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Sprossenwand - Magazin im DTB

EM der Gymnastinnen

02.06.2012 12:01

Bei den Europameisterschaften in Nizhny Novgorod hat die Nationalmannschaft Gruppe den 9. Platz belegt. Im Einzel wurde Laura Jung mit einer sehr guten Vorstellung 15. des Mehrkampfs. Die Juniorinnen Kristina Durbanova und Anastasia Kempf belegen im Mannschaftskampf den 11. Rang.

EM-Resümee: Russische Dominanz und Optimismus für die Spiele in London

Wieder einmal dominierten die russischen Gymnastinnen kontinentale Meisterschaften - wenn auch der 4. Platz der Gruppe im Finale mit 3 Bändern/2 Reifen zeigt, wie fragil die Erfolgschance auch bei Top-Favoriten sein kann. Dennoch: "Was die russischen Gymnastinnen gezeigt haben, war galaktisch", berichtet DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam. "Sie sind ein ganzes Stück weg von der gesamten Konkurrenz".

Die russische Gruppe hatte am Freitag bereits den Mehrkampf gewonnen und gilt damit als Top-Favorit für die Olympischen Spiele in London. Eine überragende russische Dominanz gab es auch im Einzelmehrkampf mit dem Doppelerfolg von Evgenia Kanaeva, die ihren 14. EM-Titel holte, und Alexandra Merkulova auf dem Silberrang. Die 22-Jährige Kanaeva, die auch 17-fache Weltmeisterin ist, strebt in London ihren zweiten Olympiasieg an.

Nachbesserungen in Sachen Stabilität erforderlich

„Nicht unter den besten Acht Europas zu sein und in keinem Finale zu stehen war nach den Erfolgen des letzten Jahres ein ungewohntes Ergebnis für unsere Gruppe“, so DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam. „Wir mussten feststellen, dass wir nach dem sechsten WM-Platz 2011 nun zu den Gejagten zählen. Gerade der Anschlussbereich an die Weltspitze ist hart umkämpft und Fehler in den Präsentationen werden gnadenlos bestraft. Jetzt heißt es für die nächsten Wochen kräftig an der Stabilität zu arbeiten“, so Willam. „Denn was den Schwierigkeitsgrad, die Choreographien und die Musikauswahl der Übungen angeht, steht unsere Gruppe gegenüber der Konkurrenz in nichts zurück. So bleibt unser Ziel realistisch, in London in das Finale der acht besten Gruppen zu kommen und dort den 6. Platz anzustreben.“

Klasse Vorstellung von Laura Jung im Einzel

Eine optimale Vorstellung gelang hingegen der 16-Jährigen Laura Jung (St. Wendel) im Einzelmehrkampf der EM, in dem sie den 15. Platz belegte. „Laura hat hier erneut gezeigt, was für eine hochwertige Gymnastin sie ist, sie hat einige Olympia-Qualifikantinnen hinter sich gelassen“, lobte Sportdirektor Willam. „Als eine der Jüngsten in der internationalen Konkurrenz hat sie die sportliche Zukunft noch vor sich, hier aber bereits bewiesen, dass sie auch im Feld der Olympiastarterinnen mithalten kann.“

Laura Jung bewies sie mit vier fehlerfreien Vorträgen erneut Leistungsvermögen und Nervenstärke. Sie war im Vorjahr bereits 19. der Weltmeisterschaften geworden und hatte damit einen Startplatz für den DTB bei den Olympischen Spielen erturnt. 

„Ich war nicht besonders nervös vor dem Start, habe mich im Gegenteil sehr gefreut, dass ich hier bei der EM turnen kann“, sagte Laura Jung nach dem Wettkampf. „Es ist alles so gelaufen, wie ich es mir vorgenommen hatte und so bin ich vollkommen zufrieden mit meiner heutigen Leistung“, so die für ihre selbstkritische Haltung bekannte Gymnastin, die mit einer Top-Vorstellung glänzte.

Europameisterin wurde Titelverteidigerin Evgenia Kananeva aus Russland (118,150 Punkte) vor ihrer Teamgefährtin Alexandra Merkulova (116,425) und Aliya Garaeva aus Aserbaidshan (114,850). Für die 22-Jährige Ausnahmegymnastin Kanaeva, die seit sechs Jahren die Sportart weltweit dominiert, war es der 14. EM-Titel. Sie bekam für ihre Übung mit Ball die Tageshöchstnote von 29,700 bei einem Ausgangswert von 10,00 Punkten, dem Maximalwert.

Die Einzelkonkurrenz hatte ein hohes vor-olympisches Niveau. Nach Merkulova, die im russischen Team den Vorzug vor Vize-Weltmeisterin Daria Kondakova erhalten hatte, und Garaeva empfahlen sich die nächstplatzierten Liubov Charkashiona (Weißrussland) – amtierende zweifache Gerät-Weltmeisterin – Silvia Miteva (Bulgarien) und Melitina Staniouta (Weißrussland) ebenfalls für die Medaillenvergabe der Olympischen Spiele.

Mehrkampf Gruppen 01.06.2012 / Finale 03.06.2012

Die deutsche Nationalmannschaft Gruppe hat bei den Europameisterschaften mit 51,750 Punkten den 9. Platz im Mehrkampf belegt und als jeweils Neunte den Einzug in die beiden Finals knapp verpasst.

Europameister wurde mit einer herausragenden Vorstellung Titelverteidiger Russland mit 56,900 Punkten vor Weißrussland (56,325) und Italien (54,875). Die Gastgeber gaben damit eine deutliche Empfehlung für die Gruppen-Konkurrenz der Olympischen Spiele in London, wo nur ein Medaillensatz (Mehrkampf) vergeben wird. Auf den Plätzen folgen Bulgarien, Spanien, Israel, Frankreich und Griechenland.

Die deutsche Gruppe in der Besetzung Mira Bimperling (TV Rehlingen), Nicole Müller (SV Nettelnburg-Allermöhe), Camilla Pfeffer (TSV Schmiden), Cathrin Puhl (TV Rehlingen), Sara Radman (TSV Schmiden) und der neu hinzugekommenen Judith Hauser (TSV Schmiden) musste in der Übung mit 3 Bändern/2 Reifen einen größeren Fehler in Kauf nehmen. Auch trat die Nationalmannschaft zum ersten Mal bei einer internationalen Konkurrenz in dieser Besetzung an, da das Team auf die verletzte Regina Sergeeva verzichten muss.

„Die Platzierung hatten wir uns schon ein wenig anders vorgestellt“, resümierte DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam. „Die Gruppe hat bis auf den einen Fehler stabil geturnt, ließ aber die sonst gewohnte Frische vermissen, agierte eher verhalten. Wir dachten, dass wir im Hinblick auf die Vorbereitung für die Olympischen Spiele da schon ein wenig weiter wären, wissen aber nun, woran wir in den kommenden Wochen zu arbeiten haben.“ Für die Spiele in London hatte sich die deutsche Gruppe bei den Weltmeisterschaften 2011 in Montpellier mit einem starken sechsten Platz direkt qualifizieren können.

Mit jeweils einem Titelgewinn für die russische und die weißrussische Nationalmannschaft in den Finals der Gruppenkonkurrenz gingen die Europameisterschaften am 3. Juni zu Ende.
Russland siegte in der Übung mit 5 Bällen mit 28,800 Punkten vor Weißrussland (28,050) und Bulgarien (28.000). Im Finale mit 3 Bändern/2 Reifen vergaben die Favoriten aus Russland alle Medaillenchancen durch mehrfache Gerätverluste und grobe Ausführungsfehler und landeten auf Rang 4. Nach den Weißrussinnen (28,000) folgten in diesem Finale Bulgarien (27,500) und Italien (27,200) auf den Medaillenrängen.

Bis zu den Olympischen Spielen bestreitet die Nationalmannschaft noch einen letzten Wettkampf-Test beim Weltcup-Turnier vom 11. - 16. Juli in Minsk/Weißrussland. Zuvor präsentiert die Gruppe ihr Olympia-Programm im Rahmen der Deutschen Meisterschaften in Berlin (23./24.06.2012).

Juniorinnen Einzel, Mannschaftskampf, 01./02.06.2012

Ein guter Auftakt gelang den beiden Juniorinnen des DTB, Kristina Durbanova (TSV Schmiden) und Anastasia Kempf (TSV Schmiden) am Freitagvormittag. Die  Juniorinnen starten in der Einzelkonkurrenz der EM.

Kristina Durbanova gelang ein  fehlerfreier Vortrag, sie verpasste den Finaleinzug mit dem Reifen denkbar knapp, kam auf den 9. Rang (24,900). Anastasia Kempf hatte in der Ballübung einen kleinen Fehler, präsentierte sich insgesamt ebenfalls gut (24,175), so dass eine solide Ausgangsbasis für den  zweiten Teil des Wettkampfes gelegt wurde.

Am Samstag folgten die Übungen mit Keulen (Kristina Durbanova - 24,250) und Band (Anastasia Kempf - 24,400). Beide Gymnastinnen hatten mit kleinen Fehlern in ihren Vorträgen zu tun, keine großen Patzer, eher Missgeschicke "aus Versehen" - eine Keule, die eigentlich nicht umfallen sollte, das Band, dem Anastasia ein wenig nachlaufen musste, um es zu fangen...
Den Kampfrichterinnen entgeht so etwas natürlich nicht, und so mussten sich die beiden nicht nur von einer evtl. Finalteilnahme (Anastasia wurde 11. mit dem Band), sondern auch vom 10. Platz im Mannschaftskampf verabschieden: Am Ende wurden sie Elfte im Feld der 33 teilnehmenden Junioren-Teams, zwei Zehntel hinter den Mädchen aus Moldawien.

Doch müssen sich die beiden DTB-Talente keineswegs verstecken, sowohl von den Übungen als auch von ihrem Leistungsvermögen her betrachtet gehören sie zum ersten Drittel der europäischen Spitze, was sie in Zukunft sicher noch öfter beweisen können.

Die junge russische Mannschaft mit vier Gymnastinnen gewann überdeutlich - die schlechteste Wertung für eine Übung betrug 27,400 (!) Punkte, das Endresultat sind stolze 109,850 Punkte. Es folgen Weißrussland (106,550) und Georgien (104,325).

Die vier russischen Gymnastinnen gewannen jeweils ein Gerätfinale, wobei Yana Kudryatseva mit 27,800 Punkten für ihre Ball-Übung die höchste Wertung erhielt. 

Mehr Infos zur RSG-EM unter www.ueg.org

<media 63534>Hier</media> gibt es die Ergebnisse als pdf zum downloaden.