Jetzt lesen:
Sprossenwand - Magazin im DTB
Orientierungslauf | Bildquelle: Adobe Stock

 

Orientierungslauf in der Schule

Regelmäßiger Sportunterricht in der Schule spielt eine entscheidende Rolle für die ganzheitliche Entwicklung von Schülerinnen und Schüler. Durch verschiedene Sportarten und Bewegungsformen werden körperliche und geistige Fähigkeiten gefördert, außerdem soziale Kompetenzen gestärkt.

Eine große Vielfalt im Sportunterricht ermöglicht es Schüler*innen zusätzlich individuelle Interessen, Talente, Leidenschaften und Stärken (neu) zu entdecken und zu entfalten. Außerdem wird durch die Integration verschiedener und vor allem weniger traditioneller Sportarten in den Unterricht, das Bewusstsein für die Vielfalt des Sports gefördert. Spaß und Spannung bei den Schülerinnen und Schülern ist garantiert. Das sorgt nachhaltig für Nachwuchs auch in weniger frequentierten Sportarten.

Eine Sportart, die nicht nur besonders Körper und Köpfchen fordert, sondern auch super in den Sportunterricht eingebunden werden kann, ist der Orientierungssport. Er liefert wie kaum eine andere Sportart die Möglichkeiten zum fächerübergreifenden Unterricht. Neben sportlichen Inhalten kommen auch Geografie, Biologie und sogar Mathematik nicht zu kurz. Orientierungsläufe bedeuten spielerische Abenteuer nah an der Natur.

Aber was macht eigentlich Orientierungssport so besonders?

Beim Orientierungssport werden mit Hilfe von Karte und Kompass Kontrollpunkte (Posten) im Gelände angelaufen oder angefahren. Sie sind in einer Karte eingezeichnet, die jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer nach dem Start erhält. Oft sind die Posten zu einer Strecke verbunden und müssen in vorgegebener Reihenfolge angelaufen oder angefahren werden.

Ziel beim Orientierungslauf (OL) ist es, die komplette Strecke in der schnellsten Zeit zu bewältigen. Als Beweismittel für das Anlaufen oder Anfahren der Posten werden oft elektronische Positionschips verwendet. Orientierungsläufe können in fast jedem Gelände veranstaltet werden und sogar in der Halle. Ob als Einzel-, Staffel- oder Mannschaftslauf, langweilig wird es bei dem Ausdauersport nie und es gibt neben dem Laufen auch noch andere Varianten.

Hier einige im Überblick

Ski-Orientierungslauf
(Ski-OL)
• Wintersportkombination aus Skilanglauf und Orientierungslauf
• Benutzung von präparierten Loipen

Mountainbike-Orienteering
(MTB-O)
• Kombination aus Radfahren und Orientieren
• beste Route zwischen den Posten finden und möglichst schnell und ohne Fehler abfahren
• als Sprint und Marathon möglich
Präzisionsorientieren
(Trail-O, PreO)
• Kartenlesen und exakte Postenzuordnung im Gelände stehen im Mittelpunkt
• Geschwindigkeit spielt eine untergeordnete Rolle
• Auch für Menschen mit Behinderung geeignet
TempO • Hochgeschwindigkeitsorientieren
• korrekte Postenmarkierungen müssen in der schnellstmöglichen Zeit bestimmt werden
PreO-Sprint • bei jeder Aufgabe gibt es nur einen Posten im Gelände, bei dem entschieden werden muss, ob er richtig oder falsch steht
• Maximalzeit ist gering
• die Strecke ist sehr kurz
• bei Punktgleichheit entscheidet die benötigte Zeit

Weitere Informationen zu den verschiedenen Arten des OL gibt es auf der Website Orientierungssport Deutschland. Einen ausführlichen Artikel "MTBO mit Rad und Karte durch die Natur" findet ihr auch in der Ausgabe OUTDOOR des DTB-Online Magazins Sprossenwand.

Wie können Orientierungsläufe in den Schulsportunterricht eingebunden werden?

Zwar ist der Orientierungssport eine komplexe und technische Sportart, doch um Orientierungsläufe in den Sportunterricht zu integrieren, kann klein und übersichtlich angefangen werden. Für den OL ist ein Einführungsalter ab acht Jahren geeignet. Vorher fehlt die räumliche Orientierungsfähigkeit, die selbst für ältere Kinder und sogar Erwachsene herausfordernd sein kann. Dennoch können im Kindergarten sowie in Klassenstufe 1 und 2 erste spielerische Ansätze über beispielsweise Laufübungen mit Merkstrategien oder Materialsammlungen erlernt werden. 

Sobald einfache und spielerische Abläufe, wie beispielsweise Orientierungsspiele im Klassenzimmer oder der Sporthalle gemeistert wurden, können die Abläufe komplexer aufgebaut werden. Eine Schatzsuche auf dem Schulgrundstück oder im benachbarten Wald ist geeignet, um den Radius zu erweitern und neue Orte kontrolliert zu erschließen. Das langsame und bedachte Vorgehen ist wichtig, um Schülerinnen und Schüler nicht zu überfordern und Frusterlebnisse zu vermeiden.

Auch bei den Materialien ist anfangs kein großes Set erforderlich. Posten- und Landschaftsmarkierungen können mit unterschiedlichen Materialien selbst gebastelt werden. Geeignet sind zum Beispiel Wäscheklammern, Flatterbänder oder Fahnen. Ein Kompass ist gerade für jüngere Kinder nicht erforderlich. Sie müssen erst lernen sich anhand von Landschaftsmarkierungen auf einfachen Karten zu orientieren. Diese Karten können von den Lehrkräften entweder selbst gezeichnet werden oder es wird auf bereits vorhandenes Material, wie Flucht- und Rettungspläne zurückgegriffen.


Lehrer und Schüler, Blick in die Karte | Foto: iStock/Image Source

Sechs Gründe für den Einsatz von OL im Schulunterricht

Der Orientierungslauf bietet zahlreiche pädagogische Vorteile für den Schulsport, welche für eine Implementierung in den Unterricht sprechen:

  1. Fachübergreifender Unterricht: OL verbindet körperliche Aktivität mit geistiger Herausforderung und kann daher in Fächern wie Geografie, Mathematik (z. B. Kartenlesen und Entfernungsabschätzung) und Sport integriert werden.

  2. Förderung der Ausdauer und Fitness: Durch das Laufen in unterschiedlichem Terrain wird die körperliche Ausdauer gefördert.

  3. Schulung der Orientierungsfähigkeit: Kinder lernen, Karten zu lesen und sich räumlich zu orientieren, was ihre allgemeine Problemlösungskompetenz verbessern kann.

  4. Integration und Teamarbeit: Insbesondere bei Staffelläufen wird die Teamfähigkeit gestärkt.

  5. Motivation durch Abwechslung: OL bietet eine willkommene Abwechslung zum herkömmlichen Sportunterricht und kann die Motivation der Schüler steigern.

  6. Integrativer Sport in der Natur: OL ist für Schüler*innen eine ganzheitliche Bewegungserfahrung, die verbindet und gemeinsam an der frischen Luft erlebt wird. 

Konkrete Aufgabenstellungen zum einfachen Umsetzen in den Unterricht

Durch konkrete praxisnahe und interaktive Aufgabenstellungen wird der Orientierungslauf zu einem spannenden und lehrreichen Bestandteil des Schulalltags, der den Schülern hilft, ihre körperlichen und kognitiven Fähigkeiten in einer motivierenden Umgebung zu entwickeln. Ein gutes Beispiel ist der "Foto-Orientierungslauf", wobei die Schüler*innen Fotos von spezifischen Standorten innerhalb des Schulgeländes oder des nahegelegenen Parks erhalten, welche sie auf einer Karte wiederfinden müssen. Eine weitere Möglichkeit ist der "Staffel-Orientierungslauf". In Gruppen ausgestattet mit einem Staffelstab, müssen die Schüler*innen die Kontrollpunkte in einer vorgegebenen Reihenfolge so schnell wie möglich erreichen und den Staffelstab an den/die nächste/n Läufer*in übergeben. Diese Aktivität fördert nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch das Teamwork und die strategische Planung.

Weitere tolle Unterrichtsmaterialieen findet ihr im Skripts des OL Rhein-Main (pdf) auf der Seite 3 oder auf der Website Schul-OL in Bayern.

Der Niedersächsische Landesturnverband macht es vor

In Niedersachsen wurde durch den NTB mit Unterstützung der Niedersächsischen Kinderturnstiftung sowie der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung das Unterrichtsprojekt "Bewegtes Lernen durch die spielerische Kombination von Laufen und Orientieren" ins Leben gerufen. Nach dem Fokus auf die Grundschulen wurden in einer zweiten Projektphase auch die weiterführenden Schulen und Vereine angeleitet, den Orientierungslauf in das Sportprogramm zu integrieren. Mit einer dreistündigen Fortbildung sowie bereitgestellten Materialien soll der Einstieg für interessierte Schulen und Vereine besonders leicht gemacht werden. 

Interesse?
Anmeldungen sind jederzeit per Mail möglich an den Ansprechpartner:

Werner Drese
breitensport-und-schule(at)ntb-ol.de