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Sprossenwand - Magazin im DTB

Bilanz der Europaspiele 2015 in Baku

28.06.2015 09:07

Am 28. Juni 2015 sind die 1. Europäischen Spiele in Baku (Aserbeidschan) zu Ende gegangen. Der Deutsche Turner-Bund war mit insgesamt 18 Aktiven in seinen Sportarten Turnen, Trampolinturnen, Rhythmische Sportgymnastik Gruppe und Aerobic beteiligt, ergänzt um fünf Aktive in der Sportakrobatik, die der DTB international vertritt.

Die sportliche Bilanz des Turnteams kann sich sehen lassen: Fünf Medaillen (1x Gold, 3x Silber und 1x Bronze), dazu einige gute vierte Plätze sowie insgesamt acht Finalteilnahmen. Herausragend die Einzelturner Fabian Hambüchen mit Gold am Reck und Silber am Boden und Sophie Scheder mit Silber-Medaille am Stufenbarren und jeweils vierten Plätzen im Mehrkampf und am Schwebebalken. Besonders herauszuheben auch die Silbermedaille in der Teamwertung bei den Frauen in der Besetzung mit „Elli“ Seitz, Sophie Scheder und Leah Grießer. Im Trampolinturnen Synchron konnten sich Martin Gromowski und Kyrylo Sonn als Trost für die verpasste Einzel-Finalteilnahme mit der Bronzemedaille belohnen. Mit Blick auf die kommende Gymnastik-WM 2015 in Stuttgart ist auch der vierte Platz der RSG-Gruppe im Finale mit dem Band als hochwertig anzusehen, zumal hier die internationale Spitze der Sportart am Start war. Eine detaillierte sportliche Auswertung werden in Kürze die zuständigen Cheftrainer und Gremien des DTB vornehmen. Eine erste vorläufige Bilanz zieht DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam: “Insgesamt können wir mit dem sportlichen Abschneiden sehr zufrieden sein. Im Detail muss man sicher die veränderten Regeln – zum Beispiel 6er- statt 8er-Finals und nur eine Teilnahme pro Nation in den Finals – und auch die Qualität des jeweiligen Starterfeldes bei der Auswertung hinzuziehen, um den genauen sportlichen Wert ermitteln zu können. Hier wird es Unterschiede in den einzelnen Sportarten geben.“

Für die Aktiven selbst waren die Spiele in Baku neben ihren anspruchsvollen sportlichen Leistungen auch ein tolles Gemeinschaftserlebnis mit einem „Hauch von Olympia“. Sie genossen die Begegnung mit anderen Aktiven sowohl aus dem eigenen Team als auch den anderen Nationalitäten. Gleichzeitig haben sie sich auch mit der Kritik am Gastgeberland befasst, nicht zuletzt auf Initiative der Aktivensprecher im DOSB. 

Bei einer sportpolitischen Bilanz der 1. Europäischen Spiele jedoch sind eine Menge kritischer Fragen zum Gastgeberland und zum Stellenwert der Veranstaltung im internationalen Wettkampfkalender zu stellen. „Die Premiere der Europäischen Spiele wurde überschattet von den unhaltbaren politischen Bedingungen im Gastgeberland und einer unverhältnismäßig kostenintensiven Gestaltung der Spiele“, nimmt DTB-Präsident Rainer Brechtken eine sportpolitische Bewertung der Spiele in Baku vor. „Dies wird das Europäische Olympische Komitee (EOC) bei der Auswertung der Premiere und Beleuchtung der weiteren Perspektive genau beleuchten müssen, zumal sich auch noch die Niederlande als kurz zuvor bestellter Ausrichter für 2019 zurückgezogen haben“, so der DTB-Präsident. Spannend für die Turner wird bei all dem der Blick auf den internationalen Wettkampfkalender insgesamt, nachdem die Europäische Turn-Union vor wenigen Wochen entschieden hat, ihre Europameisterschaften ab 2018 gemeinsam mit anderen Sportarten als „European Championships“ an einem Ort - Premiere vom 25. Juli bis 17. August 2018 in Glasgow - durchzuführen. Nach Auffassung des DTB-Präsidenten haben die Europäischen Spiele im vorolympischen Jahr aus der Sicht der Turnsportarten nur dann eine Chance, wenn die Turner dort ihre Europameisterschaften integrieren.