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Sprossenwand - Magazin im DTB

Projekt gut angelaufen

11.02.2010 09:59

Das im Mai 2009 gestartete Projekt „Bewegung und Gesundheit – Mehr Migrantinnen in den Sport“ stößt in Hanau auf positive Resonanz.

Die Turngemeinde Hanau ist einer von vier Vereinen, die der Deutsche Turner-Bund für das Projekt „Bewegung und Gesundheit – Mehr Migrantinnen in den Sport“ gewinnen konnte. Im Mai 2009 ist das vom Deutschen Olympischen Sportbund initiierte Projekt gestartet, das vom Bundesgesundheitsministerium gefördert wird. Im Oktober letzten Jahres sind die ersten Projekte in Hanau gestartet. Grund genug, um einmal zu schauen, wie das Sportangebot für die Migrantinnen in der 90.000 Einwohner zählenden Stadt östlich von Frankfurt angenommen wird.

Saskia Rust kommt einmal in der Woche ins Stadtteilzentrum Süd-Ost, das zum Fachbereich Jugend, Familie und Senioren der Stadt Hanau gehört und Kooperationspartner für das Projekt ist. Jeden Mittwoch pünktlich um 10 Uhr hält die 36-jährige Fitness- und Gesundheitstrainerin der TG Hanau hier eine Stunde Frauengymnastik, an der zehn bis zwölf türkische Frauen im Alter zwischen 30 und 45 Jahren teilnehmen. „Die Frauen, die hier zum Sport kommen, sind alle bereits seit langer Zeit regelmäßig im Stadtteilzentrum um Deutsch zu lernen, einen Nähkurs zu machen oder sich einfach hier zu treffen“, erklärt Margit Petry.

Die Diplompädagogin arbeitet seit sieben Jahren im Stadtteilzentrum Süd-Ost und weiß, dass Angebote für Migrantinnen am besten durch Mundpropaganda bekannt werden. Eine Frau, die Gruppen im Stadtteilzentrum besucht, erzählt ihrer Freundin davon, die gerne mitkommt und noch ihre Schwester mitbringt. „Es ist für uns sehr positiv, dass wir das Stadtteilzentrum zum Projektpartner haben, denn sie blicken auf 22 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit und für unterschiedliche nationale, ethnische Bevölkerungsgruppen zurück und wir können die Frauen mit unserem Angebot direkt vor Ort abholen“, sagt DTB-Projektleiterin Maria Irala.

Die Frauengymnastik findet in einem hellen und großen Raum statt. Bevor es losgeht tragen sich die Frauen in eine Anwesenheitsliste ein und es wird noch ein wenig geredet. „Den Frauen fehlt zwar noch die Konstanz, regelmäßig mitzumachen, aber das ist ein Lernprozess und die Hauptsache ist, dass sie gerne Sport machen und Spaß daran haben“, beschreibt Saskia Rust ihre Gruppe. Für die türkischen Frauen ist diese Gymnastikstunde ein tolles Angebot. Die Hemmschwelle in einen Verein zu gehen liegt für sie darin, dass dort oft fremde Männer anwesend sind, denen sie als Musliminnen nicht in Sportbekleidung ohne Kopftuch begegnen wollen. Wenn Räumlichkeiten und Umkleide gegeben wären für eine Sportstunde nur für Frauen jedweder Nationalität, würden die türkischen Frauen auch in einen Verein gehen. Denn die Bereitschaft und der Wunsch Sport zu machen, ist bei den Migrantinnen durchaus gegeben.

„Ich komme immer gerne zur Gymnastik, mir macht es einfach Spaß mich zu bewegen und fit zu bleiben“, erzählt Fatima Calci (38), die bereits seit zehn Jahren ins Stadtteilzentrum kommt. Auch der 37-jährigen Ilknur Karacavus tut die Sportstunde sehr gut, nur erlaubt Trainerin Saskia Rust ihr momentan nicht alle Übungen mit zu machen, was sie ein wenig bedauert. „Aber nach der Geburt meines Babys werde ich wieder richtig mitmachen“; freut sich die werdende Mutter bereits jetzt. Die 41-jährige Yeter Aksoy wollte auch schon einmal in einem Fitness-Studio für Frauen Sport machen, „doch das ist einfach viel zu teuer.“ Eine Vereinsmitgliedschaft wäre da einfacher zu finanzieren. Gerne würde die Gymnastikgruppe auch andere Sportangebote ausprobieren. Sie äußerten die Frauen beispielsweise den Wunsch nach einem Kurs in Nordic Walking oder Fahrradfahren im Sommer. „Diese Anregung nehmen wir gerne auf und versuchen mit der TG Hanau und der Hanauer Frauenbeauftragten Imke Meyer zusammen Möglichkeiten dafür zu schaffen“, verspricht DTB-Projektleiterin Maria Irala.

Bei dem Projekt „Bewegung und Gesundheit – Mehr Migrantinnen in den Sport“ geht es nicht darum Sportangebote ausschließlich für Migrantinnen anzubieten. Vielmehr möchten der DOSB, der Deutsche Turner-Bund und alle Projektpartner an das Verständnis für andere Kulturen und Traditionen appellieren, um die Barriere für eine bessere Integration zu senken. Das bedeutet das Andersartige bzw. Fremde kennenzulernen und von dieser Situation aus Lösungen zu finden, die das Miteinander-Leben unter Respekt der eigenen Traditionen zu ermöglichen. Dieses Miteinander-Wachsen geschieht in beide Richtungen. So können beispielsweise muslimische Frauen aufgrund ihres Glaubens und ihrer Kultur obwohl sie in Deutschland leben, nicht in Anwesenheit von Männern Sport treiben. Dies müssen die Vereine erkennen und annehmen.

Weitere Informationen gibt es hier oder unter www.migrantinnen.dosb.de