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Sprossenwand - Magazin im DTB

Mit Lust auf Erfolg zum Comeback

13.12.2010 13:08

Physiotherapie, Kraft- oder Ausdauertraining und koordinative Übungen - der Deutsche Meister schwitzt und rackert täglich bis zu vier Stunden, um wieder dabei zu sein: Marcel Nguyen hatte sich beim Länderkampf Ende September in Schaffhausen das Wadenbein bei einem der schwierigsten Turnelemente gebrochen. Nun sind Krücken sowie Schiene passè - der Münchner arbeitet in seiner Heimatstadt unter Hochdruck und mit großer Motivation für sein Comeback sowie die wichtige kommende Saison.

Im Consports Center für Physiotherapie in München nimmt sich der DTB-Cheftherapeut Cyrus Salehi den Mannschaftseuropameister zurzeit täglich zur Brust. Dabei geht es nicht darum, den jungen Turner möglichst heftig zu schinden, sondern die richtige Dosierung zu wählen. "Marcel ist sehr fleißig und arbeitet intensiv für sein Comeback. Wir müssen ihn eher bremsen, damit er sich nicht zu viel zumutet", erklärt Salehi. Der 23-jährige Sportsoldat hatte nach einer phantastischen Turnsaison mit Teamgold und Bronze am Boden bei der EM in Birmingham sowie dem Gewinn der Deutschen Meisterschaften im Herbst einfach Pech. Kurz vor dem Saisonhöhepunkt, der Turn-WM in Rotterdam, verletzte er sich bei dem Versuch, einen Dreifach-Tsukahara am Boden zu turnen. Damit war er dazu verdammt, vom Fernseher aus mitzuverfolgen, wie seine Teamkollegen trotz personeller Schwächung sensationell WM-Bronze in der Mannschaftswertung holten.



Nun versucht Nguyen mithilfe des Spezialisten Fehlbelastungen zu vermeiden und die Koordination wiederzuerlangen. Zwischendrin geht es immer mal wieder zurück an den Bundesstützpunkt nach Stuttgart, wo sein Trainer, Valerie Belenki, zusätzlich mit Grundlagen-Akrobatik in der Turnhalle auf ihn wartet. Auch die geruhsamen Weihnachtstage werden diesmal eher knapp bemessen sein. Schon nach dem zweiten Feiertag geht es in München weiter mit dem Rehatraining.
Doch die Leidenszeit soll möglichst schnell vorbei sein: Der Sportsoldat brennt darauf, wieder im Einsatz zu sein und mit seinen Teamkollegen um Medaillen zu kämpfen: "Ich habe mir für das kommende Jahr viel vorgenommen und möchte ab dem ersten Trainingslager im Januar wieder dabei sein. Vor allem bei der Turn-EM in Berlin im April will ich Vollgas geben. Mein Ziel ist, dort mindestens auf dem Niveau zu sein wie bei den Deutschen Meisterschaften zuletzt. Darüber hinaus will ich punktuell meine Übungen aufstocken", so Nguyen, der vor allem an Barren und Ringe noch Potenzial sieht. Aber auch der verhängnisvolle Dreifach-Tsukahara, ein G-Element, das dem "Fahrig-Salto" von Teamkollege Matthias Fahrig in der Schwierigkeit in nichts nachsteht, soll wieder in das Repertoire aufgenommen werden. "Ich will das Ding auf jeden Fall bei der EM zeigen", erklärt er selbstbewusst.

"Eines der größten Talente"
Aber nicht nur die EM in der Hauptstadt motiviert den Athleten, der nach Auffassung von Cheftrainer Andreas Hirsch, "eines der größten Talente in Deutschland ist".  Nguyen: "Die letzten Erfolge haben eindeutig Lust auf mehr gemacht. Im Herbst wollen wir uns bei der WM in Tokio unbedingt für Olympia 2012 qualifizieren. Außerdem will ich an Boden und Barren was reißen".