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Sprossenwand - Magazin im DTB

Olympische Spiele 2012 – eine Bilanz

13.12.2012 14:49

Die Olympischen Spiele in London 2012 sind Geschichte. Mehr als zwei Wochen faszinierten die Wettkämpfe in der Vielfalt der Sportarten und Disziplinen die Menschen in aller Welt, auch in Deutschland. Die Sportlerinnen und Sportler sind in ihre Heimatorte zurückgekehrt und erholen sich erst einmal von ihrer intensiven Vorbereitung.

von DTB-Präsident Rainer Brechtken

Für die an den Olympischen Spielen beteiligten Sportorganisationen ist jetzt die Zeit gekommen, eine sportliche Bilanz der Spiele zu ziehen. Wir Turner können dabei sehr zufrieden sein mit den Ergebnissen von London 2012. So kommt es auch in der öffentlichen Wahrnehmung rüber, wenn es heißt: „Die Turner gehören mit drei Silbermedaillen zu den wenigen Gewinnern im deutschen Team bei Olympia.“ (FAZ, 9.8.2012). Dieser Erfolg ist natürlich in erster Linie den Aktiven mit ihrem Team an Trainern und Betreuern zu verdanken, aber auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen.

Aufgabe unseres Verbandes ist es daher, das System zu schaffen, in dem unsere Talente gefördert und an eine erfolgreiche Teilnahme an Meisterschaften auf internationalem Niveau herangeführt werden. In diesem Sinne haben wir 2004 mit unseren Landesturnverbänden das „Spitzensportkonzept 2012“ als nationales Konzept für die leistungssportliche Struktur in den Olympischen Sportarten des DTB beschlossen. Als Ziel war formuliert die „Erringung von Medaillen bei den Olympischen Spielen 2012 sowie bei Welt- und Europameisterschaften“. Erreicht werden sollte dies durch „eine forcierte Grundlagenausbildung und professionelle Schulung der Athletinnen und Athleten in einem System der flächendeckenden Einrichtung von DTB-Turn-Talentschulen, DTB-Turn-Zentren, Bundesstützpunkten und in der Zusammenführung der Kaderathleten der Nationalmannschaften.“

Heute nach Abschluss der Spiele 2012 können wir feststellen: Das Konzept ist aufgegangen! Bereits in Peking 2008 war das Turn-Team Deutschland erfolgreich mit der Silbermedaille von Oksana Chusovitina und der Bronze-Medaille von Fabian Hambüchen am Reck sowie insgesamt acht Finalplätzen in 14 Entscheidungen im Gerätturnen sowie zwei achtbaren Platzierungen im Trampolinturnen. Im Zeitraum zwischen den Olympischen Spielen gab es erfreulicherweise zusätzlich etliche Medaillen-Erfolgen und beachtliche Platzierungen bei Welt- und Europameisterschaften zu registrieren. Eine weitere Steigerung des Erfolges war jetzt bei den Spielen in London zu verzeichnen:

  • Erstmals war das Turn-Team für die Olympischen Spiele qualifiziert in allen Sportarten und konnte alle möglichen Startplätze in Anspruch nehmen. Insgesamt entsandte der DTB 19 Aktive in seinen Olympischen Sportarten Gerätturnen, Rhythmische Sportgymnastik und Trampoliturnen.
  • Herausragend war die Medaillen-Bilanz im Gerätturnen mit insgesamt drei Silbermedaillen. Fabian Hambüchen mit seiner atemberaubenden Reck-Übung und zweimal Marcel Nguyen mit Silber am Barren sowie sensationell in der Königsdisziplin Einzel-Mehrkampf.
  • Beachtlich ist auch die Steigerung in den Qualifikationswettkämpfen. In London waren wir mit 12 Finalplätzen bei 14 Turn-Entscheidungen vertreten, in Peking waren es 8 Finals. Schade war, dass die Turnerinnen hauchdünn den angestrebten Finalplatz im Mannschaftsfinale verpassten. Philipp Boy verpasste mit Platz 17 in der Qualifikation der besten 24 das Mehrkampffinale, weil nur zwei Starter pro Nation zugelassen sind und die Plätze von Fabian Hambüchen und Marcel Nguyen belegt waren. Eine nicht alltägliche Erfahrung für einen deutschen Turner.
  • Hinter den Erwartungen leicht zurück blieb das Team im Mannschaftsfinale mit Platz 7 in der Endabrechnung.
  • Erfreulich wiederum die Finalplatzierungen der Frauen mit Elisabeth Seitz als 10. im Mehrkampf und Platz 6 am Stufenbarren. Mit Platz 4 am Sprung beeindruckte Janine Berger als Jüngste im Team und haderte mit dem Verpassen der Bronze-Medaille. Oksana Chusovitina beendete ihre Karriere einen Platz hinter der deutschen Nachwuchshoffnung auf Rang 5.
  • Unsere beiden Trampolinturner Anna Dogonadze und Henrik Stehlik schafften trotz guter Leistungen die Qualifikation für das Finale der besten acht leider nicht. Sie mussten der nachrückenden Jugend und aufgerückten Nationen Tribut zollen. Henrik Stehlik belegte Platz 9, Anna Dogonadze erreichte am Ende Platz 10.
  • In der Rhythmischen Sportgymnastik war die Qualifikation der jungen Gymnastin Jana Berezko-Marggrander für den Einzelwettkampf bereits ein nicht zu erwartender Erfolg. Sie reiste nach London, um international Erfahrung zu sammeln und ihren Platz in der Weltelite zu behaupten. Mit Platz 17 in der Qualifikation konnte sie sich nicht für das Finale der besten Zehn empfehlen, es wäre auch eine große Überraschung gewesen.
  • Nachdem sich die Gruppe in der Rhythmischen Sportgymnastik bereits bei der WM frühzeitig einen Startplatz für London gesichert hatte, waren die Erwartungen im Lager der Gymnastinnen mit dem Ziel einer Finalteilnahme der besten acht Gruppen recht hoch. Vom Leistungsvermögen wäre es möglich gewesen, aber im Wettkampf hat nicht alles gepasst, so dass sich die Gymnastinnen mit Platz 10 in der Endabrechnung zufrieden geben mussten.


Bei der sportlichen Bilanz gilt es auch, Danke zu sagen. Unser Dank geht in erster Linie an die Aktiven und das beteiligte Team von Trainern und Betreuern im Heimatverein, im Stützpunkt und in der Nationalmannschaft. Eingeschlossen in den Dank sind die Verantwortlichen in den Landesturnverbänden und auf Bundesebene, die daran beteiligt sind, unser Spitzensportsystem mit Leben zu füllen.