Jahr der Herausforderungen
Die EM im eigenen Land, die WM in Tokio sowie die veränderte Wettkampfserie der FIG, sind für Cheftrainer Andreas Hirsch die großen Herausforderungen dieses Turnjahres.
von DTB-Cheftrainer Andreas Hirsch
Mit mehreren Erfolgen bei der vergangenen EM in Birmingham (GBR) und der WM in Rotterdam (NED) konnten Deutschlands Turner eine positive Saison 2010 vorweisen. Das Ziel, mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Risiko und Ausführung sowie Stabilität in den Übungen erfolgreich zu agieren, wurde grundsätzlich erreicht. Nun gilt auch im Turnen: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ und so wird ein spannendes Turn-Jahr 2011 mit zwei Großmeisterschaften – der Turn-EM Berlin 2011 und der WM in Tokio (JPN) – den Kalender nachhaltig bestimmen.
Wir freuen uns auf die Herausforderung mit den Europameisterschaften im eigenen Land und wir wissen um die Bedeutung der Weltmeisterschaften im Oktober im „Land der aufgehenden Sonne“, denn diese Titelkämpfe sind zugleich die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012. Die Aufgaben sind riesig und es sollten alle Turner aus den guten Ergebnissen die richtigen Schlüsse für ihre Trainingsarbeit gezogen haben. Wir sollten mutig, fleißig und mit ehrlicher Arbeit an die Lösung dieser Herausforderungen herangehen. Jeder Wettkampf fängt bei null an und Erfolge
müssen immer wieder neu erkämpft werden. In diesem Herangehen liegt die Chance, den gestiegenen Erwartungen zu entsprechen.
Der Code de Pointage
Trotz einiger Verbesserungen, die im Code de Pointage (Wertungssystem) bereits eingearbeitet wurden, gibt es im internationalen Wertungssystem immer noch Punkte, die im Sinne des Turnsports eine Veränderung erfahren sollten. So ist es bisher noch nicht gelungen, eine generelle Geräteparität im Wettkampf herzustellen. Das Gerät Sprung hat durch seine sehr hohe Bewertung nach wie vor eine besondere Rolle in jedem Wettkampf. Dadurch ist die Nachvollziehbarkeit des Wettkampfverlaufes nicht ausreichend gegeben und sprunggewaltige Turner sowie Nationen mit guten Springern haben Vorteile. Meines Erachtens ist dies weiterhin ein Schwachpunkt der Wertungsrichtlinien.
Veränderungen 2011 und neue FIG Weltcup Regeln
Durch die Reformierung der Weltcup-Serie der FIG ist ein neuer internationaler Turnkalender entstanden, in die sich auch die DTB-Turner einfinden. So sind nun vier A-Weltcup-Veranstaltungen (Jacksonville (USA), Glasgow (GBR), Stuttgart (GER) und Tokio (JPN)) entstanden, an denen die besten acht Mehrkämpfer der Welt teilnehmen. Diese wurden mit den Ergebnissen der WM 2010 nominiert. Für Deutschland hat sich Philipp Boy als Vizeweltmeister qualifiziert.
Des Weiteren gibt es künftig A-Weltcup Veranstaltungen an den Einzelgeräten, wie in Paris (FRA) und Moskau (RUS). Hier gehen zwölf Turner in der Qualifikation an die jeweiligen Geräte. Für Deutschland haben sich Fabian Hambüchen an Barren und Reck sowie Philipp Boy am Reck qualifiziert.
An den Einzelgeräten werden darüber hinaus Challenge-Turniere wie das Turnier der Meister in Cottbus ausgetragen. Dort können die einzelnen Länder pro Gerät zwei Turner anmelden. Durch ein Punktesystem wird es in Zukunft einen Auf- und Abstieg geben innerhalb dieser Serien. Ich erwarte durch die Selektion sehr starke und attraktive Wettkämpfe in der A-Serie und einen großen Ansturm an Turnerinnen und Turnern in der B-Serie. In Cottbus werden wir einen ersten Vorgeschmack erhalten.
Der Wettkampfkalender der DTB-Athleten
Der internationale Saisonstart ist wie in jedem Jahr der American Cup, der nun ein A-Weltcup ist und am 05. März stattfindet. Kurz davor, am 26. Februar, werden die Kaderturner beim National Team Cup in Nördlingen an den Start gehen und ihre erste Qualifikation für die Turn-EM in Berlin bestreiten. Folgen wird das Turnier der Meister als Challenge-Cup vom 11. bis 13. März in Cottbus, ein weiterer wichtiger Test auf dem Weg zur EM. Damit sind wir auch schon voll in den Vorbereitungen auf die
Europameisterschaften, die vom 06. bis 10. April in meiner Heimatstadt Berlin ausgetragen werden. Der absolute Jahreshöhepunkt wird dann in der zweiten Jahreshälfte stattfinden. Bei den 43. Turn-Weltmeisterschaften (07. – 16. Oktober) geht es in Tokio um nichts geringeres, als die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012. Dazu müssen wir unter die besten acht Teams kommen,
das ist unser Ziel!
Mit dem DTB-Pokal als A-Weltcup am 12. und 13. November in Stuttgart sind auch die deutschen Veranstaltungen im internationalen Turn-Kalender verankert. Hier wird sich Philipp Boy den deutschen Fans präsentieren. Wie angedeutet werden weitere Weltcup-Veranstaltungen das Wettkampfjahr komplettieren. Jedoch kann nicht jeder Weltcup von uns wahrgenommen werden. Viele Turner werden sich außerdem in der Bundesliga ihren Fans zeigen.
