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Sprossenwand - Magazin im DTB

DTB-Präsident zur Dopingdebatte

25.07.2016 14:59

DTB-Präsident Rainer Brechtken äußerst sich zur aktuellen Diskussion um die Dopingbekämpfung und stellt dabei sechs Thesen auf, wie systematisches Doping künftig verhindert werden kann.

"Auf staatliches Doping als System kann es nur eine Antwort durch das IOC (Internationale Olympische Komitee) geben, die ebenfalls auf das System abzielt. Vor diesem Hintergrund müssen Athleten aller Sportarten, die im McLaren-Bericht als belastet auftauchen, komplett für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro gesperrt werden.

Dass bei einer solchen, auf das System abzielenden Entscheidung, natürlich im Einzelfall eine Ungerechtigkeit entstehen kann, muss im Hinblick auf die notwendige abschreckende Wirkung in Kauf genommen werden. Bei den nicht im McLaren-Bericht genannten Sportarten müssen nun die internationalen Spitzenverbände im Einzelfall entscheiden.

Den Athleten, die nachweislich im Ausland unter internationaler Kontrolle sind und somit nicht Teil des Systems, muss eine Startmöglichkeit eröffnet werden. 

Dringend zu klären ist - unabhängig vom Zeitdruck im Vorfeld der olympischen Spiele - die Grundsatzfrage, wie systematisches Doping bekämpft werden kann. Zentraler Punkt dabei ist, wie erreicht werden kann, dass alle Nationen ein klares, nachprüfbares Antidopingsystem haben. Dies muss künftig die Voraussetzung für ein internationales Startrecht sein. Dies bedeutet für mich:

1.Klare Regelungen durch die WADA für ein qualitativ hochwertiges Kontrollsystem für den Antidoping-Kampf

2.Regelmäßige Überprüfung dieses Standards in den einzelnen Nationen, mit entsprechender Berichtspflicht.

3.Einsetzen eines international anerkannten und renommierten Kontrollgremiums mit voller richterlicher Unabhängigkeit. Dieses soll die Berichte entgegen nehmen und Empfehlungen an die Entscheidungs-Gremien des IOC und der internationalen Spitzenverbänden übergeben.

4.Bestandteil der Berichte muss sein, vorhandene Defizite aufzuzeigen und Lösungen vorzuschlagen.

5.Die Entscheidungs-Gremien von IOC und internationalen Verbänden müssen klare Fristen zur Beseitigung der festgestellten Mängel festlegen.

6.Werden diese Anforderungen nicht eingehalten, erfolgt der vollständige Ausschluss der jeweiligen Nationen und ihrer Athleten bei internationalen Veranstaltungen.

Nur auf diese Weise lässt sich meines Erachtens eine internationale Chancengerechtigkeit für die Athleten wieder herstellen. Dass dies auch erhebliche finanzielle Mittel erfordert, ist klar. Aber das internationale Sportsystem ist in der Lage, die entsprechenden Mittel aufzubringen."
Rainer Brechtken