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Sprossenwand - Magazin im DTB

Das Alltagstrainingsprogramm (ATP)

11.02.2016 10:04

„Wie mache ich mir meinen individuellen Alltag trainingswirksam nutzbar?“ Die Antwort gibt das Alltagstrainingsprogramm (ATP), ein zwölfwöchiges Trainingsprogramm speziell für Menschen ab 60 Jahren, die bisher inaktiv waren, aber in Zukunft ihren Alltag nachhaltig aktiver gestalten möchten.

Das Alltagstrainingsprogramm (ATP) ist ein Element des Programms „Älter werden in Balance“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Gemeinsam mit der BZgA, der DSHS Köln, dem DOSB und dem LSB NRW entwickelt der DTB derzeit dieses zwölfwöchige standardisierte Trainingsprogramm speziell für die Zielgruppe der Menschen ab 60 Jahren, die bisher inaktiv waren, aber in Zukunft ihren Alltag nachhaltig aktiver gestalten möchten. Die bundesweite Implementierung erfolgt ab 2017 über Turn- und Sportvereine. Diese können mit dem neuen Alltagstrainingsprogramm gezielt die Gruppe der über 60-Jährigen ansprechen und damit langfristig auch neue Teilnehmer bzw. Mitglieder gewinnen.

Das ATP unterscheidet sich zu anderen Programmen, indem bewegungsbezogene Alltagsinhalte im Trainingskontext aufgegriffen und trainiert werden, um dadurch einen nachhaltigen Transfer in den individuellen Alltag der Teilnehmer zu schaffen. Ziel ist demnach die Identifizierung und Vermittlung von Bewegungsmöglichkeiten im Alltag unter Berücksichtigung der Frage: „Wie mache ich mir meinen individuellen Alltag trainingswirksam nutzbar?“. Dabei macht sich das ATP die Gewohnheit des Menschen zu Nutze, in dem die Übungen des ATP im Alltagskontext trainiert werden. Alltagssituationen sollen nicht danach gesucht werden, wie sie erleichtert werden können, sondern ganz bewusst soll der Fokus auf eine Erhöhung der Belastung zur Schaffung eines trainingswirksamen Reizes gelegt werden.

Die Inhalte des Programms werden nach Alltagssituationen der zielgruppenspezifischen Lebenswelten im öffentlichen und privaten Raum konzipiert. Im öffentlichen Raum findet das Programm in Parks, auf Gehwegen etc. direkt in der Lebenswelt der Teilnehmenden statt. Im privaten Raum – wie zu Hause – wird das Training in einer Halle bzw. einem Raum durchgeführt. Erlernt wird beispielsweise, wie durch die bewusste Anwendung von Gehvarianten die Gleichgewichtsfähigkeit verbessert werden kann, wie Alltagsgegenstände zur Kräftigung der Muskeln eingesetzt werden können oder Wartezeiten effektiv für Kräftigungs-, Mobilisierungs- und Dehnübungen genutzt werden können.

Die Entwicklung dieses Bewegungsprogramms richtet sich in Bezug auf die Inhalte, die Ausbildungsqualifikationen der Übungsleiter sowie auf organisatorische Aspekte nach den Rahmenrichtlinien der Qualitätssiegel „Pluspunkt Gesundheit.DTB“ sowie „SPORT PRO GESUNDHEIT“ des DOSB. Das Programm wird wissenschaftlich evaluiert. Diese prozessorientierte Evaluation soll mögliche Barrieren der Umsetzung identifizieren und Wege aufzeigen, wie das Programm langfristig in Deutschland umgesetzt werden kann. Die zusätzliche Akzeptanzanalyse der Teilnehmenden und Übungsleitenden zielt ebenfalls darauf ab, das Programm evaluationsbegleitend inhaltlich zu verbessern. Zudem wird eine mögliche Verhaltensänderung der Teilnehmenden, u.a. der Alltagsaktivitäten, erhoben.
Ab 2017 beginnt die bundesweite Implementierung des Programms in allen interessierten Vereinen.

Im Mittelpunkt der Übungsleiterschulungen, die ab September 2016 stattfinden, steht die Einführung in die verschiedenen Stundensequenzen des Alltagstrainingsprogramms. Die Übungsleiter erhalten ein umfangreiches Kursleitermanual, welches neben den Grundlagen des ATP auch Stundenbilder und Unterrichtsmaterial für den Kursleiter, Teilnehmerunterlagen sowie Formularvordrucke zur Organisation und Umsetzung des Kurses bzw. zur Kooperation mit Krankenkassen enthält.
Nach erfolgreicher Teilnahme erhalten die Übungsleiter ein Zertifikat. Das Zertifikat ist unbegrenzt gültig und muss nicht verlängert werden. Teilnahmevoraussetzung ist die 2. Lizenzstufe „Sport in der Prävention“ oder professionelle Ausbildung (Sportwissenschaftler, Physiotherapeuten, Sport- und Gymnastiklehrer, Physiotherapeut, Ergotherapeut oder Motopäde) mit nachweislich gesundheitsorientierter Ausrichtung. Diese Fortbildung wird auch zur Verlängerung des Qualitätssiegels „Pluspunkt Gesundheit.DTB“ und der 2. Lizenzstufe „Sport in der Prävention“ anerkannt.

Die Akademie vor Ort bietet Übungsleiterschulungen ab September 2016 an. Eine Übersicht mit den Terminen und Ansprechpartnern finden Sie hier.

 

Bild: Heiko Wolfraum