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Sprossenwand - Magazin im DTB

„Die GYMMOTION ist mein Baby“

24.10.2008 11:06

Interview mit Choreograph Harald Stephan

Die GYMMOTION wird auch 2008 wieder eine perfekte Mischung aus Show, Magie und sportlichen Höchstleistungen aus Turnen, Aerobic, Rope Skipping und vielem mehr sein. „Hirn und Herz“ dieser atemberaubenden Show ist der 41-jährige Choreograph Harald Stephan. Im DTBInterview spricht der zweifache Familienvater über seine Arbeitsweise und die Aufgabe, eine GYMMOTION-Tour zu entwickeln und durchzuführen.

Herr Stephan, wenn man ihre Vita liest, dann steht da, dass sie Tänzer, Schauspieler, Choreograph, Regisseur und Komponist sind - in einem Wort auch „Multitalent“ oder „Perfektionist“. Bitte beschreiben Sie selbst ihren Beruf.

H.S.: Choreograph. Zum Beispiel ist die GYMMOTION eine einzige Choreographie. Ich muss über alles Bescheid wissen, wo ist das Licht, die Musik, Ein- und Ausgänge der auftretenden Künstler, etc. Es ist mehr als Regie, da hätte ich „nur“ einen genauen Ablaufplan, den ich einhalten muss. Mein Ziel war es immer, dass ich von allem etwas kann bzw. weiß. Heute bin ich in vielen Sachen sehr gut.

Zur Person
Harry Stephan ist bereits seit fast 20 Jahren im Showgeschäft. Kurz vor dem Abschluss seines Studiums wagte der gebürtige Bensheimer den Schritt ins Künstlerleben, hatte Tanzunterricht in New York und Paris und war u.a. von 1994 bis 1998 als Mitglied der Stammcrew von DJ Bobo auf internationalen Tourneen und Fernsehproduktionen aktiv. Zudem reicht sein Repertoire als Komponist von Popmusik über Musicalsongs und Filmmusik bis hin zur Klassik. Sein Können wird noch durch die Schauspielerei und das Regiewesen erweitert. Seit 2003 verantwortet Harald Stephan die GYMMOTION

Wie kam es dazu, dass Sie Ihr Studium der Kunststofftechnik an der TU in Darmstadt abgebrochen haben?

H.S.: Mir fehlt nur noch die Diplomarbeit, die ich immer noch machen könnte, meine Scheine sind noch gültig. Mein damaliger Mathematik-Professor, der auch ein sehr guter Freund und mein alter Turntrainer ist, hat mich mal gefragt was ich eigentlich will, an was ich Spaß habe. Er sei Professor, weil es das ist, was ihm Spaß macht. Auf seine Frage antwortete ich: „Ich will ins Showgeschäft.“ Er sagte weiter: „Lebe deinen Traum oder träume dein Leben lang.“ Ich habe meinen Traum verwirklicht. Ich stand vor einer Wahl - ich hatte die einmalige Chance in eine Firma einzusteigen, jetzt oder nie. Ich musste nur noch meine Diplomarbeit schreiben, aber das halbe Jahr konnte man nicht mehr warten. Also, bin ich ins Showgeschäft eingestiegen. Ich habe den Sprung in dieses Business gewagt, entgegen meiner Art.

Sie haben eine eigene Firma. Welche Leistungen bieten Sie an?

H.S.: Meine Firma heißt „ISDC – International Show & Dance Company“ mit Sitz in Heppenheim. Mein Unternehmen teilt sich in drei Gebiete auf: Show-Agentur, Künstlervermittlung, Ausrichter. Unter anderem betreue ich auch „Rent a Star“ – die offizielle Künstlervermittlung des Deutschen Turner-Bundes.

Wie viele Projekte haben Sie in Ihrer Show-Laufbahn schon übernommen?

H.S.: Oh, das weiß ich gar nicht. Ich bin nun seit 18 Jahren im Showgeschäft und mache im Jahr ungefähr 40 Performance-Choreographien. Allein als Tänzer habe ich mehr als 1.000 Shows für Opel gemacht. Heute bin noch zwei bis drei Mal pro Jahr selbst auf der Bühne.

Was war bis jetzt das prägendste Show-Projekt für Sie?

H.S.: Oh. (überlegt lange). Das aufwändigste Projekt, dass ich bis jetzt gemacht habe, war für die Firma “Ergana”. Ich entwickelte eine komplette Agenten-Story für die Werbung eines mit Diamant besetzten Colliers. Im Stile eines James Bond-Films wurde die 35-minütige Choreographie produziert. Das Projekt hatte aber am Schluss genauso so viele Ton- und Bildspuren wie ein Kinofilm. Es war sehr, sehr diffizil aber ich hatte zwischendurch bis zu viermal Gänsehaut – das bedeutet für einen Choreographen einiges.

Seit wann sind Sie Regisseur der GYMMOTION und wie kam es dazu?

H.S.: Das erste Mal war ich im Jahr 2003 für die GYMMOTION – „Fire & Rain“ verantwortlich. Bereits ein Jahr zuvor hatte ich eine sehr aufwändige Trampolinshow für die GYMMOTION produziert. 2003 kam dann der DTB auf mich zu und fragte, ob ich kurzfristig die Leitung übernehmen könne. Aus dem einmaligen Engagement wurde jetzt ein Vertrag, der bis zum kommenden Jahr läuft.

Was ist das Besondere an der „GYMMOTION – Die Faszination des Turnens“?

H.S.: Bei der GYMMOTION verhält es sich so, dass circa 90 Prozent der Künstler nationale und internationale Athleten sind. Die restlichen zehn Prozent sind professionelle Artisten. Bei anderen Shows verhält es sich umgekehrt. Wir zeigen, was wir haben und was wir können! Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass in der Show mehr Arbeit und Zeit bei kleinem Budget steckt. Denn jedes Jahr soll etwas komplett Neues entstehen, für jeden soll etwas dabei sein. Die Showacts werden außerdem extra für diese Tour entwickelt. Wir kaufen keine Nummern ein - die GYMMOTION ist einfach mein „Baby“.

Wie und wann entstand bei Ihnen die Idee für die GYMMOTION 2008 – „The Blue“?

H.S.: Die Idee zu „The Blue“ hatte ich zwei Wochen vor dem Start der GYMMOTION 2007 – „Magic“ (November 2007). Inspiriert wurde ich durch die DVD „Die Welt der Meere“. Ich war begeistert von den Farben – das tiefe Blau... Für mich bedeutet „The Blue“ nicht nur Meer, sondern auch der Himmel – die Leichtigkeit, mit der man sich in diesen Elementen bewegen kann. Das Thema gibt viel her.

Wann hat die Planung für die GYMMOTION 2008 angefangen?

H.S.: Mit der Idee fing auch die Planung an.

Was kam im nächsten Schritt?

H.S.: Ich überlege mir ein grobes Gerüst. Was braucht man dieses Mal? Was muss unbedingt mit rein, was raus? Ein Muss ist immer, dass es jedes Jahr etwas komplett Neues geben muss. Im vergangenen Jahr bei „Magic“ gab es Leistungsexplosionen: 2006 war die Show sehr künstlerisch. Dieses Mal steht Visualität und Leistung im Mittelpunkt. Es wird ein Ringegerüst geben, das zwölf Meter Höhe misst und ein LED-Rhönrad, dass ich seit sechs Monaten bauen lasse.

Gibt es auch Wunschkandidaten, die man gerne hätte?

H.S.: (Lacht). Für Showprojekte brauche ich auch Showtypen, die die Zuschauer unterhalten können und Spaß vermitteln. Ich habe nichts von einem Olympiasieger, der keine Emotionen zeigen kann. Es herrscht heute ein recht großer Leistungsdruck – es gibt viele Shows, da muss die GYMMOTION sich absetzen. Dieses Jahr wollte ich unbedingt Alexander Rizaev, den russischen Artisten, dabei haben, zudem noch Herr Niels als unglaublichen Moderator.

Tritt bei den elf Shows immer dasselbe Ensemble auf?

H.S.: Nein, es ist nicht immer die gleiche Besetzung. In diesem Jahr ist es so, dass es während der Tour einen Bundesliga-Wettkampf im Gerätturnen der Männer gibt.

Wann gibt es eine gemeinsame Probe?

H.S.: Ein Tag bevor es losgeht (lacht). Bis Mitternacht werden wir mit Musik, Einblendungen etc. zu tun haben, anschließend muss ich nochmals drei, vier Stunden die Lichttechnik durchgehen. Am nächsten Morgen wird es dann eine Generalprobe geben, das heißt wir gehen eine komplette Show durch, werden aber unterbrechen und korrigieren. Normalerweise sind das zwei Proben, aber durch den Zeitdruck machen wir es dieses Mal zusammen.

Das hört sich nach sehr viel Arbeit unter hohem Druck an.

H.S.: Ja, ich muss als „Multitalent“ alles machen und alles wissen. Das ist der Job eines Choreographen. GYMMOTION ist ein komplexes Projekt, ich habe die Gesamtleitung und es liegt alles in meiner Hand, es geht alles über meinen Schreibtisch. Es ist ein Fluch, aber auch ein Segen. Aber es ist mein Baby.

Teilnehmer

  • Alexander Rizaev (44 Jahre) – Weltklasse Artist à Handstand-Akrobatik
  • Dimitri Mutzenberger + Alexej Kessler – Trampolin à „Pirates“
  • Robert Maaser – 5-facher Rhönrad-Weltmeister à Licht- und Soundeffekte
  • Turnerinnen des Turn-Team Deutschland à „Adventure“ – Dreifach-Balken
  • Herr Niels: Moderator – „Meister des Unwirklichen“

Mehr Information unter www.gymmotion.de.