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200 Jahre freiwilliges Engagement

11.11.2016 15:47

Das freiwillige Engagement im Sport hat in diesem Jahr 200. Geburtstag – genau genommen ist das der Geburtstag der Hamburger Turnerschaft von 1816, dem ältesten (durchgängig existierenden) Turn- und Sportverein der Welt, wo sich seinerzeit erstmals Menschen (hier: Männer) freiwillig zu einer Bewegungsgemeinschaft zusammengeschlossen und sich dabei freiwillig ehrenamtlich engagiert haben.

Eine Zeitreise durch die Geschichte des Vereinslebens
Aus diesem Anlass hatte der Verband für Turnen und Freizeit in Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Turner-Bund und der Freien- und Hansestadt Hamburg zu einer nationalen Fachtagung unter dem Motto „200 Jahre freiwilliges Engagement im Sport“ ins Körber-Forum eingeladen. In seinem Eröffnungsvortrag lud der Hamburger Sportsoziologe Prof. Hans-Jürgen Schulke die Teilnehmerinnen und Teilnehmer demzufolge zu einer (auch bildlich aufbereiteten) Zeitreise durch die beiden Jahrhunderte ein. Er starte an den beiden ersten Turnstätten in Hamburg im Grasbrock, der damals als Turnplatz „draußen“ diente, und an der Johanniskirche, die seinerzeit als Turnboden „drinnen“ umfunktioniert wurde. 

Schulke machte in seinem Referat auch deutlich, was es zu jener Zeit hieß, sich frei zu bewegen und dieses turnerische Bewegen selbst organisieren zu können. Vier Merkmale waren und sind bis heute dafür prägend – einprägsam von ihm formuliert als semantische Variationen auf „G“ nämlich: Gelände, Gemeinschaft, Geräte und Gleichheit unter den Aktiven bzw. den Mitgliedern waren die konstituierenden Elemente dieser neuartigen Organisation, die sich Turnerschaft nannte.

Was wären die Vereine ohne das Ehrenamt?
Heute gibt es allein in Deutschland rund 90.000 Vereine mit rund 27 Mio. Mitgliedschaften, die quasi mit den gleichen Prinzipien existieren, allein ca. 16.000 Vereine davon sind bereits älter als 100 und jedes Jahr kommen weitere hinzu.Sportvereine sind in den 200 Jahren ihrer Existenz eine stabile Größe der Gesellschaft geworden, dennoch bleiben sie als organisatorisches Gebilde immerzu fragil, weil sie auf freiwilliges Engagement angewiesen sind. Wo dieses fehlt, ist die Vereinsidee gefährdet – anders: Ein Verein kann nur solange (über-) leben, wie es Menschen gibt, die bereit sind, sich in ihm ehrenamtlich zu betätigen.

Die Erfolgsformel für Kontinuität und Kompetenz des Vereinssports von Schulke lautete sodann: „Im Kern ist es die Freiheit zur Organisation der eigenen Interessen unter gleichberechtigten Mitgliedern mit Blick auf das Gemeinwohl aller Bürger. Das setzt Energien und Ideen frei, gibt Motivation und Erfolg bei der gemeinsamen Gestaltung neuer Aufgaben“. Auch wenn man die Vereinsidee im Sport als 200-jährige Erfolgsgeschichte für den Sport und sein Wachstum beschreiben kann, nannte Schulke in seinem Referat abschließend drei Herausforderungen, denen sich die Vereine in nächster Zeit stellen müssen, gerade was das ehrenamtliche Engagement im Sportverein angeht: Dieses steht erstens wachsenden Ansprüchen gegenüber in Bezug auf die Bereiche Gesundheit, Inklusion, Integration, Spitzensport und Unterhaltung im und durch Sport. Es bedarf zweitens einer neuen Kooperationskultur zwischen Hauptamt und Ehrenamt auf den unterschiedlichen Ebenen bzw. zwischen Verein und Verband. Und schließlich muss drittens die Digitalisierung der Lebenswelt auf ihre Chancen geprüft wer-den, die sie für die (neue) Freiwilligenarbeit im Sportverein mit sich bringen kann – ob uns der Sportverein zukünftig auch als eine „digitale Heimat“ begegnet?

Quelle: DOSB-Presse