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Sprossenwand - Magazin im DTB

Gedenkfeier für Ferdinand Goetz

13.10.2015 10:58

Die Stadt Leipzig und der SV Lindenau 1848 e.V. veranstalten am 13. Oktober 2015 Gedenkfeiern anlässlich des 100. Götz prägte die Turnbewegung über Jahrzehnte hinweg.

Ferdinand Goetz (24. Mai 1826 – 13. Oktober 1915) war einer der Großen, die in der Deutschen Turnerschaft (DT), dem Vorgänger des Deutschen Turner-Bundes (DTB), Verantwortung trugen. Viele sehen in ihm die bedeutendste Persönlichkeit der deutschen Turnbewegung im 19. Jahrhundert nach Jahn. 

Nach seinem Studium in Leipzig lebte er seit 1855 ununterbrochen als Gemeindearzt  in Leipzig-Lindenau. Sein Wohnhaus in der Lützner Straße 11 wurde sehr schnell eine wichtige turnerische Schaltstelle und bald auch Geschäftsstelle der DT. Goetz war das Musterbeispiel eines tüchtigen „Netzwerkers“. So regte er die Gründung eines neuen Turnvereins in Lindenau an (gegründet 1860), war Leiter der örtlichen Feuerwehr, übernahm 1858 die Leitung er „Deutschen Turnzeitung“, gründete 1867 das Archiv der DT und gab 1879 zusammen mit Hugo Rühl erstmals das Handbuch der Deutschen Turnerschaft heraus.

Sein ehrenamtliches Engagement fällt in eine Zeit, in der die DT nach dem „Ruf zur Sammlung“ (Coburg 1860, erstes deutsches Turnfest) von 130 000 Mitgliedern in 1862 auf 500 000 Mitglieder in 1895 und 1,3 Millionen in 1913 anwuchs. Das 3. deutsche Turnfest in Leipzig 1863 wurde mit 20 000 Teilnehmern zu einem ersten Höhepunkt dieser Entwicklung. Nachdem Goetz mehr als 30 Jahre lang ehrenamtlich Geschäftsführer der DT gewesen war, übernahm er 1895 bis zu seinem Tod den Vorsitz der DT. Ihm im Wesentlichen ist es zu verdanken, dass 1894 in Freyburg/Unstrut die Jahn-Erinnerungsturnhalle gebaut wurde und 1903 das Jahn-Museum (in der jetzigen Ehrenhalle). 

Woher er die Zeit nahm, neben Beruf und Ehrenamt auch politisch aktiv zu sein, bleibt ein Rätsel. Jedenfalls war er bald Gemeinderat und ab 1867 direkt gewählter Abgeordneter des Norddeutschen, später des Deutschen Reichstags (bis 1890). 

An seinem Todestag wurde im Rahmen einer Feierstunde in Leipzig im Garten des Goetz-Hauses in der Lützner Straße, einem der wenigen erhaltenen Biedermeierhäuser Leipzigs, die auf einem Granitsockel stehende Kopie der Bronzebüste enthüllt, die 1926 von Carl Seffner geschaffen wurde.