät 

    Das Reck ist eines der spektakulärsten Geräte, bei dem die Turner Schwünge, Drehungen und Salti über die Stange ausführen, bevor sie einen Abgang turnen. Die Turner müssen die Stange mindestens einmal vollständig loslassen und wieder greifen. Die Besten der Welt reihen mehrere aufregende Flugelemente aneinander.

    Regelwerk

    Das Bewertungssystem

    Seit 2006 gibt es im Gerätturnen den berühmten Höchstwert von 10,0 Punkten nicht mehr. Stattdessen erhalten die Turnerinnen und Turner eine Endnote, die sich aus der Addition zweier Einzelwertungen zusammensetzt. Diese sind der sogenannte D- und E-Wert. Der D-Wert steht für die Schwierigkeit (difficulty) einer Übung und der E-Wert für dessen Ausführung (execution). Der D-Wert ergibt sich aus der Summe der schwierigsten geturnten Elemente pro Übung, denn für jedes gezeigte Element gibt es eine festgelegte Punktzahl. Bei den Frauen werden die acht, bei den Männern die zehn schwierigsten gezeigten Elemente in die Wertung aufgenommen. Hinzu kommen pro Geschlecht Punkte für die Erfüllung spezieller Aufgaben. Beim E-Wert wird noch einmal die altehrwürdige 10,0 als Ausgangwert einer jeden Übung herangezogen. Die Kampfrichterinnen und Kampfrichter ziehen dann von diesem Wert für jeden Fehler eine bestimmte Punktzahl ab. Es gibt Abzüge für kleine (-0,1), mittlere (-0,3) und große Fehler (-0,5) sowie für Stürze (-1,0). Die Note, die Zuschauer in der Halle und an den TV-Bildschirmen angezeigt bekommen, ergibt sich aus der Addition der beiden Teilnoten, abzüglich der Sanktionen (penalty) für Linien- und Zeitüberschreitungen.

    D-Note:
    Summe der höchsten Schwierigkeitselemente (acht bei den Frauen, zehn bei den Männern)
    + Gerätspezifische Kompositionsanforderungen (nur bei Frauen)
    + Elementegruppenerfüllung: maximal vier aus jeder Gruppe (nur bei Männern)
    + Wert des Abgangs
    + Verbindungspunkte

    Wertigkeit: A-Elemente: 0,1 Punkte bis I-Elemente: 0,9 Punkte

    E-Note:
    Ausgangspunktzahl: 10 Punkte
    Minus Abzüge in Technik und Ausführung

    Penalty:
    Abzüge für Überschreitung der Linien an Boden und Sprung (-0,1 bis -0,3) oder Zeitüberschreitung der Übung (Boden, Balken) selbst, des Einturnens oder der Pause nach einem Sturz.

    Endnote: D-Note + E-Note - Penalty

    Gerätturnen Bewertungen kinderleicht erklärt

    Turnerin Julia und Kampfrichterin Selina Röhrl zeigen der KiKa-Moderatorin Laura, wie eine Kür am Stufenbarren bewertet wird.