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Turn-Team Deutschland

"Wir wissen, wie der Andere tickt"

20.12.2023 10:02

Pascal und Matthias Brendel über ihre familiäre Athlet-Trainer-Beziehung

Matthias und Pascal Brendel | Bildquelle: Tom Weller
Matthias und Pascal Brendel | Bildquelle: Tom Weller

Wenn Pascal Brendel, einer der Hoffnungsträger des deutschen Turnsports, in der Halle steht, ist er nie allein. Sein Vater und gleichzeitig Trainer, Matthias Brendel, ist stets an seiner Seite. Und auch seine Leidenschaft für den Turnsport hat sich Pascal Brendel wohl bei seinem Vater abgeschaut. Denn dieser turnte zusammen mit seinem Zwillingsbruder bei der SGK Homburg und verlor nie den Bezug zum Turnen und zur SGK. "Zum Fußball wollte Pascal nicht und bei der SGK Homburg wurde Turnen für Jungs unter Ralf Schwabe angeboten. Das war im Jahr 2007", blickt Matthias Brendel zurück.

So begann Pascal Brendel mit gerade einmal vier Jahren seine Turnkarriere und wenn man auf die von ihm bereit erzielten Erfolge zurückblickt, war es die goldrichtige Entscheidung sich gegen den Fußball und für den Turnsport zu entscheiden. Denn der heute 20-Jährige räumte bereits in jungem Alter zahlreiche Medaillen bei Deutschen Jugendmeisterschaften ab und knüpfte an dieser Leistung auch direkt bei den Senioren an. Im Jahr 2022 ließ er am Pauschenpferd alle Favoriten hinter sich und sicherte sich an diesem Gerät den Meistertitel. An einen anderen Wettkampf denkt vor allem Vater Matthias Brendel sehr gerne zurück. Bei der vergangenen Europameisterschaft in Antalya qualifizierte sich sein Sohn als einziger Deutscher für das Mehrkampffinale und sorgte damit für den nächsten großen Erfolg.

Für diese Erfolge stehen Vater und Sohn zahlreiche Stunden zusammen in der Trainingshalle in Wetzlar. "Ich würde lügen, wenn ich sage, dass alles immer rund läuft. So war die Pubertät sehr schwierig. Aber die Leidenschaft schweißt zusammen", sagt Matthias Brendel. Er hat als Turntrainer seine Berufung gefunden, auch wenn sich die Athlet-Trainer-Beziehung zu seinem Sohn erst einmal einspielen musste. "Am Anfang habe ich das Thema Turnen mit nach Hause genommen. Ich habe mit der Zeit aber gelernt, dass es wichtig ist, dass wenn wir aus der Halle raus sind, Pascal und ich privat unterwegs und in der Halle Trainer und Turner sind."

Mittlerweile sind Pascal und Matthias Brendel aber ein eingespieltes Team und die Doppelbeziehung bringt viele Vorteile mit sich. "Wir stimmen uns besser ab und können das Training individueller gestalten. Außerdem wissen wir, wie der andere tickt." Die Arbeit der beiden Brendels scheint zu funktionieren, bei den vergangenen Deutschen Meisterschaften im Rahmen der Finals in Düsseldorf gewann Pascal den Meistertitel sowohl im Sprung als auch im Mehrkampf und sicherte sich zudem die Silbermedaille auf dem Pauschenpferd. "Die Medaillen sind ein Meilenstein und zeigen unsere Arbeit. Das Ziel ist aber weiterhin eine internationale Medaille."

Für den Gewinn dieser internationalen Medaille ist der Trainingsplan von Pascal Brendel haargenau abgestimmt. So durfte er nach der langen Saison eine Pause genießen und ist nun wieder frisch ins Training eingestiegen. Nun wird an einigen Stellschrauben gedreht, um den 20-Jährigen weiter nach vorne zu bringen. "Um international vorne mitmischen zu können, fehlt uns noch die Erfahrung und auch die Inhalte bzw. Schwierigkeit an den Geräten. Zur Zeit arbeiten wir an allen sechs Geräten, um die Schwierigkeit zu erhöhen. Pascal ist ein Mehrkämpfer und deshalb arbeiten wir auch an allen Geräten. Dann schauen wir, bei welchem Wettkampf ein Finale möglich ist", schätzt Matthias Brendel die Situation ein.

Mit dem Gewinn einer internationalen Medaille würde Pascal Brendel weiter in die Fußstapfen von Fabian Hambüchen treten, der ebenfalls von seinem Vater, Wolfgang Hambüchen, trainiert wurde. Doch auch wenn es Parallelen zwischen den beiden Vater-Sohn-Gespannen gibt, von dem Vergleich hält Matthias Brendel nichts. "Die Hambüchens sind ihren Weg gegangen und wir gehen unseren." Und dieser Weg soll Pascal Brendel im nächsten Jahr zur Europameisterschaft in Neapel und zu den Olympischen Spielen in Paris führen. Ob aber bei einem dieser Wettkämpfe bereits die internationale Medaille um Pascals hängen wird, muss sich erst noch zeigen.

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