Jetzt lesen:
Sprossenwand - Magazin im DTB

Olympiaqualifikation als vorrangiges Ziel

20.02.2011 09:37

Das vergangene Jahr war für die DTB-Trampolinturner um Cheftrainer Michael Kuhn mit fünf EM-Medaillen und WM-Finalplätzen äußerst erfolgreich. Nun blickt Kuhn auf das Turnjahr 2011.

Von Trampolin Cheftrainer Michael Kuhn
Ein insgesamt sehr erfolgreiches Trampolin-Jahr 2010 liegt gerade erst hinter uns. Vor allem die EM im April bescherte uns nicht nur einen Asche-Regen durch den Vulkanausbruch in Island und eine 40-stündige Busfahrt nach Varna (BUL), sondern gleich drei Gold- und zwei Silbermedaillen. In der olympischen Einzeldisziplin schafften Anna Dogonadze (Platz zwei), Jessica Simon (Platz fünf) und Henrik Stehlik (achter Platz) das Finale. Dieses Kunststück schaffte Anna Dogonadze bei der Einzel-WM im November als Siebte gleich noch einmal, ihr Kreuznacher Mannschaftskamerad Martin Gromowski ebenfalls (Platz acht).
Mit einem ähnlichen Einzelergebnis bei der WM 2011 in Birmingham (16. - 19.11.) könnten und würden wir die Sektkorken knallen lassen, denn diese bedeuten dann die direkte Olympiaqualifikation für uns. Um nichts mehr, aber auch um nichts weniger wird es für uns in diesem Jahr vorrangig gehen. Die Konkurrenz um diese acht Finalplätze ist hammerhart, es geht um winzige Zehntelchen und es muss einfach alles passen, um dieses große Ziel im ersten Anlauf zu nehmen.

Die Medaillenplätze werden bei der WM in den Einzeldisziplinen scheinbar sicher unter China, Japan und Russland bei den Männern sowie China, Kanada, Russland bei den Frauen ausgemacht. Dahinter tummeln sich einige Nationen mit vielen herausragenden Einzelkönnern, die um den Finaleinzug mitkämpfen. Hierzu zählt auch Deutschland. Vor allem Anna Dogonadze, Martin Gromowski und Henrik Stehlik sind Leistungen zuzutrauen, die sie unter die Top 8 katapultieren können. Sollte Jessica Simon nach ihrer Verletzung wieder zur Leistungsfähigkeit des ersten Halbjahres 2010 zurückfinden, ist auch ihr ein Platz in Finalnähe zuzutrauen. Ebenso wie Karsten Kuritz, wenn er nach seiner Rückkehr vom Auslandssemester in den USA wieder voll einsteigt und sich auf das große Ziel fokussieren kann.

Die große Unbekannte heißt time of flight

Das große Fragezeichen bzw. die große Unbekannte im Trampolinturnen wird die Einführung der "Flugdauer" (TOF = time of flight) ab Januar 2011 sein: Die elektronisch gemessene Dauer aller zehn Sprünge während der Übung fließt als dritter Faktor neben Schwierigkeitsgrad und Haltung in die Wertung bei allen Einzelübungen mit ein. Athleten wie Gromowski und Kuritz gehören eher zu den hoch springenden Turnern, die von der Regel profitieren könnten. Bei vielen anderen Athletinnen und Athleten haben wir dagegen noch etwas Nachholbedarf im Vergleich zu den Besten - respektive den Höchsten!

Angesichts der Dichte und Hochklassigkeit der Einzelkonkurrenz müssen wir uns jedoch im Vorfeld schon darauf einstellen, dass wir die Olympiaqualifikation über den zweiten Anlauf schaffen müssen. Diese zweite Qualifikation findet bereits am 12./ 13.01.2012 in London im Rahmen des vorolympischen Testwettkampfes statt, womit klar wäre, dass in diesem Fall die Weihnachts- und Winterferien in der Turnhalle zu verbringen sind.

Selbstverständlich ist es auch unter Team-Aspekten ein wichtiges Ziel, inmitten der Weltspitze mithalten zu können. Während bei den Männern das Erreichen des Teamfinales der besten fünf Mannschaften in Birmingham möglich ist, wird dies bei den Frauen ungleich schwieriger. Vor allem auf den Positionen drei und vier klafft eine größere Leistungslücke zu unseren besten Frauen und somit wäre ein Platz unter den besten acht Mannschaften schon als Erfolg zu betrachten. Weiterhin liegen traditionell gute Möglichkeiten auf vordere Platzierungen in der wunderschönen Synchrondisziplin. Allerdings wird über die endgültigen Paarungen erst nach den WM-Qualifikationen entschieden.

Der Weg zur WM für die DTB-Trampolinturner

Da es im Trampolinturnen im kommenden Jahr keine Europameisterschaften gibt, werden neben monatlichen gemeinsamen Lehrgängen vor allem ausgesuchte Worldcups den Weg zur WM auszeichnen. Wir starten in die Worldcup-Saison in St. Petersburg (27./ 28.05.) mit möglichst vollem Kontingent und sehen im Anschluss daran als Höhepunkt der WM-Vorbereitung im 1. Halbjahr den Worldcup-Doppelpack in China und Japan (02./ 03.07. und 09./ 10.07.). Zu dieser Reise werden wir mit unseren besten fünf bis sechs Athletinnen und Athleten antreten, um eine fokussierte und konzentrierte Vorbereitung auf die WM in den Mittelpunkt zu stellen.

Das zweite Halbjahr beginnt mit dem mittlerweile traditionellen Heim-Weltcup in Salzgitter (23./ 24.09.), den wir vor allem dazu nutzen wollen, dem tollen deutschen Publikum unsere gesamte Kaderspitze zu präsentieren. Mitte September bis Anfang Oktober stehen außerdem die WM-Qualifikationen in Bielefeld (17.09) sowie innerhalb der Deutschen Meisterschaften (01./ 02.10.) und eine interne Qualifikation an. Hier wird über die Besetzung des WM-Teams entschieden. Danach werden die WM-Teilnehmer den Worldcup im dänischen Odense als Start in die WM-Vorbereitung mitnehmen, die ab diesem Zeitpunkt bis zum Beginn der Titelkämpfe läuft.