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Sprossenwand - Magazin im DTB

Teilnahme ist "Geschenk"

08.08.2010 10:50

Désirée Baumert hat es geschafft: Wenn am 14. August die ersten Olympischen Jugendspiele der Geschichte in Singapur eröffnet werden, ist sie eine von 64 deutschen Nachwuchsathleten, die bei diesem Großereignis dabei sein dürfen. Im Interview spricht die 15-Jährige über ihre Teilnahme, ihre Hoffnungen und zeigt, dass sie sich schon ziemlich gut über Singapur informiert hat.

Foto: KRK/Hurst

Désirée, du hast dich bei deinem ersten großen Turnier, der EM im Frühjahr in Birmingham, gleich für das nächste noch viel größere Event qualifiziert: Die Olympischen Jugendspiele in Singapur. Hättest du gedacht, dass dein Wettkampfjahr so ein Hammer wird?

Na ja, ein Hammer-Jahr ist vielleicht doch noch was anderes. (lacht) Aber ich hatte mir in jedem Fall vorgenommen, bei der EM mein Bestes zu geben. Ich hatte mir zwar keinen Druck gesetzt, aber mir immer gesagt, du machst hier einfach einen schönen Wettkampf. Schließlich turne ich ja für Deutschland und nicht nur für mich. Ich habe gedacht, wenn es dann noch für Singapur klappt, na dann um so besser. Denn wenn ich mir zuviel Druck gemacht hätte, wer weiß wie dann der Wettkampf am Ende verlaufen wäre.

Du konntest bei den Deutschen Jugendmeisterschaften deinen Titel nicht verteidigen, weil du angeschlagen warst? Ist die Verletzung überwunden?

Ja, das war ein Muskelfaserriss im Adduktorenbereich. Den hab ich schon seit der Vorbereitung auf die EM in Birmingham im April mit mir rumgeschleppt. Irgendwann ging dann eben gar nichts mehr. Jetzt ist aber Gott-sei-Dank alles wieder in Ordnung. Ich hab keine Schmerzen mehr und hoffe, dass ich bis Singapur gesund bleibe.

Du wirst Teil einer richtigen Olympiamannschaft des DOSB und einer von rund 3600 internationalen Startern sein. Macht dich das stolz oder doch eher nervös? Wie gehst du damit um?

Stolz macht es mich auf jeden Fall, aber auch gleichzeitig ein bisschen nervös. Schließlich ich bin ja die einzige deutsche Turnerin in Singapur, auf die alle schauen werden. Da sollte der Wettkampf schon richtig gut laufen. Ich betrachte es als ein Geschenk, dass ich bei so einem großen Event dabei sein darf. Wieviele Jugendliche in meinem Alter kriegen schon so eine Gelegenheit???

Wie wird deine Zeit bis zu deinem Auftaktwettkampf am 17. August vor Ort aussehen? Wird es so etwas wie ein Olympisches Dorf geben, in denen du mit den anderen Athleten wohnen wirst? Wirst du etwas von Singapur sehen können?

Ab dem 2. August werde ich mit Gabi Frehse in Chemnitz in die unmittelbare Wettkampfvorbereitung gehen. Sie wird mich auch zu den YOG begleiten, weil meine eigentliche Trainerin Tatjana Bachmayer zu diesem Termin leider nicht mit mir fahren kann. Am 12. August werden wir dann von Frankfurt aus nach Singapur fliegen. Dort wird es auf jeden Fall ein Olympisches Dorf geben und wir werden auch darin wohnen. Darauf freue ich mich am meisten. Und von Singapur werde ich bestimmt auch viel sehen können, ich habe gehört, dass die dort jeden Tag ein Kultur- und Sightseeing Programm anbieten werden. Das wird also nicht zu kurz kommen, je nachdem, wie gut ich turne und wie es am Ende mit dem Training passt.

Hast du dir schon bestimmte Sachen ausgeguckt? Weißt du irgendwas über Singapur zu erzählen?

Klar weiß ich! Singapur ist der kleinste Staat in Südostasien und liegt unterhalb von Malaysia. Oder überhalb von Indonesien, ganz wie du willst. Singapur hat rund 5 Millionen Einwohner, dreiviertel davon sind Chinesen. Früher war es nur ein Dorf, wo Fischer und Piraten wohnten. 1819 kam dann der Engländer Sir Thomas Raffles, der das moderne Singapur gegründet hat. Ein paar Jahre später haben es die Engländer dem Sultan abgekauft. 1963 wurde Singapur unabhängig. Und viele Dinge sind sehr streng geregelt. Man darf keinen Müll auf die Straße werfen und nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln Essen und Trinken. Und für Graffitis und wenn man schwindelt, gibt's Prügel mit dem Rohrstock! Was die Sehenswürdigkeiten angeht, weiß ich noch nicht, ich werde mal schauen, was wir dort so angeboten bekommen.

Du bist ein überzeugter Kaugummi-Kauer - wusstest du, dass Singapur als sauberste Stadt der Welt gilt und dort schon das Einführen von Kaugummis als auch das Kauen seit 1992 unter Strafe stehen? Was machst du jetzt?

Woher weißt du denn das? Ja, ich hab's gehört, oh mein Gott. Da hab ich ja nur noch ein paar Tage Zeit, mir das abzugewöhnen. Ich hab schon voll die Panik...! Aber was du noch nicht weißt, man kann sich dort in der Apotheke seit 2004 Kaugummis kaufen, wenn einem der Doktor bescheinigt, dass man sie braucht! Ich habe also noch Hoffnung...

Vom Deutschen Turner-Bund gehen in Oliver Amann - Trampolinturnen, Daniel Weinert - Gerätturnen, Leonie Adam - Trampolinturnen und Jana Berezko-Marggrander - Rhythmische Sportgymnastik vier weitere Athleten in Singapur an den Start. Kennst du z.B. Jana? Sie hat bei der RSG-EM im Frühjahr in Bremen drei Medaillen geholt und gilt als großes Talent. Wirst du dir z. B. die RSG-Wettkämpfe
mal ansehen?

Nein, ich kenne sie leider noch nicht. Also, ja, vom Namen her schon, aber nicht persönlich eben. Doch das kann man ja ändern. Den Daniel Weinert kenne ich allerdings, dem hab ich bei den Deutschen Jugendmeisterschaften schon zu Bronze gratuliert...

Wirst du in Singapur neue Übungsteile zeigen? Werden wir nach dem «Fahrig» in Japan in Singapur den «Baumert» zu sehen kriegen?

Jetzt aber mal langsam. Eigene Teile darf im Moment nur der Matze Fahrig machen. (lacht) Der hat mir geraten, in Singapur doch einfach zu gewinnen. Gute Idee. Und dann mit einem eigenen Teil zu Olympia 2012, wer weiß... In Singapur werde ich jedenfalls einen, vielleicht sogar zwei neue Sprünge zeigen. Und auch am Barren habe ich noch ein paar neue Teile trainiert.

Wann würdest du sagen, Singapur war eine Reise wert?

Entweder, wenn ich meinen Wettkampf sauber durchturne, es am Ende sogar für ein Finale reicht und alle meine Trainer strahlen. Oder, wenn ich viele neue Freunde kennen gelernt habe und es in Singapur noch coolere Schuhe und Handtaschen gibt, als bei uns. Am besten wäre natürlich, wenn alles beide zusammen eintreffen würde.

Was wirst du nach den Olympischen Jugendspielen machen?

Direkt nach Singapur hab ich eine Woche frei. Ich weiß noch nicht genau, was ich da mache. Aber auf jeden Fall will ich raus aus der Halle und ans Meer. Vielleicht fliege ich mit meinen zwei Schwestern in die Türkei oder nach Italien. Ja, und dann fängt schon wieder die Vorbereitung auf die Bundesliga an.