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Sprossenwand - Magazin im DTB

Deutschland holt alle Titel bei Ringtennis-WM

13.11.2006 17:15

„Indien – ein Herbstmärchen“ – so könnte das Motto für das Abschneiden der Deutschen Nationalmannschaft bei den 1. Weltmeisterschaften im Ringtennis vom 6. bis 10. November im südindischen Chennai (Madras) lauten. Völlig unerwartet dominierte Deutschland die Wettkämpfe und holte insgesamt sieben Medaillen im Fraueneinzel, Männereinzel und im Teamwettbewerb.

Die von Bundestrainer Mario Müller (Hamburg) trainierte, verjüngte DTB-Auswahl erwies sich als in jeder Hinsicht bestens vorbereitet und hielt den alten Rivalen Südafrika und den stark aufstrebenden Gastgeber Indien klar im Schach. Die jungen Ringtennisnationen Bangladesh, Pakistan und Brasilien spielten hingegen  noch keine Rolle im Konzert der „großen Drei“.

Die neuen Internationalen Spielregeln der erst im April 2004 gegründeten World Tenniquoits Federation ermöglichen ein attraktives Angriffsringtennis. Ein indischer Sportkanal mit Ausbreitung in die Nachbarländer berichtete live 32 Stunden über die WM. Nicht nur hier setzte der Ausrichter die Tennikoit Federation of India bei der Organisation der Veranstaltung neue Maßstäbe.

Westphal und Schubardt mit WM-Titel im Einzel

Nach einer viertägigen Akklimatisierungsphase wurde es für die je vier deutschen Einzelstarter bei der im K.o.-System ausgetragenen Einzel-WM ernst. Mit den ersten wichtigen Siegen in Schlüsselspielen des Achtel- und Viertelfinals stieg die Gewissheit, dass die Vorbereitung richtig war. Alle acht deutschen Spieler präsentierten sich in Topform und legten so den Grundstein für eine traumhafte Woche. Schon im Halbfinale hatten die Betreuer ihre Arbeit fast erledigt, sieben Deutsche erreichten das Halbfinale. Für deutsch-deutsche Duelle verzichtete die Teamleitung auf den Einsatz von Coaches, um den Teamgeist nicht zu gefährden. Als dann noch der südafrikanische Topfavorit Gerrie Craig und einzige Nicht-Deutsche in der Vorschlussrunde von Dominic Schubardt (Mannheim) klar beherrscht wurde, war der totale Erfolg vorgezeichnet.

Alle Medaillen an Deutschland

Alle Medaillen gingen an die Deutschen, so dass Sabrina Westphal (Mannheim) siegte vor der erst 18jährigen Nicole Schellert, Melanie Böttcher (Mannheim) wurde dritte, Vera Vollhase (Recklinghausen), die als deutsche Nr. 4 die schwersten internationalen Gegner aus dem Weg geräumt hatte, landete auf dem 4. Platz. Bei den Männern bestätigte Schubardt seinen guten Lauf im Finale gegen Timo Hufnagel (Pforzheim), Altmeister Christian Herzog (Karlsruhe) besiegte Gerrie Craig und holte sich noch Bronze.

Team-WM die "Königsdiziplin"

Nach den Ergebnissen der Einzel-WM ging Deutschland nach einem Ruhetag als Favorit an den Start der Teamweltweltmeisterschaft, wobei eine WM-Begegnung aus je zwei Frauen- und Männereinzel, zwei Mixeds und je zwei Frauen- und Männerdoppel also zehn Spielen besteht. Gegen die kleinen Nationen Brasilien, Pakistan und Bangladesh, die alle verlustpunktfrei besiegt worden, kamen die Ersatzspieler vermehrt zum Einsatz.

Indien hieß dann der erste "starke" Gegner. Auch ohne die deutschen Weltmeister Westphal und Schubardt im Einzel und trotz heftiger Gegenwehr der flinken Südasiaten reichte es zu einem klaren 18:2-Erfolg. Einzig Indiens Nr. 2 Sameera, gelang wie schon vor zwei Jahren ein Erfolg im Fraueneinzel gegen uns. Der Gastgeber unterlag dann am nächsten Tag Südafrika mit 6:14, sodass dem deutschen Team schon ein Unentschieden gegen die Proteas zum Titelgewinn gereicht hätte. In Bestbesetzung ließ man aber den Südafrikanern nicht den Hauch einer Chance. Der deutliche 16:4-Sieg der Deutschen, der erste Erfolg gegen die bisher führende Ringtennismacht Südafrika seit 1992, war dann das i-Tüpfelchen auf eine unglaubliche Woche.

Ringtennis will in die zweite Liga des Weltsports

Mittlerweile acht Nationen sind in nur zwei Jahren dem Weltverband beigetreten. Weitere Länder insbesondere aus Asien (Thailand, Sri Lanka. Iran und Polen) könnten dazu kommen. Da trifft es sich gut, dass die nächsten World Games 2009 in China Taipeh stattfinden. Das erklärte Ziel der WTF ist es, in die zweite Liga des Weltsport aufzusteigen. Die neuen Spielregeln im breiteren Einzel, beim alternierenden Doppel , wo wie beim Tischtennis, der Ring abwechselnd von den Partnern gefangen und zurückgeworfen werden müssen und erlaubte Netzroller machen das Spiel schneller und attraktiver.

Beim kurzfristig ins WM-Programm genommenen inoffiziellen Doppelwettbewerb waren die über 2.000 Zuschauer in dem riesigen „Nadia Comaneci“ – Indoors Stadium völlig begeistert und trieben die Duos lautstark zu Weltklasseleistungen an. Mit Nicole Schellert/Silke von Aschwege, sowie Maximilian Speicher/Dominic Schubardt kamen die Sieger wiederum aus Deutschland.

Mario Müller