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Sprossenwand - Magazin im DTB

"Genieße jetzt die Zeit selbst einteilen zu können"

11.09.2008 08:43

DTBInterview mit Katja Abel

Mit dem persönlichen Highlight, der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking, hat die 25-jährige Gerätturnerin Katja Abel ihre aktive Karriere beendet. Nach der Rückkehr aus Asien kam der Umzug, nach zwei Jahren Stuttgart, zurück nach Berlin. Im DTBInterview erzählt die Studentin von Olympia und ihrem derzeitigen Leben.

Im Vorfeld der Olympischen Spielen hast Du gesagt, dass die Teilnahme Dein großer Traum ist und das Highlight zu Deinem Karriereende sein wird. Wie hast du die Olympischen Spiele erlebt?
Katja Abel: Ich bin an meine ersten Olympischen Spiele neutral ran gegangen. Das Olympische Dorf hatte ich mir nicht so groß vorgestellt, manche Athleten haben sich sogar Fahrräder angeschafft, um von A nach B zu kommen. Besonders haben mir die Grünflächen zwischen den Häusern gefallen und das Zusammentreffen von Athleten verschiedener Nationen und Sportarten. Es war alles Wahnsinn. Bei einem Empfang in der Deutschen Botschaft hatten wir zum Beispiel die Gelegenheit auch mit Dirk Nowitzki zu reden. Die Chinesen, die uns im Dorf begleitet haben, waren alle höflich und zuvorkommend. Schön war auch, dass wir vieles kostenlos nutzen konnten, z.B.: Friseur, Massagen, Schwimmbad, Internetcafe oder auch die Möglichkeit, eine Briefmarke von sich selbst erstellen zu lassen.

Wie war die Atmosphäre bei den Turn-Wettkämpfen? Wie zufrieden bist Du mit Deinen Leistungen?
Katja Abel: Bei den Turn-Wettkämpfen war meistens die Halle ausverkauft. Die Chinesen waren bei ihren Landsleuten besonders euphorisch, im Gegensatz bei Turnern anderer Nationen, da war der Kontrast schon groß.
Bezüglich unseres Wettkampfs - es war toll nach 1992 wieder mit einer Mannschaft dabei sein zu können. Ich möchte und will jetzt dem Ergebnis nicht groß nachtrauern. Mit meiner Leistung bin ich wirklich zufrieden, da meine Verletzung am Fuß meine Vorbereitung auf Peking sehr beeinflusst hat.

Wie verliefen die Tage nach Eurem Mannschaftswettkampf?
Katja Abel: Den Vormittag über haben wir Kultur gemacht, z. B. der Besuch des Sommerpalasts und der Chinesischen Mauer. Anschließend verfolgten wir bis zum 20. August die Turn- und Trampolin-Wettkämpfe und unterstützten unsere Leute und nahmen abends meist an einen Empfang teil. Ich war auch noch bei anderen Sportwettbewerben. Das Hockey-Halbfinale der Männer zwischen Deutschland und Holland und das Halbfinale des 3-Meter-Wasserspringen bei den Frauen habe ich mir angeschaut. Am 25. August, ein Tag nach der Abschlussfeier, bin ich dann über München nach Stuttgart geflogen.

Wie verlief Dein Umzug von Stuttgart nach Berlin?
Katja Abel: Innerhalb von drei Tagen hatte ich alle Sachen gepackt. Am 29. August gab es eine Willkommensfeier des Schwäbischen Turner-Bunds, was für mich gleichzeitig auch eine Abschiedsfeier war. Einen Tag später bin ich dann schon nach Berlin gefahren.

Was planst Du für Deine Zukunft? Wie geht Dein Studium weiter?
Katja Abel: Im Moment genieße ich es, meine Zeit selbst einteilen zu können. Aber ich schaue schon, dass ich nicht rum gammele. Ich habe jeden Tag ein paar Programmpunkte, die ich abarbeite. In Berlin und in Stuttgart bin ich dem Lehramtstudium nachgegangen. Jetzt möchte ich gerne etwas Neues machen und Kommunikationswissenschaften studieren. Ich lerne für Eignungstests und meine Bewerbungen laufen noch, daher weiß ich nicht, wo und wie es bei mir weitergeht. Nach den Olympischen Spielen wollte ich eine Freundin in Australien und eine andere in Utah besuchen, das ist jetzt auf Eis gelegt, aber noch nicht abgesagt. Im Moment ist es für mich etwas schwierig, der Umzug, viele neue Eindrücke und es ist wieder aufregend in meiner Heimat zu leben. Ich führe jetzt nicht mehr das Leben einer Hochleistungssportlerin, sondern ein "normales" Leben.

Wie geht es im Turnen bei Dir weiter?
Katja Abel: Die Olympischen Spiele waren mein Highlight. Wenn es am Schönsten ist, soll man ja aufhören. Ich trainiere fast täglich, da das Abtrainieren aus gesundheitlichen Aspekten notwendig ist, aber auch weil ich das Turnen für mich auch brauche und gerne mache. Meine Fußverletzung ist leider nicht ausgeheilt, daher müssen wohl noch Behandlungen folgen. Ich würde gerne Akrobatikreihen, Trampolin oder am Balken turnen, aber im Moment tut sogar das Laufen schon weh. Wettkämpfe sind erst mal keine geplant. Ich kann aber jetzt nicht sagen, ob ich vielleicht wieder mal anfangen werde.

Für was hast Du jetzt wieder Zeit, wofür vorher keine Zeit war?
Katja Abel: Ich habe in Berlin wieder Zeit für meine Familie. Meine Schwester hat zwei Kinder. Ich konnte jetzt bei der Einschulung dabei sein, das wäre früher durch die große Distanz zu Stuttgart nicht möglich gewesen.

Danke für das Gespräch und für Deine Zukunft viel Erfolg.