Jetzt lesen:
Sprossenwand - Magazin im DTB

Chefcoach Kuhn vor WM im Interview

08.11.2010 10:31

Die zuletzt so erfolgreichen deutschen Trampolinturner stehen kurz vor ihrem WM-Auftakt bei den Titelkämpfen im französischen Metz (11. - 13.11.). Cheftrainer Michael Kuhn spricht im Interview über die Situation im deutschen Team und die angestrebten Ziele der DTB-Athleten.

Cheftrainer Michael Kuhn

Frage: Zuletzt bei der EM im Frühjahr war das deutsche Team mit Team-Gold bei den Männern, Silber bei den Frauen und Mediallen in Einzel und Synchron sehr erfolgreich. Nun ist es eine Einzel-WM in Metz, wie ist die Formkurve der DTB-Athleten, wie war die Saison bisher?
Michael Kuhn: Die Saison war auch nach der EM für uns insgesamt erfolgreich. Bei mehreren Worldcups konnten unsere Athleten Platzierungen auf dem Treppchen bzw. Finalplatzierungen erreichen. Daher war auch die Formkurve unserer Athleten war bis vor kurzem noch optimal. Zwischenzeitlich gibt es aber ein paar Dämpfer: Henrik Stehlik hat kurz nach einer überstandenen Erkältungspause ein Magen-Darm-Virus erwischt und lag zwei Wochen vor der WM noch flach. Martin Gromowski ist im Training gestürzt und hat ordentliche Rückenschmerzen davongetragen, die ihm eine Trainingspause von über einer Woche eingebracht haben. Er soll Montag (Anm: 01.11.2011) wieder einsteigen, mal sehen, ob es dann wieder okay ist. Dennis Luxon ist auch umgeknickt und hat eine Woche pausieren müssen. Jessica Simon fällt definitiv durch ihren Bruch der Mittelhand, zugezogen bei den Deutschen Meisterschaften aus. Alexandra Kohler, die für Synchron vorgesehen ist, wird ihren Platz im Einzel einnehmen.

Frage:  Wie und wo haben Sie sich auf die WM vorbereitet?
Michael Kuhn: In Bad Kreuznach, da es nah an Metz liegt und die Bedingungen für uns dort gut sind. Von Bad Kreuznach aus fahren wir am 07.11. direkt zur WM und werden dort noch die vier Tage zur Vorbereitung nutzen. Die Umfänge werden nach einer Hochphase in den vergangenen beiden Wochen zum Wettkampf hin eher reduziert werden. Die Qualität in den Übungsteilen und die mentale Vorbereitung spielen eine wesentliche Rolle.

Frage: Wie sieht denn die mentale Vorbereitung aus?
Michael Kuhn:  Obwohl es eine Einzel-WM ist, lege ich Wert auf ein geschlossenes Team, positive Stimmung und gegenseitige Unterstützung. Unser Sportpsychologe ist selbstverständlich sowohl in der Vorbereitung, als auch bei der WM vor Ort und wird die Schwerpunkte, die über die Phase der vergangenen zwei Jahre aufbereitet wurden, in Erinnerung rufen und sowohl in der ganzen Gruppe, als auch individuell mit den Athleten arbeiten. Näher möchte ich nicht darauf eingehen, sonst kann ich einen Roman schreiben…

Frage: Die erfahrenen Athleten Stehlik und Dogonadze sind wieder zurück im Team, haben wir die richtige Mischung aus jung und alt?
Michael Kuhn: Junge Athleten kommen dann in das Team, wenn sie die sportliche Reife aufweisen und sich in den Qualifikationen durchsetzen. Bei den Männern ist dies in diesem Jahr nur Daniel Schmidt gelungen, der erste WM-Erfahrungen sammeln darf. Bei den Damen ist die Aufstellung ähnlich, wie in den letzten beiden Jahren. Dort wird es noch 1-2 Jahre dauern, bis jüngere Athletinnen nachrücken werden. Nach wie vor spielt Routine, jahrelange Erfahrung eine große Rolle auf dem internationalen Parkett. Nicht zuletzt deshalb sind Leute wie Stehlik und Dogonadze immer noch unerreicht.

Frage: Wie sehen die konkreten Ziele für die Athleten aus?
Michael Kuhn: Dass jeder seine individuelle Leistungsfähigkeit im Wettkampf unter Beweis stellt und in der Lage ist, unbeeindruckt vom Drumherum auf sich selbst und die eigene Leistung konzentriert zu bleiben. Anna kann das Einzelfinale erreichen. Darüber hinaus wäre es schön, wenn ein bis zwei Frauen zwischen Platz zehn und 20 landen könnten. Bei den Männern wage ich bei den genannten Problemen keine Prognose. Finalplatzierungen sind auch in Topform nur mit optimalen Leistungen für Henrik und Martin zu erreichen. Und von der Topform sind beide sicher ein Stück entfernt.
Im Synchron sind Finalplatzierungen aber sicherlich möglich.

Frage: Welche Nationen haben zurzeit die stärksten Athleten in ihren Reihen?
Michael Kuhn: Bei den Männern sind vor allem China, Japan, Russland, Frankreich und USA stark. Bei den Frauen sind es ebenfalls China sowie Kanada und Russland. Allerdings geibt es bei den Männern und Frauen jeweils etwas zehn weitere Nationen die einzelne Top-Athleten aufweisen.