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Sprossenwand - Magazin im DTB

Interview mit Turn-Experten Sylvio Kroll (Kopie 1)

16.09.2010 11:12

Der Cottbuser Sylvio Kroll (auf dem Foto rechts mit Ronny Ziesmer) ist Mitglied des Exekutivkomitees der UEG und gehört in dieser Funktion auch dem OK der Turn-EM 2011 in Berlin an.

Sylvio Kroll und Ronny Ziesmer

Der Turnexperte ist Mitglied des Vorstandes Olympischer Spitzensport des DTB und war in den 80er bis Anfang der 90er Jahre Turner der Weltspitze. Er gewann zweimal Silber bei Olympischen Spielen, war zweifacher Gerät-Weltmeister und Europameister 1985 am Sprung. Von 1997 bis 2007 leitete er als Turnierdirektor den Cottbuser Weltcup "Turnier der Meister". Seit 2009 ist er am Olympiastützpunkt Brandenburg in Frankfurt/Oder als Koordinator Trainingswissenschaft/Bundesstützpunkte tätig.

Sylvio Kroll, die Deutschen Meisterschaften am 11./12. September 2010 fanden in Berlin statt, im kommenden Jahr gibt es die Turn-Europameisterschaften an gleicher Stelle - wie fühlt sich das für Sie an?
Toll! Wieder Spitzenevents vor unserer Haustür zu haben, die turnerisch auf hohem Niveau stehen - wie unter anderen auch der Traditionswettbewerb "Turnier der Meister" oder das Ligafinale in diesem Jahr in der Max-Schmeling-Halle - das wird jeden Turnfan freuen.

Cottbus hat eine lange Tradition im Männerturnen, Sie sind ja selbst ein Beispiel dafür. Mit Philipp Boy steht nun erneut ein Cottbuser in der ersten Reihe der besten deutschen Turner. Was trauen Sie ihm zu im Hinblick auf WM 2010 - EM 2011 - Olympia 2012?
Philipp traue ich noch eine Menge zu: Den Gewinn einer Einzelmedaille bei der WM oder bei den Olympischen Spielen, die neben seiner wichtigen Rolle in der Mannschaft seine Laufbahn krönen könnte...

Wie steht es aktuell ums Turnen in Cottbus, rücken wieder so talentierte Nachwuchsturner nach?
Aus meiner Sicht hat sich die Arbeit der Turntalentschule in Cottbus bewährt, die in eine rege Wettkampftätigkeit eingebettet ist. Ein Beispiel ist das in wenigen Wochen stattfindende "25. Internationale Nachwuchsturnier" um den GWG-Cup. Sicher sind die erreichten Ergebnisse schön, aber zufrieden sind wir noch nicht. Solche Könner wie Robert Juckel, Steve Woitalla oder eben Philipp Boy kann man eben nicht in jedem Jahrgang ausbilden.

Gibt es in Cottbus eine richtige Fangemeinde fürs Turnen?
Ja, die rekrutiert sich aus den Turnerinnen und Turnern der Vereine der Stadt und des Umlandes, aber es sind bei weitem nicht nur diese...
 
Kommen die alle nach Berlin zur EM?
Davon gehe ich aus, ich hatte schon mehrere Nachfragen in dieser Richtung zu beantworten.

Bei den DM wurde als Generalprobe für die EM auf dem Podium geturnt. Warum ist das international so üblich? Was ist der Vorteil daran?
Auf dem Podium turnt man wie auf einem "Tablett". Die gesamte Aufmerksamkeit wird noch zielgerichteter auf die Übung gelenkt. Darüber hinaus unterstützt das Podium die Federeigenschaften der Geräte sowie des Untergrundes.

Wie ist das aus der Sicht der Kampfrichter und Experten?
Die Aufmerksamkeit aller steigt, auch die der Kampfrichter...

Und die Zuschauer - haben die auch einen Vorteil beim Podiumsturnen?
Auf jeden Fall haben sie eine bessere Sicht, einen besseren Überblick. Das gesamte Ambiente wirkt auch attraktiver, einer Meisterschaft angemessen.

Sie waren ein exzellenter Mehrkämpfer, aber wie Matthias Fahrig auch sehr erfolgreich am Sprung und am Boden. Was sagen Sie zum neuen Element, dem "Fahrig"?
Einfach unglaublich, solch ein Element in so kurzer Zeit zu schaffen! Ich bin aber doch froh, dass ich so etwas "nur" noch anschauen darf...