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Sprossenwand - Magazin im DTB

"Als Vereine in Bewegung kamen"

16.06.2016 17:18

Der Herausgeber Hans-Jürgen Schulke zeigt in seiner Buchveröffentlichung "Als Vereine in Bewegung kamen" die faszinierende Entwicklung des Vereinsports in den letzten 200 Jahren.

Eine faszinierende Zeitreise durch den Sport

Rund 90.000 Sportvereine gibt es aktuell in Deutschland mit Abermillionen von Mitgliedern. Kein Klub ist wie der andere. Alle miteinander bilden ein buntes Mosaik, das Gestalt bekommt und seine wahre Relevanz enthüllt, wenn man die 200jährige Vereinsgeschichte in all ihren Facetten verfolgt. 

In keiner deutschen Stadt lässt sich diese Bewegung, die beschwerliche Entstehungsgeschichte, ihr glanzvoller Aufstieg, die Rückschläge und ihre heutige Bedeutung so exemplarisch verfolgen wie in Hamburg. Denn hier gründete sich Anfang des 19. Jahrhunderts die Hamburger Turnerschaft von 1816, der lange Zeit größte Sportverein weltweit. 

Das Buch zeigt auf, wie die Geschichte des Vereinssports die politischen und sozialen Veränderungen im Laufe der Jahrzehnte widerspiegelt und nicht selten inspiriert hat. Eine faszinierende Zeitreise mit dem Sport durch Kaiserreich, Weimarer Republik, Nazizeit, zwei Weltkriege bis hinein in die Moderne – die Entwicklung von der Pionierarbeit des legendären Turnvater Jahn und einer Handvoll Jungmannen bis hin zur modernen Fitness-Industrie und zum „Sport für alle“. 

Vereine sind eine relativ junge, soziale Organisationsform. Etwa um das Jahr 1800 herum entstanden in zunächst überschaubaren Größen neue Gesellungsformen zwischen Menschen, die sich uneinheitlich Assoziationen, Gesellschaften, Salons, Tafeln, Zirkel, Clubs, Orden, Gemeinschaften, Bünde, Anstalten nannten. Binnen zwei Jahrhunderten spross aus einer bürgerlichen Avantgarde eine vielgestaltige Bewegungskultur, die sämtliche Gesellschaftsschichten erfasst hat.

Mehr noch: Die soziale Organisationsform „Verein“ bildete von Beginn an eine völlig neue Qualität, weltweit in der Menschheitsgeschichte ohne Vorbild. Unabhängig von Familie, Zunft, Stand, Religion, Geschlecht, Einkünften und Wohnort konnte sich hier jeder und jede zueinander gesellen, wenn es denn ein gemeinsames Interesse gab. Der Eintritt wie auch das Verlassen dieser Gemeinschaft war offen, jeder durfte gleichberechtigt über die Vereinsangelegenheiten mitbestimmen, Macht wurde per Stimmrecht für alle und auf Zeit vergeben, die Entscheidungswege waren transparent und die Ergebnisse öffentlich. Mehr Demokratie geht nicht. Wissenschaftler nennen das 19. Jahrhundert nicht zuletzt deshalb das der Vereine. Der frühere DSB-Präsident Hans Hansen brachte deren Omnipotenz einst auf die griffige Formel: „Vereine können alles.“

Erfahrene Autoren, die meisten mit praktischer Vereinserfahrung, haben die Entwicklung in 70 Beiträgen aufbereitet: Anschaulich, anekdotisch, kurios, hintergründig. Kein streng wissenschaftliches Werk, dafür einladend zur Entdeckung eines wesentlichen Teils unseres Alltags. Denn der Sport ist nicht nur die größte Bürgerbewegung im Land, er ist heute mehr denn je unersetzliches Bindeglied der Gesellschaft.

Als Vereine in Bewegung kamen – Hrsg. Hans-Jürgen Schulke – Verlag Die Werkstatt, Göttingen, 2016, 318 Seiten mit vielen, teilweise historischen Abbildungen, ISBN 978-3-7307-0258-1, Preis  34,90 Euro