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Sprossenwand - Magazin im DTB

Olympia-Quali - Chefcoach im Interview

26.06.2012 09:02

Am 30. Juni findet in der Frankfurter Fraport Arena der finale Schlagabtausch der deutschen Turnerinnen und Turner für die Olympischen Spiele statt. Im DTB-Interview äußert sich Männer-Cheftrainer Andreas Hirsch über die Lage in der deutschen Riege und die (An-)Spannung vor Olympia.

Frage: Bei der Turn-EM zuletzt in Montpellier lief für die DTB-Männer längst nicht alles nach Plan. Als Titelverteidiger landete das Team nach einigen Fehlern im Finale auf dem sechsten Platz. Welche Konsequenzen wurden daraus gezogen, bricht nun in der Olympiavorbereitung Aktionismus aus?
Andreas Hirsch: Die Situation ist natürlich besser, wenn man mit positiven Ergebnissen einen Wettkampf beendet – keine Frage. Dann ist die Stimmung im Team automatisch besser. Anderseits kann man aus schlechten Dingen immer auch etwas Gutes ziehen. Ich denke, die Situation sollte unsere Sinne schärfen, wir müssen uns fragen: was können wir anders machen? Meist ist es ja so, dass man sich durch Niederlagen weiterentwickelt. Wir haben danach individuelle Gespräche geführt, die Lage analysiert und werden unsere Schlüsse für die Olympia-Vorbereitung daraus ziehen. Bei aller Unzufriedenheit mit dem EM-Verlauf darf man aber auch nicht außer Acht lassen, dass wir nicht alle Top-Leute mit an Board hatten. Und Turner wie Boy hatten im Vorfeld längere Zeit mit Verletzungen zu kämpfen

Frage:
Die 2. Olympia-Qualifikation in Frankfurt/ Main findet knapp vier Wochen vor dem Beginn der Olympischen Spiele statt. Was für Leistungen sind von den deutschen Männern in der Fraport Arena zu erwarten?
Andreas Hirsch: Ich denke, dass die beiden Qualifikationswettkämpfe vom Leistungsvermögen einen Aufschwung mit sich bringen werden. Für die Turner steht die Nominierungssituation für die Spiele in London im Raum. Insofern werden sie sehr gut vorbereitet sein.

Frage:
An welchen Geräten dürfen sich die Frankfurter Zuschauer bei den Männer-Wettkämpfe auf herausragende Leistungen freuen?
Andreas Hirsch: Das Reck hat sich in den letzten Jahren international aber auch bei den deutschen Turnern sehr spektakulär entwickelt. Es ist auch für das Publikum mittlerweile das Königsgerät. Hier haben wir mit Boy und Hambüchen internationale Klasse vorzuzeigen, keine Frage. Am Barren ist vom aktuellen Europameister Marcel Nguyen einiges zu erwarten. Im Mehrkampf haben wir mit Philipp Boy, Fabian Hambüchen und Marcel Nguyen drei potenziell sehr starke Athleten. Hier steht nicht fest, wer vorne sein wird und die Zuschauer dürfen sich auf einen spannenden Schlagabtausch freuen Für alle Turner an allen Geräten gilt jedoch, Stabilität bei hoher Schwierigkeit ist zu bieten.

Frage: 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking ist die Männer-Riege des DTB knapp an einer Medaille vorbei geturnt. Was erwarten Sie diesmal von ihren Jungs?
Andreas Hirsch: Wenn das Team erfolgreich ist, ist auch jeder einzelne Turner erfolgreich - das hätte ich liebsten. Welche Medaille aber schlussendlich im Medaillenspiegel auftaucht, ist egal. Wenn es Reck ist, bin ich genau so froh. Mit der Mannschaft wird es jedenfalls verdammt schwer, denn es liegen einige Teams sehr dicht beieinander. Man kann sagen: Wer Dritter wird kann auch Achter werden. Ich sehe nur China und Japan als gesetzte Medaillenkandidaten. Alles andere ist vom Wettkampfverlauf abhängig – es wird eine verdammt enge Kiste.

Frage: Bei den Olympischen Spielen ist Turnen eine Kernsportart und die Athleten stehen im Fokus der Öffentlichkeit wie sonst nie. Wie sieht es im Innern eines Trainers aus, angesichts der bevorstehenden Aufgabe?
Andreas Hirsch: Fakt ist, Olympia ist das große Ziel. Aber damit verbunden sind auch eine Menge Erwartungen und eine große Verantwortung. Ich würde das Gefühl als angespannt, beziehungsweise spannend bezeichnen. Es gibt sicherlich angenehmerer Momente als die Zeit kurz davor, dies ist vergleichbar mit Lampenfieber. Doch schließlich wir wollen dorthin und die Aufgabe meistern. Hierfür ist eine gewisse interne Balance notwendig, Konkurrenz ist nicht immer angenehm aber für den Erfolg notwendig.

Frage: Zurück zur zweiten und entscheidenden Olympia-Qualifikation: Was muss am 30. Juni in Frankfurt passieren, damit sie Abends zufrieden ins Linder Hotel zurückkehren?
Andreas Hirsch: Es freut mich, dass wir auf einem Podium turnen und wir daher ein medien- und zuschauerfreundliches Format präsentieren. Bei den Wettkämpfen sollte sich vor allem niemand verletzen, die Zuschauer sollten ordentlich Stimmung machen und unsere Turner ein gutes, sportliches Erscheinungsbild abgeben. Die Rahmenbedingungen sind jedenfalls sehr gut, insofern freuen wir uns auf eine tolle Veranstaltung.

Die Starterinnne und Starter
Frauen
Berger, Janine (SSV Ulm)
Bui, Kim (MTV Stuttgart)
Chusovitina, Oksana (TV Herkenrath)
Hill, Lisa-Katharina (TuS 1861 Chemnitz-Altendorf)
Hindermann, Giulia (MTV Stuttgart)
Hölzer, Annabelle (Eintracht Frankfurt)
Jarosch, Nadine (TV Detmold)
Müller, Katharina (TV Überlingen)
Rheinbay, Anja (Turnteam Toyota Köln)
Seitz, Elisabeth (TG Mannheim)
Tolle, Pia (MTV Stuttgart)
Wondrak, Lara-Sophie (TSG Nordwest 1898 Frankfurt)

Männer
Boy, Philipp (SC Cottbus)
Bretschneider, Andreas (KTV Chemnitz)
Fahrig, Matthias (SV Halle)
Hambüchen, Fabian (TSV Wetzlar-Niedergirmes)
Jursch, Christopher (SC Cottbus)
Krimmer, Sebastian (MTV Stuttgart)
Liebrich, Helge (TV Wetzgau)
Nguyen, Marcel (TSV Unterhaching)
Taranu, Thomas (KTV Straubenhardt)
Toba, Andreas (TK Hannover)
Weber, Robert (TSV Ehmen)


Zeitplan:
30.06. - 2. Olympiaqualifikation:
Beginn Männer:     14:00 Uhr
Ende Männer       16:45 Uhr
Beginn Frauen:      17:30 Uhr
Ende Frauen :      20:00 Uhr
Wettkampfort:     Fraport Arena (ehemals: Ballsporthalle Frankfurt)
                            Silostraße 46
                            65929 Frankfurt am Main
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