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Weltmeisterschaften Orientierungslauf in Japan

08.08.2005 00:00

Die diesjährigen Orientierungslauf-Weltmeisterschaften im japanischen Aichi (9.–15. August) waren von schwül-heißem Wetter und steilem Gelände geprägt.

Ingo Horst erreichte im Sprintfinale den 40. Platz und ließ die Mitteldistanz zu Gunsten der Langdistanz aus. Anke Xylander musste ihren Finallauf auf Grund einer Atemwegsinfektion absagen. Axel Fischer konnte das Sprintfinale als 32. Läufer beenden. Elisa Dresen belegte im Finale der Mitteldistanz den 34. Platz, Ingo Horst erkämpfte im harten Gelände der Provinz Aichi im Finale Langdistanz mit nur 12:18 min Rückstand auf den neuen Weltmeister aus Russland Andrey Khramov Platz 19 und Gunda Fischer belegte im Finale der Langdistanz Rang 30. Die Schweizer Ausnahmeathletin Simone Niggli holt bei dieser WM nun schon ihre dritte Goldmedaille, nachdem sie bereits die Sprint- und die Mitteldistanztitel erkämpfte.

Den Abschluss einer wirklich harten 22. Weltmeisterschaft im Orientierungslauf bildete die Staffel. Im Feld der 37 teilnehmenden Nationen konnte sich die deutsche Männer-Staffel gegenüber dem Vorjahr um zwei Plätze steigern und belegte Rang 13. Die Frauenstaffel startete zwar, konnte den Lauf wegen der erkrankten Schlussläuferin nicht beenden. Brennende Sonne und steile Berge prägten wieder das Bild des heutigen Staffellaufes. Die japanischen Zuschauer feuerten wieder wie wild ihre Athleten an, spendeten aber auch allen anderen viel Beifall und Unterstützung.
Die erfolgreiche, gut organisierte WM wurde erstmals auf dem asiatischen Kontinent ausgetragen und ging am Abend mit einem Bankett zu Ende.

 

WM-Zeitplan:

 

  • 10.08. Finale Sprint / Offizielle Eröffnung
  • 11.08. Finale Mitteldistanz
  • 12.08. Finale Langdistanz
  • 13.08. VIP-Rennen, IOF Konferenz
  • 14.08. Staffel / Offizieller Abschluss

 

Qualifikation Mitteldistanz

Alle sechs deutschen Teilnehmer nahmen ihre Chance wahr, sich, in dieser ersten von vier Disziplinen, für das Finale zu qualifizieren. Die Höhenlage zwischen 550 und 720 Metern bedingte relativ angenehme Temperaturen von nur 28 Grad Celsius (Die Sonne brannte trotzdem). Steile Hänge, fein aber übersichtlich gegliedert, einzelne Felsen, Zedern und Bambus prägen das heutige und morgige Gelände, Vergleichbares Gelände finden die Aktiven auch zu Hause vor. Drei Deutschen gelang der Sprung ins Finale. Elisa Dresen und Ingo Horst erreichten dieses souverän. Anke Xylander erreicht glücklich mit 7 Sekunden Vorsprung das Finale. 

Elisa Dresen: „Ich kam mit Karte und Gelände gut zurecht. Ein bis zwei vermeidbare Fehler unterliefen mir. Das lag wohl daran, dass ich irgendwie noch etwas müde war. Es könnte noch an der Zeitumstellung und dem unruhigen Schlaf bei dem schwülen Wetter liegen.“ In ihrem Vorlauf siegte die Topfavoritin Simone Niggli aus der Schweiz mit 2:19 min Vorsprung. Simone Niggli gewann vor drei Wochen auch das World Games Mitteldistanzrennen in Bottrop.

Ingo Horst: „Ich kam gut durch. Mir fehlte nach der einwöchigen Schonfrist wegen meinem inzwischen therapierten Muskelfaserriss ein wenig die Kontrolle über mein Tempo. Ich dachte immer, ich bin zu langsam. So lief ich volles Rohr.“ Ingos Rückstand auf den Goldmedaillengewinner der World Games vor drei Wochen in Bottrop Thierry Gueorrgiou aus Frankreich entspricht mit 3:16 min den optimistischen Erwartungen.

Anke Xylander: „Ein Zwei-Minuten Fehler 400 m vor dem Ziel raubte mir fast den Verstand. Jetzt bin ich wahnsinnig erleichtert, dass es trotzdem äußerst knapp zum Finale gereicht hat.“

Gunda Fischer: „Ich muss jetzt erst einmal in mich gehen und analysieren, wo ich die viele Zeit gelassen habe.“

Christian Teich: „Ich habe mein Programm ordentlich abgespult. Am drittletzten Posten, 400 Meter vor dem Ziel habe ich ewig, wohl zwei Minuten einen Posten auf einer Bergrippe gesucht. Ich bin zu weit oben herausgekommen und habe die Bäche nicht mehr zuordnen können.“ Es ist Christian Teichs erste WM-Teilnahme und er hat sich nicht unter Wert verkauft, so die Trainer einhellig.

Axel Fischer: „Wie konnte mir das bloß passieren. Ich bin zum zweiten Posten eine Hügelkette viel zu weit gelaufen und habe dort bereits alles verloren.“

Qualifikation Langdistanz

Besonders gut, mitten in der absoluten Weltspitze, gelang das Ingo Horst aus dem hessischen Alsbach. Auch Gunda Fischer aus Weimar glückte der Sprung ins Langdistanzfinale. Das Laufgelände lag in direkter Nachbarschaft zum Wettkampfwald. Blauer Himmel ließ die Sonne unbarmherzig scheinen und Routen auf sonnenbeschienenen Straße und Freiflächen mussten strikt vermieden werden. Trotzdem war die Hitze in den Höhenlagen zwischen 550 und 720 Metern relativ erträglich. In den steilen Hängen musste man extrem viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Einige Läufer hatten, trotz dreier Verpflegungspunkte, sogar kleine Getränkevorräte bei sich.

Elisa Dresen: Konzentriert sich nach der souveränen Qualifikation voll auf das Mitteldistanzfinale am Donnerstag und lässt deshalb planmäßig die Langdistanz aus.

Ingo Horst: Ist offensichtlich zum richtigen Zeitpunkt in Topform und zog seinen Lauf stabil durch. Auch einige Konzentrationsschwierigkeiten zum Ende der Hitzestrecke und eine geprellter rechte Schulter konnten ihn nicht aufhalten.

Anke Xylander: Mit Magenproblemen gestartet, war der Lauf zu hart für sie. So wie Anke gestern glücklich mit 7 Sekunden Vorsprung das Mitteldistanzfinale erreicht hatte, verpasste sie es diesmal mit reichlich 2 Minuten Rückstand relativ knapp.

Gunda Fischer: Ein gleichmäßiger, kontrollierter Lauf sicherte Gunda den ersehnten Finalplatz. Sie schwank in ihrer Vorliebe immer noch zwischen Sprint und Langdistanz, konnte sich zur Feststellung hinreisen lassen, dass ihr die Langdistanz vielleicht doch am besten liegt. Maximal könne sie sich den Sprint noch im Nichturbanen, also im Wald vorstellen. So dürfen wir auf ihre Sprintleistung am kommenden Mittwoch am EXPO 2005 Gelände gespannt sein, denn in diesem Jahr findet der Sprint wieder einmal in einem steilen Waldstück statt.

Christian Teich: Unwahrscheinlich ehrgeizig und zielstrebig, brach für Christian selbst heute eine Welt zusammen. Er wollte mit niemandem mehr sprechen. Gerade 21 Jahre geworden, erste WM-Teilnahme, zweiter Qualifikationslauf und beide Male den Sprung ins Finale nicht geschafft. Allerdings sind die Trainer, seine Teamkollegen und seine Fans viel weniger enttäuscht, denn Christians Leistung lässt hoffen. Er schlug sich bereits äußerst achtbar im harten Weltelitebereich.

Axel Fischer: Diesmal leistete sich Axel keine groben Schnitzer, allerdings war dieses heiße Langdistanzrennen zu schwer für ihn, um einen Finalplatz zu erreichen. Außerdem versuchte er, mit einem Fehltritt einen liegenden Baumstamm wie einen Fußball wegzukicken – die Fußzehen waren nicht gebrochen aber der Schock saß bei ihm tief.

Qualifikation und Finale Sprint

Hier starten für Deutschland die sechs Athleten Elisa Dresen, Gunda Fischer, Anke Xylander, Axel Fischer, Ingo Horst und Christian Teich. Die besten Aussichten auf eine Topplatzierung haben Elisa Dresen und Ingo Horst. Um 9 Uhr Ortszeit mussten sie erst die Qualifikation meistern, was nur Elisa Dresen, Ingo Horst und Axel Fischer gelang. Sie gingen bereits 13 Uhr wieder ins Finalrennen und kamen als 32. (A. Fischer), 33. (Dresen) und 40. (Horst) ins Ziel.

Weltmeisterschaften in Aichi (Japan), 08.08.2005, Sprintfinale, Showa-no-Mori

Frauen, 4,1 km Luftlinie, 275 Höhenmeter, 13 Kontrollposten

  • 1. Simone Niggli (SUI) 0:14:02.7
  • 2. Anne Margrethe Hausken (NOR)  0:14:34.4
  • 3. Heather Monro (GBR) 0:15:01.7
  • 33. Elisa Dresen (GER) 0:18:06.9

Männer, 5,0 km Luftlinie, 310 Höhenmeter, 13 Kontrollposten

  • 1. Emil Wingstedt (SWE) 0:14:31.0
  • 2. Daniel Hubmann (SUI) 0:14:41.5
  • 3. Jani Lakanen (FIN) 0:14:45.7
  • 40. Ingo Horst (GER) 0:17:26.8

Finale Mitteldistanz

Im deutschen Team hatten sich Elisa Dresen, Anke Xylander und Ingo Horst für das Mitteldistanzfinale qualifiziert. Während Ingo Horst planmäßig dieses Finale leider auslassen muss - er lief gestern bereits das Sprintfinale und konzentriert sich auf das morgige Langdistanzfinale - warf Anke Xylander erst 30 Minuten vor dem Start das Handtuch. Eine sich seit Tagen ankündigende Infektion der Atemwege, verursacht mit durch das tropische Klima in Verbindung mit Klimaanlagen, verhindert das freie Atmen und somit den Start - Gesundheit geht vor.
Für die für die Bielefelder TG startende Elisa Dresen lief es zwar nicht optimal, sie stürzte wie mehrere andere Läufer auch im steilen, schweren Forst, kam aus dem Tritt und leistete sich dann diverse kleinere Fehler. Allerdings kam nicht einmal die neue Weltmeisterin fehlerfrei über die Strecke. Aber schließlich sollte es eine WM-Bahn den Läufern auch nicht einfach machen.
Weil das deutsche Team nur mit einer Minimalbesetzung nach Japan reiste - drei Frauen und drei Männer - gerade genug für je eine Staffelbesetzung, versuchen sich die Athleten in allen Disziplinen. Das ist eigentlich zu viel. Auch Elisa Dresen spürte die gestrige Sprintentscheidung mit Qualifikation und Finale heute noch in den Beinen, machte aus dieser Situation das Mögliche und ihr 34. Platz
verdient Hochachtung.

Hier können Sie ein Interview mit Elisa Dresen abrufen (mp3, 3 Minuten, 550 kByte)

Frauen:

  • 1. Simone Niggli (SUI) 0:32:46.3
  • 2. Jenny Johansson (SWE) 0:34:59.7
  • 3. Minna Kauppi (FIN) 0:35:50.0
  • 34. Elisa Dresen (GER) 0:44:54.4

Männer:

  • 1. Thierry Gueorgiou (FRA) 0:33:00.3
  • 2. Chris Terkelsen (DEN) 0:34:32.0
  • 3. Jarkko Huovila (FIN) 0:34:49.3

Finale Langdistanz

Die Langdistanz ist und bleibt die Königsdisziplin der Orientierungsläufer. Sie gilt auch vor der abschließenden Staffel am Sonntag als der Höhepunkt der diesjährigen Weltmeisterschaften in Japan. Bisher konnten sich die 6 Deutschen noch nicht entsprechend ihrer Möglichkeiten platzieren. Heute jedoch scheint der Knoten geplatzt, denn Ingo Horst aus dem hessischen Alsbach konnte sich mit einem sehr stabilen Lauf im enorm steilen und harten Gelände der Provinz Aichi mit nur 12:18 min Rückstand auf den neuen Weltmeister aus Russland Andrey Khramov auf Platz 19 positionieren. Das ist nach Platz 22 im Jahr 2003 seine beste WM-Platzierung. Gunda Fischer aus Weimar, die zweite Deutsche, die sich für das heutige Finale qualifizieren konnte, zeigte ebenfalls einen soliden Lauf, schöpfte ihre Möglichkeiten endlich aus und belegt am Ende Rang 30. Die Schweizer Ausnahmeathletin Simone Niggli holt bei dieser WM nun schon ihre dritte Goldmedaille, nachdem sie bereits die Sprint- und die Mitteldistanztitel erkämpfte. Nach dem morgigen Ruhetag, an dem die Aktiven nicht nur ausspannen und trainieren, sondern sich auch bei einem traditionellen japanischen Fest treffen, bildet die Staffel am Sonntag den Abschluss einer wirklich harten 22. Weltmeisterschaft im Orientierungslauf. Ein Resultat in den Top 10 sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern im Feld der 37 teilnehmenden Nationen stellt das Ziel der kleinen deutschen Mannschaft für die Staffel dar.

Frauen, 8,8 km Luftlinie, 630 Höhenmeter, 21 Kontrollposten

  • 1. Simone Niggli (SUI) 1:13:23
  • 2. Heli Jukkola (FIN) 1:15:35
  • 3. Vroni König Salmi (SUI) 1:17:49
  • 34. Gunda Fischer (GER, OLV Weimar) 1:42:28

Männer, 12,9 km Luftlinie, 925 Höhenmeter, 29 Kontrollposten

  • 1. Andrey Khramov (RUS) 1:37:22
  • 2. Marc Lauenstein (SUI) 1:39:30
  • 3. Holger Hott Johansen (NOR) 1:42:09
  • 19. Ingo Horst (GER, TV Alsbach) 1:49:40

Staffel-Läufe

Mit einer guten Staffelleistung verabschiedet sich das deutsche Team von der diesjährigen Weltmeisterschaft in Japan. Der zu den schnellsten Startläufern der Welt gehörende Hesse Ingo Horst startet fulminant und schickt WM-Neuling Christian Teich auf Platz 6 mit 1 Minute Rückstand zu den späteren norwegischen Weltmeistern ins Rennen. Christian Teich schlug sich hervorragend, verlor nur einen Platz. Das stellte für Axel Fischer, der ebenfalls seine erste WM-Staffel lief und dies gleich an letzter Position, eine schwere Aufgabe dar. Er verliert, vorhersehbar, 6 Plätze auf die starken Weltklasseläufer um ihn herum. Platz 13 stellt aber zum Vorjahr eine Steigerung um zwei Plätze dar. Die deutsche Damenstaffel lief mit Elisa Dresen und Gunda Fischer an, wobei von vornherein klar war, dass Schlussläuferin Anke Xylander wegen ihrer tief sitzenden Infektion der Atemwege sicherheitshalber nicht starten durfte. Weil aus Kostengründen nur drei Läuferinnen nach Japan reisen konnten, konnte auch keine Ersatzläuferin an der Start gehen. Wunderläuferin Simone Niggli machte als Schlussläuferin ihrer Schweizer Staffel die Goldmedaille perfekt und wiederholt damit ihren phänomenale Leistung von 2003, als sie bereits alle vier WM-Disziplinen gewann. Brennende Sonne und steile Berge prägten wieder das Bild des heutigen Staffellaufes. Die japanischen Zuschauer feuerten wieder wie wild ihre Athleten an, spendeten aber auch allen anderen viel Beifall und Unterstützung. 

Weltmeisterschaften in Aichi (Japan), 14.08.2005 Staffel, Onikubo Fureal Hiroba

Frauen, 3 x 5,1 km Luftlinie, 340 Höhenmeter, 17 Kontrollposten:

  • 1. Schweiz 2:07:46
  • 2. Norwegen 2:09:28
  • 3. Schweden 2:10:35

Männer, 3 x 6,6 km Luftlinie, 460 Höhenmeter, 19 Kontrollposten:

  • 1. Norwegen 2:16:48
  • 2. Frankreich 2:17:16
  • 3. Schweiz 2:17:48
  • 13. Deutschland 2:32:02 (Ingo Horst, Christian Teich, Axel Fischer)

Die erfolgreiche, gut organisierte WM, erstmals auf dem asiatischen Kontinent ausgetragen, ging am Abend mit dem Bankett und einer lockeren Party der Sportler zu Ende. Im nächsten Jahr, vom 1. - 5. August treffen sich die besten Orientierungsläufer der Welt wieder in Dänemark. In einem der Kernländer des OL wird das Spektakel wieder immens sein. Bereits jetzt werden Live-Fernsehübertragungen in verschiedenen Nationen geplant. Das Deutsche Team wird dann auch wieder verstärkt am Start sein, zum Beispiel mit der World Games Silbermedaillengewinnerin in diesem Jahr Karin Schmalfeld.