Hambüchen triumphiert

Bevor die zehn Turner nacheinander im Spotlicht einliefen und sofort für gute Stimmung in der Halle sorgten, wünschte DTB-Präsident Rainer Brechtken allen Turnerinnen und Turnern das Quäntchen Glück, um am Ende jeweils zu den Top Fünf zu gehören, die sich für das Turn-Team London und Olympia qualifizieren.

Bei diesem spannenden Wettkampf hatten unerwartet die drei Favoriten Philipp Boy (SC Cottbus), Marcel Nguyen (TSV Unterhaching) und Lokalmatador Fabian Hambüchen (TSG Wetzlar-Niedergirmes) mit Patzern zu kämpfen. Das war das Glück für Sebastian Krimmer (MTV Stuttgart), der einen starken Mehrkampf geturnt hat und am Ende auf Platz drei hinter dem Zweitplatzierten Philipp Boy landete, der sich über seine beiden unnötigen Fehler am Reck und Pauschenpferd geärgert hatte. „Da muss ich einfach noch ein Pokerface auflegen“, gibt der Cottbuser mit einem Lächeln zu. Aber nachdem er sich am Montag aufgrund von Rückenproblemen gar nicht bewegen konnte, war er überglücklich hier überhaupt an den Start gehen zu können. „Bei der Turn-DM vor zwei Wochen habe ich drei Fehler gemacht, heute zwei – ich hoffe, das geht bis Olympia in diese Richtung weiter!“

Und auch Hambüchen freute sich riesig über seinen Sieg bei der 2. Olympia-Qualifikation: „Die Stimmung hier in der Halle war genial und die Fehler am Sprung und Reck ärgern mich nicht weiter. Schließlich war das der letzte Wettkampf vor Olympia und jetzt weiß ich, wo ich im Training nochmal so richtig Gas geben muss.“

Marcel Nguyen hingegen landete heute nur auf Platz fünf. „Ich habe ein paar dumme Fehler gemacht, vor allem mit meinem Abgang am Reck. Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Jetzt werde ich im Training nochmal richtig Gas geben“, verspricht der Münchner.

Ergebnisse:
1. Fabian Hambüchen (TSG Wetzlar-Niedergirmes) 89,900 Punkte
2. Philipp Boy (SC Cottbus) 88,400 Punkte
3. Sebastian Krimmer (MTV Stuttgart) 87,500 Punkte
4. Andreas Toba (TK Hannover) 86,950 Punkte
5. Marcel Nguyen (TSV Unterhaching) 86,050 Punkte
6. Thomas Taranu (KTV Straubenhardt) 85,300 Punkte
7. Matthias Fahrig (SV Halle) 84,100 Punkte
8. Christopher Jursch (SC Cottbus) 82,900 Punkte
9. Andreas Bretschneider (KTV Chemnitz) 82,300 Punkte
10. Robert Weber (TSV Ehmen) 40,900 Punkte

Am morgigen Sonntag (1. Juli 2012) wird Cheftrainer Andreas Hirsch bei den Olympia-Verabschiedung aller DTB-Athleten in Frankfurt bekannt geben, welche fünf Turner er mit zu den Olympischen Spielen nehmen wird. Es bleibt also noch einen weiteren Tag spannend.

Der Wettkampf im Verlauf:
Am Sprung startete der Wettkampf für die drei Favoriten Philipp Boy (16.100 Punkte), Marcel Nguyen (15.800 Pkt.) und Fabian Hambüchen (15.400 Pkt.) mit guten Leistungen.

Und wie erwartet enttäuschte der zweifache Europameister am Barren Nguyen das Publikum an seinem Spezialgerät nicht und erzielte die Tageshöchstwertung von 15,600 Punkten. Auch der Vize-Weltmeister im Mehrkampf Boy zeigt eine saubere Barrenübung, die die Zuschauer mit viel Applaus und das Kampfgereicht mit 15,400 Punkten belohnte. Hambüchen landete am Barren nur fünf Hundertstel hinter Europameister Nguyen (15,550) und auch der Stuttgarter Sebastian Krimmer präsentierte sich hier stark.
Am Reck rutschten sowohl Marcel Nguyen als auch Philipp Boy von der Stange. Sie wurden zwar zum Weitermachen animiert und turnten ihren Abgang sauber in den Stand. Diese Patzer kosteten sie jedoch Punkte (Nguyen: 12.800, Boy:14.150). Fabian Hambüchen setzte ein Ausrufezeichen mit seiner Übung am Reck und brachte die Fraport Arena zum Brodeln! Mit perfekten Flugelementen und 16,400 Punkten hat er erneut bewiesen, dass das Königsgerät seine Spezialität ist.

Nach dem erneuten Gerätwechsel wurde Nguyen auch am Boden vom Pech verfolgt: er trat nicht nur aus der Fläche, sondern landet nach seiner letzten Akrobahn auch auf dem Hintern. Boy hingegen überzeugte nach seinem Abgang vom Reck wieder und nicht nur das Publikum war mit dem Cottbuser zufrieden, sondern auch er selbst (15.100). Hambüchen zeigte eine ebenfalls gute Bodenübung und landet nur knapp hinter Boy mit 15,050. Währenddessen lief es für die zweite Riege am Pauschenpferd nicht rund: Fahrig und Weber gehen vom Pauschenpferd ab (Fahrig: 11,450, Weber: 12,850).

Auch Boy ärgert sich nach dem Gerätwechsel über seine Übung am Pauschenpferd enorm, da er auch hier einen Abgang einstecken musste (13,000). Aber auch Hambüchen blieb hängen und auf dem Pauschenpferd sitzen (12,600). Der Deutsche Vizeweltmeister an diesem Gerät Sebastian Krimmer und sein Trainer Valeri Belenki freuen sich umso mehr über eine perfekte Übung, die mit 14,900 belohnt wird. Nguyen turnt seine Übung am Pauschenpferd sauber durch und kommt nur beim Abgang kurz ins Stocken (14.350). An diesem Gerät muss die deutsche Riege bis Olympia noch eine Schippe drauflegen. An den Ringen zeiget Robert Weber parallel eine Übung nach Maß (15.100).

Zum Abschluss zeigte Hambüchen den Zuschauern an den Ringen nochmals eine Top-Übung (14.900). Bis auf seinem Abgang am Pauschenpferd und einen kleinen Standfehler am Sprung, hat er sich bereits in Olympiaform präsentiert. Krimmer als bisher Zweitplatzierter bringt es an den Ringen auf 13,500 Punkte. Der Deutsche Meister von 2010 an diesem Gerät Thomas Taranu turnt auch hier wieder sehr stark (15,300). Nguyen zeigt die bisher beste Übung an diesem Tag mit 15,450 Punkten. Als letzter Starter des Tages geht Boy an die Ringe und mit einem Lächeln auf dem Gesicht beweist er den Zuschauern, wie erleichtert er nach seiner guten Übung ist (14,650).