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Sprossenwand - Magazin im DTB

Vorfreude bei Seitz und Hambüchen

05.08.2012 14:22

Elisabeth Seitz und Fabian Hambüchen bestreiten am Montag, 6. August und Dienstag, 7. August 2012 ihre Finals an Stufenbarren und Reck. Im DTB-Interview sprechen sie über die Freude, die es macht im Olympischen Dorf zu wohnen und die Anspannung vor dem großen Olympiafinale.

Fabian - wie hast du die letzten Tage im Olympischen Dorf erlebt, was hast du gemacht?
Fabian Hambüchen: Das Olympische Dorf macht einfach weiterhin viel Spaß. Hier ist immer eine super Stimmung, man trifft so viele nette Leute und alle sind einfach super glücklich bei den Olympischen Spielen dabei zu sein.

Elisabeth, wie groß ist bei dir die Müdigkeit nach den vielen Wettkämpfen?
Elisabeth Seitz: Körperlich bin ich zwar schon etwas müde von den beiden Mehrkämpfen, die ich absolviert habe, aber durch unsere gute und durchgeplante Vorbereitung, kann ich das ganz gut wegstecken. Das alles ist aber vom Kopf her sehr anstrengend, da unsere Qualifikation ja am Sonntag war, das Mehrkampffinale am Donnerstag und das Barrenfinale ist dann erst wieder am Montag. Das bedeutet höchste Konzentration auf drei Wettkämpfe und natürlich auch Training - und das über eine ganze Woche hinweg. Da dann auch noch die Trampolin-Wettkämpfe waren, zieht sich das schon ziemlich in die Länge.

Hast du dich denn in den letzten Tagen ein wenig entspannen können?
Elisabeth Seitz: Montags nach der Qualifikation hatten wir kein Training. Freitags nach dem Mehrkampffinale habe ich nur eine Einheit trainiert. Ich bin viel durch das Olympische Dorf gelaufen, um an der frischen Luft zu sein. Einmal konnte ich meine Familie ins Dorf holen und ihnen Alles zeigen. Das tat total gut.

Fabian - hast du etwas von anderen Sportarten mitbekommen, was hat dich besonders beeindruckt?
Fabian Hambüchen: Also bisher konnte ich noch nichts selbst sehen, aber bin am TV immer am Mitfiebern und freue mich nach meinem Finale vielleicht das eine oder andere Sportevent noch sehen zu können.

Wie hast du trainiert, gibt es was besonderes, an dem du noch gefeilt hast?
Fabian Hambüchen: Das Training läuft gut zur Zeit und ich konzentriere mich natürlich verstärkt auf Reck. Ich mache aber weiterhin alle Geräte, damit die Intensität nicht zu sehr abfällt und ich weiterhin in einer guten Form bleibe. Unter anderem trainiere ich viel den Abgang am Reck, weil der Stand sehr entscheidend am Dienstag sein wird.

Ihr seid nun schon über zwei Wochen im Olympischen Dorf, bekommt man da langsam genug, oder ist macht es immer noch viel Spaß mit den anderen Athleten?
Fabian Hambüchen: Genug kann man hiervon ja gar nicht kriegen. Es ist weiterhin ein Riesenspaß im Dorf und ich freue mich nach den Wettkämpfen, es auch noch mehr genießen zu können.

Hast du das Mehrkampffinale innerlich abgehakt oder denkst du noch an die verpasste Chance?
Fabian Hambüchen: Ja klar - ich bin jetzt mental nur noch beim Reckfinale und alles Vergangene ist abgehakt bzw. wird verdrängt. Ich werde sicherlich im Urlaub noch alles verarbeiten müssen, aber jetzt schau ich nach vorne und probiere nochmal, alles aus mir herauszuholen.

Eli, als wievielte startest du am Montag? Ist dies ein vor oder Nachteil?
Elisabeth Seitz: Ich werde als Dritte ans Gerät gehen, was ich sehr gut finde. Man geht nicht direkt nach dem Einmarsch ans Gerät, muss aber auch nicht viele Turnerinnen abwarten, bis man turnen darf.

Werden wir dieselbe Übung sehen, wie in Qualifikation und im Mehrkampffinale, oder kann es noch Veränderungen geben?
Elisabeth Seitz: Ich werde mein Programm zeigen, wie auch in der Quali und im Mehrkampffinale. Es ist eigentlich die hochwertigste Übung, die ich turnen kann. Bei Olympia etwas zu reduzieren - insbesondere im Barrenfinale, ist bei diesem Niveau nicht möglich. Da muss man voll angreifen.

Fabian - wie ist dein Gefühl kurz vor dem Reckfinale, fühlst du dich angespannt, oder ist es eher eine positive Vorfreude?
Fabian Hambüchen: Angespannt fühle ich mich eigentlich nicht - ich freue mich sehr darauf, dass ich es wieder so weit geschafft habe. Das war mein innerer Wunsch, wieder im Mehrkampf zurück zu sein und das Reckfinale zu erreichen. Von daher ist alles perfekt und ich will nochmal eine gute Übung turnen.

Gibt es eine Taktik, mit der du in das Finale gehst?
Fabian Hambüchen: Mit der Taktik sind wir uns noch nicht ganz schlüssig. Entweder versuche ich, die 7,5 einfach perfekt zu turnen oder ich riskiere die 7,7. Das wird noch kurzfristig entschieden und ich bereite mich auf beides vor. (Anm. diese beiden Werte beziehen sich auf den Schwierigkeitsgrad der Übung)

Du startest als Fünfter, ist diese Position gut oder schlecht?
Fabian Hambüchen: Ich denke das ist eine gute Position. Die beiden Chinesen sind vor mir und der Holländer Zonderland ist hinter mir. Das sind die stärksten Konkurrenten im Feld und von daher bin ich einfach mittendrin und kann vielleicht taktisch noch reagieren. Aber ich gehe davon aus, dass ich volles Risiko gehen muss und werde alles geben um eine gute Übung zu turnen.

Elisabeth - welche Platzierung strebst du an?
Elisabeth Seitz: Meine Platzierung wird sich von selbst ergeben, wenn ich eine gut durchgeturnte Übung zeige. Das ist das einzige was ich mir vornehme. Am Barren ist das Niveau wahnsinnig hoch. Z.B. Tweddle mit 16,1 Punkten in der Quali, Mustafina mit 16,1 im Mehrkampffinale. Die Achte ist hier mit 15 Punkten ins Finale gekommen.

Wer wird deiner Meinung nach Olympiasiegerin am Stufenbarren?
Elisabeth Seitz: Das wird ein großer Kampf. Wer von den Favoriten am Barren nur den kleinsten Fehler macht, kann damit schon die Goldmedaille "abgegeben" haben. Tweddle, Mustafina oder He Kexin sind meiner Meinung nach die Favoriten, aber auch Komova kann an die 16 Punkte turnen. Ich denke es wird ein spannendes Finale.

Fabian - hast du dir etwas vorgenommen, was du als erstes nach dem Finale tun möchtest?
Fabian Hambüchen: Ich denke, dass ich erstmal gemütlich ins Deutsche Haus gehen werde mit meinen Leuten und meiner Familie. Ansonsten freue ich mich über ein bisschen Ruhe und Zeit, die ich mit meiner Freundin genießen kann.

Elisabeth  - welche Turnerin hat dich bisher bei den Spielen am meisten beeindruckt?
Elisabeth Seitz: Gabrielle Douglas. Sie ist noch sehr jung, turnt aber wundervoll und hat im Finale keinerlei Nerven gezeigt. Sie ist eine tolle neue Olympiasiegerin.

Viel Erfolg euch beiden bei den Wettkämpfen!