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Sprossenwand - Magazin im DTB

Premiere der Crazy Tour 2006 - ein verrücktes Feuerwerk

02.01.2006 16:48

Schon die ersten Klänge bei der Premiere machen es deutlich: Das Feuerwerk der Turnkunst des Niedersächsischen Turner-Bundes (NTB) kommt in diesem Jahr ein wenig anders daher. Neuer, frischer, mutiger – und tatsächlich noch besser.

Schon die ersten Klänge verdeutlichen ein Experiment, denn sie sind live gesungen von der A cappella-Formation maybebop, die sich in ihrer Bandbreite eindeutig weit weg von den gewohnten A-cappella-Stücken wie bewegt. Stattdessen wurden die die Zuschauer in der ausverkauften Rattenfängerhalle in Hameln vierstimmig mit den immer modernen Klassikern wie „Downtown“ und „All you need ist love“ begrüßt.

Ein verrückter Anfang als Spiegelbild des Mottos „crazy“? Gewiss. Und es ist tatsächlich nur ein ungewöhnlicher Auftakt, denn zweieinhalb Stunden lang wurden die Zuschauer auf eine wahrlich verrückte Reise mitgenommen, auf der Reckstangen umwirbelt werden, wie eine Lichtquelle in der Nacht. Eine Reise, auf der Marionetten schwebend unter dem Hallendach einen Olympischen Mehrkampf mit schierer Leichtigkeit absolvieren zu scheinen.

Wie Kotini Junior, ein wahrhaft vielfältig verrückter Clown, der irgendwie immer wieder auftaucht und immer wieder anders ist. Mal ein Stuhl, mal ein Hai, mal ein nach Ruhe strebender Clown, der auf der Suche nach der Bettstatt die müden Glieder um sich schmeißt und knotet, als wären sie aus Gummi. Immer wenn eine Akrobatiknummer die Zuschauer verzaubert, begeistert oder in eine andere Welt getaucht hat, sorgt Kotini Junior für Momente der Wiederkehr – auf allerlei verrückte Weise, die aber nie ins übermäßig albern-clowneske Metier abzugleiten drohte.

Das zweite Bindeglied der aktuellen Tour ist maybebop, das A cappella-Quartett lässt den legendären „Thriller“ von Michael Jackson auf ganz eigene Weise aufleben und begleitet damit den Auftritt der Trampoliners. Die Spitzenathleten am Doppelminitramp fliegen, schrauben und rasen gekonnt durch die Luft – die Landung verwandelt sie just in jene Figuren, die einst das Video von Michael Jackson zum Kult werden ließen. Keine Frage, die verrückte Idee, A cappella und turnerische Elemente zu vereinen, ist Regisseurin Heidi Aguilar geglückt.

Doch Kotini Junior und Maybebop sind nur zwei Faktoren, die das Programm der 19. Tournee des Feuwerks der Turnkunst als außergewöhnlich erscheinen lassen. Es ist gespickt mit Höhepunkten verschiedener Couleur, die sich in rasender Abfolge aneinanderreihen.

Da ist das Duo Flash, das es – gediegen gekleidet mit weißem Hemd und Fliege – fertig bringt, in vier Minuten 33 akrobatische Höchstleistungen zu vollbringen, ohne dass sich auch nur einen Anflug von Anstrengung in das Lächeln einschleicht. Da sind die Überflieger, die Bundesligaturner des Deutschen Meisters KTV Straubenhardt, die Breakdance und Reckturnen. Da ist die Troupe Voladas, die gleich zwischen sieben Reckstangen umherwirbelt.

Eine junge Gruppe aus China versetzt die Zuschauer gleich dreimal in Erstaunen. Die Puyang Acrobats nutzen Rhönräder aller Facetten – mal in Miniaturformat, mal mit nur einem Rad, mal außergewöhnlich geformt, um durch die Manege zu kreiseln. Minuten später springen sie durch kleine aber enorm hohe Reifen um gegen Ende der Show vom Trampolin aus an Vertikalstangen zu fliegen und sich mit spielerischer Leichtigkeit dort noch einmal zu verbiegen. Ein außergewöhnliches Feuerwerk!