Jetzt lesen:
Sprossenwand - Magazin im DTB

DTB-Festakt | Jubiläum Turnbewegung

21.11.2011 10:00

Mit einem Festakt in Berlin krönte der Deutsche Turner-Bund seine Jubiläumsfeiern zum 200-jährigen Bestehen der Turnbewegung.

Am Sonntag, 20.11.2011, beging der DTB mit mehr als 200 geladenen Gästen und prominenten Rednern im B?rensaal des Alten Stadthauses in Berlin-Mitte das Jubiläum. Das Thema "200 Jahre Turnen - 200 Jahre soziale Verantwortung" wurde von allen Rednern nicht nur hinsichtlich seiner geschichtlichen Bedeutung aufgegriffen, sondern mit Betrachtungen zur der Rolle des Turnens und des DTB in Gegenwart und Zukunft verbunden.

Zahlreiche Persönlichkeiten aus Sport und Politik waren gekommen, unter ihnen auch Europa- und Vizeweltmeister Philipp Boy.

Die Festrede zum Thema "Bürgerschaftliches Engagement" hielt Prof. Dr. Wolfgang Huber, ehemals Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er widmete sich vorwiegend Zukunftsthemen und dem möglichen Engagement des DTB in diesen Bereichen: Leben in der Familie, in der pluralistischen Gesellschaft und dem Ehrenamt. Dabei zeige sich, "Sport ist ein starkes Stück Leben. Sport hat aber auch mit Gefahren und der Verletzlichkeit zu tun; im Sport begegnen Menschen den eigenen Grenzen - und das geht nur, wenn diese Grenzen geachtet werden", so Prof. Huber.
In seiner brillant vorgetragenen und mit viel Beifall bedachten Rede würdigte er die Angebote des DTB resp. seiner Vereine, z.B. für Kinder und Jugendliche: "Die Bewegungsarmut wird heute zu einer der größten Gefahren für das Aufwachsen der Kinder. Der DTB setzt Bewegungsangebote dagegen, und jedes Gegenmittel kann gar nicht hoch genug gewürdigt werden!" 

Das Grußwort der Politik führte Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe aus dem Bundesministerium des Innern an. Sie ging auf drei wesentliche Bestandtteile des Sports in den Turnverbänden und -vereinen ein - den Spitzensport, den Breitensport und das ehrenamtliche Engagement. "Die Turn-EM in Berlin konnte eine positive Bilanz ziehen, auch was die Ergebnisse der deutschen Turnerinnen und Turner betrifft. Dies wurde bei den Weltmeisterschaften fortgesetzt, als sich beide Teams für London 2012 qualifizierten", resümierte Frau Rogall-Grothe und bezog die Ergebnisse anderer Sportarten mit ein. Ebenso wichtig sei aber auch der Beitrag, den der DTB hinsichtlich seiner sozialen Kompetenz leiste: "Turnvereine vermitteln gesellschaftliche Werte wie Fair Play und Toleranz in vorbildlicher Weise." Und: "Heute ist der DTB ein unverzichtbarer Bestandteil unsers sportlichen und kulturellen Lebens." Sie schloss mit den Worten: "Ich wünsche der deutschen Turnbewegung weiterhin eine erfolgreiche Entwickung, und das meine ich im sportlichen wie auch im gesellschaftlichen Sinn."

F?r den organisierten Sport sprach DOSB-Pr?sident Dr. Thomas Bach. "Der deutsche Sport steht für Integration, für Toleranz, für Gleichberechtigung, gegen Gewalt. Diese Werte praktiziert der DTB in vorbildlicher Weise", so der DOSB-Präsident. "Im deutschen Sport bleibt der DTB auch nach 200 Jahren ein Leuchtturm. Ohne den DTB wäre die heutige Sportlandschaft nicht denkbar. Der DTB ist heute eine der modernsten Sportverbände, dem der Spagat zwischen Leistung und Breite gelingt und der seiner sozialen Verantwortung in vorbildlichem Maße gerecht wird." 

Prof. Bruno Grandi als Präsident des Internationalen Turnverbandes (FIG) Übermittelte die Grüße der internationalen Turngemeinschaft. "Die große Vielfalt an Aktivitäten in Ihrem Verband ist nicht nur ehrenvoll, sondern stellt auch das Fundament für die guten Resultate dar", konstatierte der FIG-Präsident. "Deutschland ist in allen Registern des Turnens präsent, in allen Disziplinen und regelmäßig erreichen Athleten des DTB Podestplätze. Dies ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines steten und regelmäßigen Aufbaus und einer adäquaten Verarbeitung jedes Etappenziels." Und an anderer Stelle: "Der DTB ist aktiv, wegweisend, innovativ, stark - heute wie bereits von 200 Jahren. Sie verwalten das Erbe von Friedrich Ludwig Jahn. Dies ist eine Ehre, gleichzeitig tragen Sie damit auch eine große Verantwortung. Mit der immer selben Begeisterung stellen Sie sich dieser Herausforderung."

Den Reigen der Grußworte hatte für den Berliner Senat und als Hausherr des Bärensaals Dr. Ehrhart K?rting, Senator f?r Inneres und Sport des Landes Berlin, eröffnet. "Sport hat viele Facetten und bietet viele Chancen", so der Senator. "Er wirkt in vielen Bereichen präbentiv, hat Einfluss auf die soziale Erziehung." Angesichts der schrecklichen Straftaten, die derzeit die Öffentlichkeit beschäftigen, erinnerte Dr. Körting daran, dass der Sport integrativ wirken und helfen kann, zu einem guten Miteinander beizutragen. "Wir haben das auch bei der Turn-EM hier in Berlin gesehen, wie es gelungen ist, Menschen verschiedner Herkunft zu integrieren. Das ist eine der großen Leistungen, die der Sport erbingen kann." Auf die tags zuvor getroffene Vergabe des Internationalen Deutschen Turnfestes eingehend, sagte er: "Im Jahr 2017 werden wir Gastgeber sein, wir freuen uns darüber, und haben im Vorfeld einiges getan, damit das Turnfest wieder nach Berlin kommt."

Auszeichnung im Kinderturn-Wettbewerb
Die soziale Verantwortung der Turnbewegung wurde greifbar, als im Rahmen des Festaktes die Preisträger des Wettbewerbs "Wasser marsch!" im Kinderturnen ausgezeichnet wurden. Die Jury mit dem ehemaligen Reckweltmeister Eberhard Gienger zeichnete die drei erstplazierten Kinderturnclubs aus: Erster Preisträger wurde der VfL Bad Arolsen 1861, zweiter der TSV Elleringhausen 1920, der dritte Platz ging an den Wolmirstedter SV 1931.

Turn- und Sportgala mit 1.100 Mitwirkenden Aus Anlass des Jubil?ums veranstaltete der Berliner Turn- und Freizeitsport-Bund am Sonntag (20.11.) in der Max-Schmeling-Halle eine Turn- und Sportgala der Berliner und Brandenburger Turnvereine. Insgesamt ca. 1.100 Mitwirkende zeigten in einer attraktiven Show die Vielfalt der sportlichen Angebote der Turnverb?nde. Zur Gala geh?rte auch ein Gastauftritt der deutschen RSG-Nationalmannschaft Gruppe, WM-Sechste 2011 und Olympiateilnehmer 2012.

Ein Jahr im Zeichen des Jubil?ums
Mit seinem Jubil?um "200 Jahre Turnbewegung - 200 Jahre soziale Verantwortung" erinnert der DTB an die Errichtung des ersten öffentlichen Turnplatzes durch Friedrich Ludwig Jahn 1811 in der Berliner Hasenheide. Das Ereignis gilt als Gründungsdatum der Turnbewegung. Der Festakt schließt das DTB-Jubiläumsjahr 2011 mit seinen zahlreichen Veranstaltungen ab. Eröffnet wurde das Jubiläum Anfang Februar mit einem Vortrag von Bundestagspräsident  Dr. Norbert Lammert beim Deutschen Turntag in Frankfurt am Main.

Den öffentlichkeitswirksamen Auftakt des Jubil?ums boten im April 2011 die Turn-Europameisterschaften in Berlin. Seither tourt bundesweit eine Jubiläums-Ausstellung "In Bewegung - 200 Jahre Turnen" durch die Landesturnverb?nde.

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Sport & Olympiamuseum Köln gestaltet. Im Juni richtete der Berliner Turn- und Freizeitsport-Bund am Jahn-Denkmal in der Hasenheide eine Erinnerungsfeier aus, während in Frankfurt am Main zu einem Kongress internationaler Sportwissenschaftler eingeladen wurde. Ergänzt wurden die Feierlichkeiten durch die Veröffentlichung eines Jubiläumsbandes sowie die Herausgabe einer Sonderbriefmarke durch den Finanzminister.

Die komplette Festrede von Prof. Dr. Wolfgang Huber im Wortlaut finden Sie <media 31316>hier</media>. Die Festrede von DOSB-Pr?sident Dr. Thomas Bach gibt es <media 31320>hier</media>.