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Sprossenwand - Magazin im DTB

DTB-Ehrenpräsident ist 80 geworden

08.06.2015 13:13

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Dieckert, Ehrenpräsident des Deutschen Turner-Bundes, wurde am 10. Juni 2015 seinen 80. Geburtstag.

Dieckert wurde 1935 im ostpreußischen Gumbinnen geboren, verbrachte nach der Flucht der Familie nach Kriegsende die ersten Schuljahre in Rinteln/Weser, wo er sich in der Vereinigten Turnerschaft als Vorturner der Kinderabteilung engagierte. Nach dem Umzug der Familie nach Hannover war er für den TKH ein erfolgreicher Mehrkämpfer und wurde 1956 Deutscher Juniorenmeister im Deutschen Zwölfkampf. Dem Abitur 1955 folgte bis 1960 das Studium an der Universität Göttingen in Germanistik und Leibeserziehung.
Beruflich führte ihn der Weg nach dem Staatsexamen an das Institut für Leibeserziehung der Universität Saarbrücken, wo er 1968 zum Dr. phil. promovierte. Im selben Jahr wurde Dieckert auf den Lehrstuhl für Leibeserziehung der damaligen Pädagogischen Hochschule Oldenburg berufen, 1974 dann zum Professor für Sportwissenschaft an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ernannt.

Im Deutschen Turner-Bund gehörte Jürgen Dieckert zu dem Kreis um Dr. Harald Eimermacher (Münster) beim Aufbau der Turnerjugend nach dem Zweiten Weltkrieg. Von 1962 bis 1966 war er als Bundesjugendwart Mitglied im Präsidium des Deutschen Turner-Bundes. Von 1970 bis 1974 war er Mitglied im Präsidium des Deutschen Sport-Bundes (DSB), wo er sich gemeinsam mit Jürgen Palm als Mitbegründer der Trimm-dich-Bewegung verdient machte.
Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte waren der Breiten- und Freizeitsport. So wurden die neuen Universitätssportstätten in Oldenburg unter seinem maßgeblichen Einfluss für die hauptsächliche Nutzung im Breiten- und Freizeitsport modellhaft und humanökologisch entwickelt. Von 1980 bis 1983 arbeitete er in Brasilien als Gastprofessor. Durch ein außergewöhnliches Forschungsprojekt (1988 – 1990) machte er sich einen Namen, als er mit einem Mitarbeiter in Brasilien einen Indianerstamm auf seine Spiel- und Bewegungskultur hin untersuchte (6 Fernsehfilme im ZDF und NDR dokumentierten die Forschungsergebnisse). Im Jahr 1990 erhielt er für seine Forschungsleistungen den vom brasilianischen Staatspräsidenten gestifteten Verdienstorden für Sport.

So wirkte Jürgen Dieckert auch ohne offizielle Ämter stets für die Turnbewegung, als Forscher, Referent, Redner und Autor. Am 10. September 1990 dann wählte ihn der Deutsche Turntag in Hannover mit großer Mehrheit als Nachfolger von Dr. Walter Wallmann zum Präsidenten des Deutschen Turner-Bundes. Von 1993 bis 2002 nahm Dieckert zudem Aufgaben im Präsidium des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) wahr. 1995 ernannte ihn das DSB-Präsidium zum Beauftragten für die Expo 2000 in Hannover, nachdem er bereits 1992 als Vorsitzender einer Expertengruppe das zukunftsorientierte Gutachten "Freizeitsportland Niedersachsen" für den niedersächsischen Kultusminister angefertigt hatte. 1997 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Beim Deutschen Turntag im November 2000 in Leipzig stellte sich Jürgen Dieckert nicht mehr zur Wahl und wurde ob seiner Verdienste für die Turnbewegung zum Ehrenpräsident des Deutschen Turner-Bundes ernannt. Sein Nachfolger als DTB-Präsident wurde der Stuttgarter Rainer Brechtken.
In den folgenden Jahren engagierte sich Jürgen Dieckert im DTB für das von ihm initiierte Sportstättenmodell „Turn-Mehrzweckhallen“, bei dem kleine, für den jeweiligen Vereinsbedarf flexible Hallenmodule für den Freizeit- und Gesundheitssport, bevorzugt in Holzbauweise, entwickelt wurden. Das Konzept des 2003 dazu veröffentlichten Handbuches ist auch heute noch aktuell und hat Eingang in die DIN-Norm des Sportstättenbaues gefunden.
Seinen aktuellen Lebensmittelpunkt hat Jürgen Dieckert zusammen mit seiner Frau Bärbel weiterhin in der norddeutschen Universitätsstadt Oldenburg.