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Sprossenwand - Magazin im DTB

Klessing gewinnt bei den DJM männlich

04.07.2016 12:13

Vom 1. bis 3. Juli 2016 richtete der Turn- und Sportverein (TSV) Wernau mit den Deutschen Jugendmeisterschaften (DJM) im Gerätturnen männlich erstmalig eine offizielle Veranstaltung des Deutschen Turnerbundes (DTB) aus.

Deutsche Jugendmeisterschaften in Wernau
Weißer Staub fliegt in die Luft, ein angespanntes Gesicht, letzte Zurufe vom Trainer - dann, die kleine grüne Flagge, die signalisiert, dass es los gehen kann. Er sprintet los, wird schneller und schneller, plötzlich ein Sprung, ein paar Drehungen in der Luft. Das Publikum wird erst ruhig, hält für Bruchteile einer Sekunde fast den Atem an, dann ruft es laut „Steh“ und es brechen Jubelbekundungen aus, als der junge Turner, der grade am Boden sein Bestes gibt, fast perfekt landet und sein Gewicht findet. Nach der Landung bleibt er stehen und benötigt keinen zweiten Schritt nach hinten, um sich abzufedern. Kurze Zeit später dröhnt Musik durch die Halle. Alle Turner haben ihr aktuelles Gerät absolviert und die Riegen - wie die kleinen Gruppen sich nennen, in denen die Turner durch die Halle wandern - ziehen weiter.

Die Sieger der DJM männlich
In der Altersklasse M 12 siegte Emil Adam Seeger (SC Cottbus) mit 124,57 Punkten vor Malte Beissel (TSV Kronshagen 1924; 121,75 Pkt.) und Aslan Ün (TSG Kassel-Niederzwehren; 121,22 Pkt.).

Willi Leonhard Binder (SC Cottbus) holte mit 134,77 Punkten den Titel in der Altersklasse M 13-14 und verwies Pascal Brendel (Eintracht Frankfurt; 131,20 Pkt.) und Karl Ornowski (Kieler MTV; 120,25 Pkt.) auf die Plätze zwei und drei.

Bei den 15-16 jährigen Turnern konnte sich Lewis Trebing (TSG Kassel-Niederzwehren; 131,55 Pkt.) gegen die Konkurrenz durchsetzen. Silber und Bronze ging an Lucas Kochan (SC Cottbus; 130,92 Pkt.) und Leven Guddat (Sportclub Berlin; 130,45 Pkt.).

In der höchsten Altersklasse der Jugendturner (M 17-18) holte Nick Klessing mit 165,70 Punkten die Goldmedaille im Mehrkampf vor Carlo Hörr (TSV Schmiden; 159,40 Pkt.) und Leonard Prügel (SC Cottbus; 158,90 Pkt.).

AK 17-18
In den Gerätfinals lieferten sich Nick Klessing (SV Halle), Felix Remuta und Tobias Radoi einen harten Kampf. Während der 18-jährige vom SV Halle die Finals am Barren (13,7 Pkt.) und am Sprungtisch (14,4 Pkt.) gewann, konnte sich Felix Remuta vom TSV Unterhaching zwei Goldmedaillen am Boden (14,7) und der Königsdiszplin, dem Reck (13,1 Pkt.) zusammen mit Leonard Prügel (SC Cottbus) sichern, der die gleiche Punktzahl wie Remuta erreichte. Prügel wurde ebenfalls Zweiter am Barren (13,1 Pkt.). Tobias Radoi (SC Riesa) wurde mit 13,3 Punkten an den Ringen Erster, während Carlo Hörr mit 13,6 Zählern die Goldmedaille am Pauschenpferd gewann.

Alle Ergebnisse der Mehrkämpfe sowie der Gerätefinals der DJM 2016 können hier nachgesehen werden.

Eine volle Halle
Insgesamt nahmen rund 100 männliche Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren bei den DJM teil, die sich in den sechs Disziplinen des Gerätturnens (Boden, Sprung, Ringe, Reck, Barren & Pauschenpferd) beim höchsten nationalen Turnier für Junioren messen. Der Wettkampf wurde in vier Altersklassen ausgetragen. Die Sportler mussten sich vor den Augen der Kampfrichter, des Junioren-Bundestrainer Jens Milbradt und nicht zuletzt dem Publikum beweisen.

Die Musik versiegte, die nächste und letzte Übung am Gerät begann für die Altersgruppe. Danach wurden die besten Drei zur Siegerehrung gebeten und erhielten ihre Medaille und eine Geldprämie. Alle Turner, die es bis hier her geschafft haben, erhielten ein kleines Präsent des Gastgebers TSV Wernau.

In der folgenden längeren Pause, wurde es deutlich lauter in der Halle. Die Musik begleitet die nächste Altersklasse beim Einturnen, das Publikum begann zu Schnattern und deckte sich mit Schwäbischen Spezialitäten ein, die im oberen Teil der Ränge verkauft wurden. Auch die Bierbänke außerhalb der der Halle füllten sich. Manche Eltern beobachten hier, Kaffee schlürfend, ihre jüngeren Kinder, die sich die Zeit mit diversen Fahrgeräten verkürzen, die das eigens angereiste Spielmobil auf dem kleinen Outdoor Sportfeld seitlich der Bänke verteilt hat. 

Interview mit Bundesstützpunkttrainer Gerätturnen Jens Milbradt

Tuju-Reporter: Wie ist ihr Gefühl am Ende des Wettkampfs? Sind sie zufrieden mit dem hier Gezeigten?

Jens Milbradt: Also tendenziell hat man in jeder Altersklasse bestimmte Erwartungshaltungen. Und das ist immer so nach so einer Deutschen Meisterschaft, da ist man mit (manchen) Sachen zufrieden, bestimmte Altersklassen haben sich gut entwickelt, an bestimmte Altersklassen hat man vielleicht höhere Erwartungen gehabt. Und wenn ich alles zusammenfasse, haben wir eine deutliche Entwicklung im Nachwuchsbereich gesehen im Vergleich zum letzten Jahr. Also kann man durchaus positiv gestimmt sein. Wenn auch sicherlich die eine oder andere Altersklasse noch etwas hinter der Erwartung zurück lag.

Tuju-Reporter: Ja, sie hatten das gerade bereits angesprochen. Wie würden sie den Deutschen Nachwuchs im Moment im Internationalen vergleich sehen?

Jens Milbradt: Wir haben uns in den letzten Jahren, (sag ich mal,) aus einer Tal-Sohle wieder langsam nach oben gearbeitet. Wir hatten, so etwa 2014 den Tiefpunkt als wir international in Europa nur den neunten Platz gemacht haben. Dann haben wir natürlich viele Anstrengungen unternommen. Wir können jetzt erstmal mit Stolz sagen, dass wir uns nach oben gearbeitet haben. Wir waren bei den Junioreneuropameisterschaften auf Platz 5. Und dann noch (ei)ne Sieg(es)leistung von Nick Klessing an den Ringen. Also wir arbeiten uns so langsam nach vorne und hoffen natürlich das wir diese Tendenz in den nächsten Jahren auch bestätigen können.

Tuju-Reporter: Und wenn Sie sehen, dass sich der Nachwuchs so gut entwickelt hat, freuen sie sich dann auf solch eine Veranstaltung oder ist das eher so eine Pflichtveranstaltung für sie?

Jens Milbradt: Nein. Es ist jedesmal ein Höhepunkt auch für mich selber, zu solchen Deutschen Jugendmeisterschaften zu fahren. Weil das wirklich ein sehr kompaktes Bild ist, (ich sag mal) in der Entwicklung aus dem ganzen Jahr heraus. Und jedes mal freue ich mich, wenn ich hier sein kann und mir die Wettkämpfe dann auch anschauen kann.

Tuju-Reporter: Wie weit geht der Blick in die Zukunft? Ist da Tokio 2020 schon ein Thema?

Jens Milbradt: Für mich persönlich - ich bin ja zuständig für den Nachwuchsbereich -meine Orientierung geht jetzt so langsam eher in die Richtung 2018 - Vorbereitung auf die nächsten Junioreneuropameisterschaften. Und meine Hoffnung ist natürlich, dass die besten Junioren Turner, die wir jetzt dabei hatten, in den nächsten Jahren den Übergang in den Senioren-Bereich schaffen. Vielleicht bekommen sie auch die Chance 2020 schon bei den Olympischen Spielen mit dabei zu sein.

Tuju-Reporter: Wir bedanken uns sehr herzlich für ihre Zeit und wünschen Ihnen eine angenehme Heimfahrt.

Bericht: Tuju-Reporter Felix Kalkuhl und Nils Scheib