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Sprossenwand - Magazin im DTB

DTB-Turner übernehmen Favoritenrolle

07.04.2011 20:10

Besser hätte es bei der Europameisterschaftsqualifikation der Männer in Berlin kaum laufen können: acht Finalteilnahmen, Platz eins und zwei in der Mehrkampfwertung für Philipp Boy und Marcel Nguyen, zusätzlich die beste Reckübung für Boy.

Auch die übrigen EM-Turner vom Turn-Team Deutschland präsentierten sich mit starken Leistungen. Für Deutschland gingen in der ersten Subdivision Thomas Taranu, Sebastian Krimmer, Brian Gladow und Robert Weber an den Start. Am Pauschenpferd turnte Krimmer flüssig durch und wurde dafür mit 14,725 Punkten belohnt, was auch den Einzug ins Finale bedeutet. Am Sprung konnte er sogar noch einen draufsetzen und erreichte 15,475 Punkte. Eine fast fehlerfreie Übung am Barren rundete das Abschneiden des Stuttgarters ab.
Taranu startete aufgrund einer Verletzung am Knie nur an seinem Paradegerät, den Ringen. Dort zeigte er eine äußerst sehenswerte Leistung (14,950 Punkte) und zog damit als Achter ins Finale ein.

Sowohl der Berliner Gladow als auch der Ehmener Weber mussten vom Reck einmal absteigen. Gladow turnte den Kolman viel zu nahe an die Stange und konnte sich nicht mehr festhalten. 13,200 Punkte kassierte er für seine etwas missglückte Übung. Weber ging es beim Kovacs ähnlich. Auch er bekam die Stange nicht mehr zu fassen. Am Ende standen für ihn 13,500 Punkte. An den Ringen lief es für den 25-Jährigen jedoch gut (14,900 Punkte). Er turnte seine Übung fehlerfrei und landete gekonnt nach seinem Doppelsalto vorwärts gebückt . Gladow glänzte am Barren und bekam dafür 14,750 Punkte.

Purvis mit starker Leistung auf Rang vier

Daniel Purvis aus Großbritannien lag nach der ersten Qualifikationsrunde mit 89,300 Punkten vorne und unterstrich damit seine Ambitionen auf den Mehrkampftitel. Besonders sein Sprung beeindruckte die Kampfrichter. Purvis bekam dafür eine hohe Wertung (16,200 Punkte). Auch am Boden (15,255 Punkte) und Barren (15,000 Punkte) brillierte der 20-Jährige mit Topübungen. Am Ende reichte es für Platz vier in der Mehrkampfqualifikationswertung.

Highlight des zweiten Qualifikationsdurchgangs war Thomas Bouhail aus Frankreich, der am Sprung auf fantastische 16,550 Punkte kam. Einem Jeo in gebückter Form, perfekt gestanden, folgte ein Dragulescu. Der Franzose bewies damit wieder einmal seine Stärke an diesem Gerät. Schließlich ist er nicht nur Europa- sondern auch Weltmeister am Sprung. Eine hervorragende Leistung zeigte auch Maxim Devyatovskiy (RUS), dem nach der Qualifikation zu Recht Chancen auf den Mehrkampftitel eingeräumt werden. Momentan liegt er mit 89,425 Punkten auf Rang drei.

Im letzten der drei Qualifikationsdurchgänge wurde es aus deutscher Sicht erneut sehr spannend. Die beiden Spitzenathleten Philipp Boy und Marcel Nguyen gingen an die Geräte und turnten ihren Mehrkampf vor gut gefüllten Rängen in olympischer Reihenfolge.

Philipp Boy eröffnete den Wettkampf am Boden und löste mit seiner schwierigen, aber sauber geturnten Übung große Begeisterung in der Halle aus. Jede Menge Applaus erhielt der Cottbuser vom Publikum und 15.250 Punkte vom Kampfgericht. Als Dritter zieht er damit ebenfalls ins Finale ein. Auch sein Teamkollege Marcel Nguyen landete den Doppeltsukahara, wie auch alle weiteren Akrobahnen, sicher im Stand. Er konnte 14.950 Zähler für sich verbuchen.

Auch am Pauschenpferd ohne Probleme

Gespannte Stille begleitete die beiden Deutschen am Zittergerät, dem Pauschenpferd. Der 23jährige Philipp Boy zeigte keinerlei Nerven und turnte seine lange und sehr kontrollierte Übung sauber durch. Über 14.600 Punkte konnte sich der Vizeweltmeister freuen. Auch Marcel Nguyen kam gut durch sein Programm - 13.550 Punkte. Am folgenden Gerät, den Ringen, konnten die beiden Publikumslieblinge ihre Muskelkraft unter Beweis stellen. Beide Turner zeigten keinerlei Schwächen. Marcel Nguyen erhielt 14.625 Punkte, Philipp Boy 14.025.

Anschließend ging es weiter zum Sprung. Philipp Boy musste nach seinem hohen Roche, einem Überschlag mit Doppelsalto, einen großen Ausfallschritt nach vorne hinnehmen und verzichtete danach auf seinen zweiten Sprung. 15.775 Punkte standen auf der Anzeige. Marcel Nguyen zeigte hingegen seine beiden geplanten Sprünge: Einen Kasamatsu mit 1,5 Schrauben für 15.825 Punkte und ebenfalls einen Roche für 15.700 Punkte - insgesamt 15.762.

Trotz zwei Schritten nach seinem Abgang am Barren, einem Doppelbücksalto, erhielt der Cottbuser Philipp Boy an diesem Gerät 15.025 Punkte für eine ansonsten sehr gute Präsentation. Der Fehler ganz am Ende ärgerte den Titelfavoriten dennoch sichtlich. "Das hat mich wahnsinnig gewurmt. Im Barrenfinale hätte ich gute Chancen gehabt". Marcel Nguyen konnte sich nach seinem Tsukahara-Abgang dagegen über besonders viel Anerkennung vom begeisterten Publikum freuen. 15.525 Punkte bekam der 23-Jährige von den Kampfrichtern, was am Ende Rang drei bedeutete.

Am Schlussgerät, dem Reck, setzten beide deutschen Turner noch ein Ausrufezeichen hinter ihre ausgezeichneten Leistungen. Philipp Boy konnte sich sehr über eine gelungene Übung mit Cassina und gestrecktem Tkatchev freuen, die mit 15.700 Punkten belohnt wurde und ihn an die Spitze der Reckqualifikation brachte. Marcel Nguyen stand seinem Turnkollegen in nichts nach. Kolman, Kovac und ein gestreckter Doppelsalto mit Doppelschraube als Abgang brachten ihm 15.250 Punkte und Platz drei ein.

Deutsches Duell an der Spitze

Erfreulicherweise beendeten Philipp Boy und Marcel Nguyen auch die Mehrkampfqualifikation mit Höchstnoten. Der Cottbuser führte die Qualifikationsliste mit 90.375 Punkten an, Marcel Nguyen steht an zweiter Stelle mit einer Gesamtwertung von 89.725 Punkten. Eine weitere Prognose zu seinen drei möglichen Medaillen will der Deutsche Meister jedoch nicht abgeben. "Über eine würde ich mich freuen, am liebsten am Barren", bleibt er bescheiden. Im morgigen Mehrkampffinale gibt es für ihn aber erst mal nur ein Ziel: "Gut durchkommen."

Der Titelfavorit für den Mehrkampf, Philipp Boy, zeigte sich zuversichtlich: "Wir werden morgen mindestens genauso viel geben. Da ist noch an vielen Geräten das eine oder andere Zehntelchen drin. Hoffentlich erwische ich morgen den perfekten Durchgang." In der Favoritenrolle sieht sich der 23-Jährige dennoch nicht. "Wie schnell kann man beim Pferd oder auch am Barren unten sein. Da kann noch viel passieren. Die anderen sind auch sehr stark. Das wichtigste ist, einfach Spaß zu haben."

Favoriten stark

Auch Epke Zonderland aus den Niederlanden versetzte das Publikum mit seiner eleganten Barrenübung ins Staunen. Ein perfekt gelandeter Doppelbücksalto als Abgang brachte ihn schließlich auf eine Wertung von 15.525. Mit Höchstschwierigkeiten an seinem zweiten Spezialgerät, dem Reck, turnte sich der 24jährige zunächst an die Spitze der Einzelwertung - Cassina, Kolman und ein Doppelstrecksalto mit Doppelschraube als Abgang brachten ihm 15.500 Punkte. Nur Philipp Boy konnte diesen Wert noch übertrumpfen.

Der amtierende Weltmeister am Pauschenpferd, Krisztian Berki (HUN), präsentierte seine Übung an diesem Gerät sehr flüssig und kontrolliert. Er wurde dafür bei einem Schwierigkeitswert von 6.7 mit 15.425 Punkten belohnt. Und am Sprung und Boden drängte der Russe Anton Golotsutskov in die Qualifikationsränge. Insgesamt 16.237 Punkte für zwei schwierige Sprünge sicherten dem Vizeweltmeister das Ticket fürs Sprungfinale. Am Boden erturnte der 26jährige 15.325 Punkte. Sein Teamkollege Konstantin Pluzhnikov erhielt an den Ringen die höchste Wertung der Qualifikation - 15.575 Zähler.

Am morgigen Freitag stehen die beiden Mehrkampffinals der Männer und Frauen an. Um 14 Uhr wird es für Boy und Nguyen Ernst. Bei den Frauen ist die Deutsche Elisabeth Seitz als Vierte dabei.

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