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Sprossenwand - Magazin im DTB

30 Jahre DTB-Pokal

12.11.2012 14:48

30 Jahre DTB-Pokal, das sind 30 Jahre großes Turnen in Stuttgart. Egal ob Mannschaftswettbewerb, Mehrkampf oder Spezialisten - immer wieder hat es der Weltcup geschafft, sich dem Zeitgeist im Turnen anzupassen. Nur so wurde der DTB-Pokal zu einer Erfolgsgeschichte. Und Stuttgart das heimliche „Wimbledon des Turnens“.

Die Hanns-Martin-Schleyer-Halle war gerade ein paar Wochen alt, als die Turner im Oktober 1983 von Stuttgarts neuer Arena Besitz ergriffen. Eine neue Bühne sollte genutzt werden, um eine internationale Veranstaltung im Turnen in Deutschland zu etablieren. Der Mannschaftswettkampf, der zuvor in Ingelheim und Wiesbaden in einfachen Turnhallen stattgefunden hat, wurde vom umtriebigen STB-Geschäftsführer Robert Baur und seinem Team völlig neu präsentiert. Die Medien überschlugen sich nach der gelungenen Premiere geradezu. „Der DTB-Pokal ist aus seinem Mauerblümchendasein herausgetreten und hat eine deutliche Aufwertung erfahren“, schrieb der Berichterstatter der „Welt“. Und in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ stand: „Das Turnen hat in Stuttgart eine neue Dimension erreicht.“

Neues Wettkampfformat

Bereits ein Jahr später wurde ein neues Wettkampfformat ausgeschrieben. Statt des Teamwettbewerbes mussten die Turner und Turnerinnen zuerst einen Mehrkampf absolvieren, um sich dann für die Gerätefinals zu qualifizieren. Was wiederum den besten Athleten gefiel. Für die jeweils Besten war der Start in Stuttgart quasi eine Pflicht. Vom Japaner Koji Gushiken über Li Ning (China) bis Vitaly Scherbo (Weißussland), von Maxi Gnauck (Chemnitz) über die Rumänin Daniela Silivas bis Svetlana Boginskaja (Russland) zieren Olympiasieger und Weltmeister die Siegerliste. 1987 lobte der rumänische Turnpräsident Adrian Goleac: „Mein Dank gilt dem Publikum, die Atmosphäre war hervorragend.“

Stillstand bedeutet Rückschritt – getreu diesem Motto formulierte die Organisatoren im Jahr 1992 die Idee eines „Grand Prix des Turnens“. Von 1994 an, so der Plan, sollte eine Veranstaltungsreihe mit den Stationen Budapest, Paris, Rom, Zürich und Stuttgart ausgetragen werden. Doch es blieb bei der Idee, die Zeit für so eine Serie war noch nicht reif. Aber der Boden für den Weltcup mit den vier Stationen Glasgow, Tokio, Stuttgart und einem wechselnden Ort in den USA, wie er seit 2010 existiert, wurde damit schon mal bereitet.

Schwieriger Stand in den 1990er

Anfang der 1990er Jahre geriet der Mehrkämpfer dann ein wenig ins Hintertreffen, die Turner, und auch das Publikum, begeisterten sich zunehmend für die atemraubenden Vorträge der Spezialisten an den einzelnen Geräten. Entsprechend wurde das Format 1993 geändert. Die drei weltbesten Turner einer Rangliste waren gesetzt, fünf weitere mussten sich fürs Finale qualifizieren. Und die zwei besten Finalisten mussten im sogenannten Winners Final noch einmal gegeneinander antreten. Nicht bei allen stieß dieses Format auf uneingeschränkte Begeisterung. „Wenn Du Weltmeister bist, musst Du auch zweimal beweisen können, dass du der Stärkste bist“, sagte der Russe Sergej Charkow. Kritischer sah dies der Italiener Juri Chechi: „Es ist sicher gut für die Schau, aber für die Turner, zumindest an Boden und Ringen, zu anstrengend.“

Zufrieden zeigten sich dagegen die Beobachter und Funktionäre.  Auch der damalige DTB-Präsident Jürgen Dieckert zeigte sich zufrieden, wie sich der DTB-Pokal entwickelt hat: „Dieser Stuttgarter Modus ist ein phantastischer Weg, das Turnen besser verkaufen zu können. Ich hoffe, dass der internationale Verband solch ein Experiment unterstützt.“

 

Neu gestaltetes Winner Final

Optisch noch einmal attraktiver wurde das Winners Final von 1996 an. Die beiden Finalisten mussten sich nach ihren Übungen auf ein Podest stellen, das sich dann langsam in die Höhe erhob. Wessen Gabelstapler zuerst anhielt, war Zweiter. „Ein kribbeliges Gefühl“, urteilte Olympiasieger Alexej Nemow.

Dank eines kleinen Kraftpaketes aus Wetzlar erreichte der DTB-Pokal im Jahr 2004 neue Bestmarken. Noch nie war das Interesse des Fernsehens so groß. Deutschland war im Fabian-Hambüchen-Fieber. ARD, ZDF und auch RTL übertrugen aus der Schleyerhalle, 24,82 Millionen Zuschauer sahen allein in Deutschland Turnen.

25-jähriges Jubiläum

Und noch eine Bestmarke. Im Vorfeld der Weltmeisterschaften 2007 wollten so viele Turner und Turnerinnen wie noch nie die Halle kennenlernen. 48 Frauen und 92 Männer haben sich für den DTB-Pokal 2005 gemeldet. Die Halle drohte zu bersten. Zur 25. Austragung im Jahr 2007 gab’s keine Veränderungen im Format, dafür der Lokalität. Vier Wochen nach den Weltmeisterschaften versammelte sich die Turnfamilie statt in der Schleyerhalle in der neuen Porsche- Arena. Zudem schwang sich die EnBW nach den erfolgreichen Titelkämpfen auch beim DTB-Pokal zum Titelsponsoring auf.

Zunächst war es nur ein Solitär. 2008 gab’s zum DTB-Pokal noch die Champions Trophy. Acht Mehrkämpfer gingen am Sonntag an die Geräte. Wie schon 25 Jahre davor. Im Jahr darauf wurde daraus eine Serie, mit Stationen in Frankfurt, Berlin, Hannover und Stuttgart. Maxim Dewiatkowski freute sich nicht nur über den Sieg in der Endabrechnung, sondern auch über den Mercedes SLK, die Prämie für den Gewinner.

Zum 30. Geburtstag mit Olympiapräsenz

Nicht nur bei Dewiatkowski kam die neue Wettkampfform gut an, sondern auch bei der FIG. „Wir müssen das Turnen weltweit medial interessanter machen“, hatte Wolfgang Willam, Sportdirektor des DTB, gefordert. Also wurde das Format 2011 zum Weltcup weiterentwickelt. Mit den vier Stationen in Tokio, Glasgow, Stuttgart und einem Ort in den USA. Die Meldungen für die Serie 2012 zeigen, dass die Idee angekommen ist. Beim 30. DTB-Pokal sind alle Medaillengewinner im Mehrkampf der olympischen Spiele von London dabei: Kohei Uchimura, Marcel Nguyen und Danell Leyva.